Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Psinergie strömte mir über den Unken Arm. Mein Schwert glühte weiß, und ich wand mich, wobei ich die scharfe Seite meines Katanas vom Gesicht abgewandt, die stumpfe entlang meiner Stirn hielt. Ich drehte mich, bog das Handgelenk und zog dem Teufel das Schwert quer über den Bauch.
Ich konnte richtig spüren, wie Fudoshin tief in ihn eindrang.
Ein gewaltiger Lärm erschütterte die Luft, als würden alle Tasten einer riesigen Orgel gleichzeitig gedrückt und durch übersteuerte Lautsprecher noch verstärkt. Ich fiel nach hinten und schlug mit dem Kopf gegen einen Haufen Ziegel und Mörtel. Eine Welle des Schmerzes raste durch mich hindurch. In meinem ohnehin schon schwer malträtierten Bauch riss irgendetwas. Doch mein Schwert ließ ich nicht los. Das Metall klirrte beim Aufprall gegen die Trümmer, aber meine Finger hielten den Griff fest umschlossen.
Dann hörte ich etwas, über dessen Klang ich mich mehr freute, als ich mir je hätte vorstellen können.
„Rühr sie noch einmal an, Fürst“, sagte Japhrimel so kalt, als hätte sich ein Leichentuch über den Raum gelegt, „und es wird das Letzte sein, was du hier auf Erden tust.“
Es wurde still, als wäre ein nuklearer Winter ausgebrochen. Zeit und Staub verloren sich im Nichts. Schließlich sprach Luzifer. Tödlicher Frost lag in seiner Stimme. „Sollte das eben eine Drohung gewesen sein, Gefallener?“
„Nein“, antwortete Japhrimel vollkommen ruhig. „Ich habe dich lediglich über bestimmte Konsequenzen aufgeklärt. Es schickt sich nicht, seine Rechte Hand derart zu behandeln.“
Ich holte tief Atem und zuckte zusammen, weil sich mein Magen verkrampfte und mir grässliche Pein bereitete. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, mich zu einer Kugel zusammengerollt und die Welt sich ohne mich weiterdrehen lassen. Ich war so müde, so unendlich müde.
Ich stützte mich ab und drückte mich hoch. Erst beim zweiten Versuch schaffte ich es bis auf die Knie. Den Arm hielt ich gegen meinen geschundenen Magen gedrückt. Mein Schwert schleifte über Metall und Steine. Es war zu schwer, ich konnte es nicht hochheben. Unter rasenden Schmerzen musste ich husten. Ich spuckte schwarzes Blut. Mein Rachen brannte, als wäre im Innen] ein Reaktivfeuer entzündet worden, das dem in meinen Organen in nichts nachstand.
„Sie war hier“, knurrte Luzifer wütend. Der Zorn hatte ihm fast die Sprache verschlagen, seine Stimme hatte jegliche Anmut eingebüßt. „Sie …“
„Sie ist deine Dienerin und trägt deinen Schmuck und hat deswegen bereits genug durchgemacht. Einschließlich der Angriffe seitens anderer Jäger, die du ausgesandt hast.“ Japhrimel klang außerordentlich vernünftig und kälter als jedes irdische Wesen. „Entbindest du uns von der Bürde, in deinen Diensten zu stehen, Fürst? Ich könnte mir keinen anderen Grund für eine solche Heimtücke vorstellen.“
Oh, Götter im Himmel, Japhrimel, was hast du da gesagt? Ich versuchte, den Kopf zu heben, und meine Nackenmuskulatur kreischte auf. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es mir gelang.
Japhrimel stand inmitten der Trümmer und Ruinen, die einmal das Tais-toi gewesen waren. Sein langer, feucht schimmernder Mantel lag über seinen Schultern wie die Nacht. Luzifer starrte ihn an; sein an sich hübsches Gesicht war wutverzerrt und überzogen mit einer Finsternis, die nicht von dieser Welt war. Japhrimels Hand schloss sich um Luzifers rechtes Handgelenk. Unter dem Hemd des Höllenfürsten und unter Japhrimels Mantel traten die Muskeln hervor, als der Teufel vorwärtsdrängte und Japhrimel ihn zurückstieß.
Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Aber Japhrimels ganzer Körper stand unter einer so unglaublichen Anspannung, dass er sogar dem Höllenfürsten die Stirn bieten konnte.
Der Teufel befreite sich aus Japhrimels Griff und wich zurück. Nur zwei Schritte, aber das reichte.
Luzifers Aura loderte kohlrabenschwarz auf, eine Verwerfung im Gefüge der Welt. Sie starrten einander verbissen an, als wäre ihr Wortgefecht nur eine Beigabe der wirklichen Schlacht, die sie mit Blicken wie glühenden Speeren ausfochten. Die Höllenhunde schlichen geschmeidig um die beiden hemm. Luzifers blaues Seidenhemd war zerfetzt und ließ in Höhe des Zwerchfells einen Streifen goldener Haut sehen und, wie ich bemerkte, einen einzigen Tropfen schwarzen Blutes. Auf seiner Seidenhose waren mehrere dunkle Blutflecken zu erkennen.
Ich hatte den Teufel
Weitere Kostenlose Bücher