Dante Valentine 02 - Hoellenritt
Egeln. Der Primus und seine Gemahlin konnten die Glyphen in den Kreisen identifizieren. Es sind Schmarotzerglyphen.“
Mich fror schon, wenn ich das nur aussprach. Mit Schmarotzern legt man sich besser nicht an. Einem Schmarotzer in die Quere zu kommen ist der schlimmste Albtraum jeden Psions.
Jace, der unmelodiös vor sich hin pfiff, nahm mir die beiden Schaufeln aus der Hand und ließ mich weiterhin sein Schwert halten. Bei dieser Vertrauensbezeugung wurde mir ganz warm ums Herz. „Das ist… also…“
Er kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander.
Ich betrachtete den perfekten Bogen, den sein Wangenknochen bildete, und seinen Mundwinkel. Er war immer so überaus attraktiv gewesen, und seine selbstsichere Ausstrahlung war ebenfalls unwiderstehlich. Ich fragte mich, ob ich mich wohl in ihn verliebt hatte, weil er die ganze Zeit so überzeugt schien, dass ich das tun würde, und ob meine eigene, gut kaschierte Unsicherheit ihn und sein Selbstvertrauen noch unwiderstehlicher gemacht hatten. Immer schon wäre ich gern so selbstsicher gewesen, wie er es zu sein schien, anstatt es nur vorzuspielen, wie ich das in der Regel tat. Seine Fassade schien nie einen Riss zu bekommen, und auch seinen Humor verlor er nur selten. „Und du, was hast du rausgefunden?“
Er zuckte mit den Schultern und schnaubte frustriert. „Exakt gar nichts. Unser Mr Smith war auf seinem Datband als Normalo registriert. Er hat als Juwelier gearbeitet, aber seine Geburtsurkunde ist verschwunden, und seine Strom- und Heizkosten wurden aus einem Treuhandfonds beglichen.“
Ich schob mich an ihm vorbei, froh, dass die Decke nicht niedriger war. „Und aus was für einem Treuhandfonds?“ Ich hatte dieses Haus unter anderem deshalb gekauft, weil der Kriechkeller eine angenehme Höhe hatte. Doreen war es egal gewesen, Hauptsache, das Haus hatte einen Garten. Es war damals unbewohnt und heruntergekommen gewesen, aber die Grundsubstanz war noch in Ordnung. Am Ende der letzten Renovierungsrunde hatten wir eine riesige Party für die parapsychische Gemeinde von Saint City geschmissen. Auf dieser Party hatte ich Jace kennengelernt; allerdings hatte ich ihn erst nach dem Mord an Doreen wiedergesehen.
Wenn ich daran dachte, fing ich gleich wieder an zu zittern. Ich unterdrückte den Schauder und strich mit der rechten Hand über mein ruiniertes Kleid.
„Ein ganz spezieller Geheimfonds. Es gibt keine Möglichkeit, an so etwas ranzukommen. Es ist derselbe Treuhandfonds, in den die Gelder seiner Kunden flossen, deren Namen als Geschäftsgeheimnis geschützt sind. Ich habe alle öffentlich zugänglichen Unterlagen eingesehen, und bis auf den Namen, auf den sein Slicboard registriert war, habe ich absolut nichts gefunden.“ Jace klang reichlich angewidert.
Am hinteren Ende des Hauses fand ich die richtige Stelle. Sie lag unter einem Schrank, den ich nie benutzte. Das Herz schlug mir bis zum Hals hinauf. Ich atmete tief ein, und das blutverkrustete Kleid raschelte. „Ein Juwelier mit einem Slicboard? Und welchen Namen hatte er angegeben?“
„Keller. Nur das eine Wort. Kein Nachname. Er hat es in einem Laden auf der Lorraine gekauft, der inzwischen zugemacht hat.“
Seine Aura war aufgewühlt und überaus stachelig. Auch er war nicht gern hier unten. Als ich mich zu ihm umdrehte, spürte ich die Wärme seines Körpers. Der Geruch von gepfeffertem Moschus und Honig war beruhigend, auch wenn er sich mit den Ausdünstungen von menschlichem Verfall mischte.
„Die Geschichte wird immer unübersichtlicher.“ Meine Stimme zitterte. Ich griff nach einer der Schaufeln.
„Mir war sie auch so schon unübersichtlich genug.“ Jace schob mich mit der Schulter zur Seite. „Lass mich machen, ich bin stundenlang knietief in Papieren und Akten gewatet. Ich muss jetzt mal ein bisschen ins Schwitzen kommen. Wo fange ich mit Graben an?“
Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu. In diesem Teil des Kellers war das Licht schwach genug, dass ich die feinen Linien um seinen Mund und seine Augen nicht sehen konnte.
Außer wenn ich mich darauf konzentrierte.
Was ich lieber nicht tat. Stattdessen sah ich zu, wie er die Schaufel aufsetzte und grub. Wir waren hier sehr nah an den Betonfundamenten. Die Erde war staubig und fahl. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, setzte ich mich auf den Boden und legte mir die Schwertscheide über die Knie.
„Jace?“
„Ja?“ Mit einer sparsamen und exakten Bewegung warf er eine weitere Schaufel Erde zur
Weitere Kostenlose Bücher