Dante Valentine 03 - Feuertaufe
wenig höher, so als wollte er Luzifer nachahmen. Oder ihn zitieren.
Das Gesicht des Höllenfürsten spannte sich wieder an. Er ballte eine Hand zur Faust, vielleicht auch die andere, aber die konnte ich nicht sehen. Vermutlich erlebte ich hier zum ersten Mal, dass es dem Teufel die Sprache verschlug, und mir wäre sicher der Kiefer nach unten geklappt, hätte ich die Zähne nicht derart zusammengebissen, um nicht husten zu müssen. Ich legte wieder einen Arm auf den Bauch, um mich nicht vor Schmerz zusammenzukrümmen. Ich wollte nichts verpassen, durfte nichts verpassen. Mein Schwert blieb ruhig, obwohl meine Hand zitterte. Die Klinge summte ein leises, beruhigendes Lied, das Metall glühte.
Schließlich schien der Teufel sich wieder gefangen zu haben. „Ihr verdient einander“, fauchte er. „Möget ihr es genießen. Bring mir meinen Besitz zurück und eliminiere diejenigen, die ihn mir vorenthalten wollen, Tierce Japhrimel, oder ich werde euch beide töten. Das schwöre ich.“
Japhrimels Augen flackerten. „So war das nicht abgemacht, mein Gebieter.“
Luzifer zuckte zusammen. Japhrimel blieb reglos stehen, nur sein Mal bohrte sich mir glühend heiß in die Schulter, ein letzter Psinergieausbruch. Mein Hustenreiz ließ Gott sei Dank etwas nach. Ich blinzelte, um das trocknende Dämonenblut aus den Augen zu bekommen. Ich wollte sehen, wo Lucas war.
Doch ich konnte den Blick nicht von meinem Gefallenen wenden. Er stand angespannt und zu allem entschlossen da und sah dem Teufel direkt ins Gesicht.
„Ich bin der Fürst der Hölle“, sagte dieser kalt.
„Und ich war dein Ältester.“ Japhrimel hielt Luzifers Blick stand. Sogar die Luft zwischen den beiden schrie auf, und das leise Heulen eines leichten Windes war zu hören, der meine Haare nach hinten blies. Ich konnte spüren, wie steif sie von Blut und Staub geworden waren. Ich war schmutzig und hatte Schmerzen. Und ich rührte mich nicht vom Fleck. „Ich war der Sippenmörder. Du hast mich dazu gemacht, und du hast mich verjagt. Ich gehöre dir nicht mehr.“
„Ich habe dich erschaffen.“ Die Stimme des Höllenfürsten zerriss förmlich die Luft. „Ich allein habe Anspruch auf deine Loyalität.“
„Meine Loyalität“, erwiderte Japhrimel mit unerschütterlicher Ruhe, „gilt nur mir. Ich bin gefallen. Ich bin ein Gefallener. Ich bin nicht länger dein Sohn.“
Mörderische Stille machte sich breit. Ich bemühte mich, keinen Laut von mir zu geben.
Dann machte Luzifer auf dem Absatz kehrt. Die Lage normalisierte sich schlagartig. Er marschierte auf das klaffende Loch in der Vorderseite des Nachtclubs zu. Auf dem nassen Straßenbelag draußen spiegelte sich das rote Neonlicht. Ein Fingerschnippen genügte, und schon sprangen ihm die Höllenhunde anmutig hinterher, auch wenn einer noch kurz stehen blieb, zurückschaute und mich anknurrte.
Tja, jetzt kann ich mir ja ausmalen, wer diese Bestien losgeschickt hat. Vermutlich Luzifer höchstpersönlich, um sicherzugehen, dass ich die mir zugedachte Rolle als Köder auch ja brav spiele. Du Drecksack. Du stinkender Drecksack. Ich ließ mich zu Boden gleiten und senkte das Schwert. Der Hustenreiz kam wieder. Es fühlte sich an, als hätte man das Gehäuse einer Plaspistole in meine Innereien fallen lassen.
Der Fürst blieb stehen und drehte den Kopf so, dass ich sein Profil sehen konnte. „Japhrimel“, sagte er mit honigsüßer Stimme, seiner so schönen wie furchtbaren Stimme. „Etwas verspreche ich dir, mein Ältester: Eines Tages werde ich sie töten.“
Dann verschwand er. Einfach so. Die Luft versuchte, das plötzlich entstandene Vakuum vollkommen zu füllen. Vergeblich. Im Gefüge unser aller Existenz blieb eine Brandwunde zurück.
Einen Moment lang schwieg Japhrimel, die Augen starr geradeaus gerichtet. Mich sah er nicht an, und ich war froh darum, denn in seinem Gesicht stand etwas Schreckliches, Unwiderrufliches und alles Verzehrendes.
„Nicht, solange ich über sie wache“, sagte er sanft.
40
Schließlich musste ich husten, bis ich noch mehr schwarzes Blut ausspuckte. Mein Brustkorb tat höllisch weh, und ich fühlte mich, als hätte man mich in der Mitte auseinandergerissen. Meine Beine waren nur noch gefühlloser Matsch, und ich hatte so meine Zweifel, ob ich stehen konnte.
Japhrimel kniete neben mir, hielt mein rechtes Handgelenk gepackt und drückte zu, bis ich das Schwert losließ. Er sagte kein Wort, sondern ließ sofort seine andere Hand unter meinen linken Arm
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