Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Mein eigener Smaragd brannte. Ich versuchte, mir einzubläuen, dass es da Unterschiede gab. Mein Smaragd war das Zeichen meiner Verbundenheit mit meinem persönlichen Seelengeleiter, mit dem Gott, unter dessen besonderem Schutz ich stand, das Mal eines Nekromanten.
Doch es half alles nichts. Mir wurde übel.
Stille breitete sich aus. Japhrimel neben mir war gespannt wie eine Feder, was mir eine verräterische Genugtuung verschaffte. Solange er auf meiner Seite stand, war es durchaus denkbar, dass ich hier lebend wieder rauskam.
Ich hätte dennoch gern mit ihm geredet, hätte mich gern zu ihm umgedreht und ihn angeschaut. Wie sehr ich von ihm umsorgt werden wollte! Dauernd wollte ich beruhigt werden. Mein ewiger Schwachpunkt, wenn es um Beziehungen ging: Ständig stellte ich die Loyalität derer infrage, die bescheuert genug waren, sich mit mir abzugeben. Immerhin hatte ich schon ein paar Schrammen abbekommen. Und das nicht erst gestern.
Mach dich nicht lächerlich, Danny. Behalte deine Weisheiten für dich. Du hast es hier mit Luzifer zu tun. Wenn du Schwäche zeigst, frisst er dich mit Haut und Haaren.
Ich konzentrierte mich darauf, keinen Mucks von mir zu geben.
Luzifer schwieg ebenfalls. Verdammt will ich sein, wenn ich als Erster den Mund aufmache. Ich hielt die verstärkte Scheide meines Schwertes fest umklammert.
Psinergie schwirrte durch die Luft und drückte mir fast wie eine körperliche Last auf Herz, Hals und Augen. Der Dämon in mir wollte auf die Knie fallen, der Mensch in mir wehrte sich dagegen mit Händen und Füßen und mit aller Sturheit, die ich aufbringen konnte.
Vermutlich sollte ich dankbar dafür sein, dass ich schon so oft Gelegenheit gehabt hatte, das Unerträgliche ertragen zu müssen.
Ich hatte nicht die Zeit, mir darüber Sorgen zu machen, ob Japhrimel ebenfalls aufrecht blieb. Ich war zu beschäftigt damit, meine Knie durchzudrücken und Widerstand zu leisten. Meine Ringe spuckten trotzig Funken.
Endlich ergriff der Fürst der Hölle das Wort.
„Der erste Punkt geht an dich, Dante Valentine.“ Seine Stimme war wie ein Streicheln, wie eine eiskalte Flamme, die mir über die Haut leckte. „Ich habe die Hölle verlassen, ich bin allein gekommen, und jetzt zwingst du mich, dich zu begrüßen. Du musst deiner sehr sicher sein.“
Verärgerung machte sich in mir breit, eine lebensrettende Verärgerung. Denn sie brach den Bann seiner Augen und gab mir die Kraft, nicht in die Knie zu gehen.
„Verdammt noch mal“, krächzte ich so heiser, als hätte er soeben erneut versucht, mich zu erwürgen. „Deine Spielchen kannst du dir schenken. Bis heute habe ich nicht einmal gewusst, dass du was von mir willst.“ Ich blickte ihm direkt in die Augen, deren dunkles Glühen mir fast das Gesicht versengte. „Komm endlich zur Sache, Fürst. Gebrauche nur kurze Wörter und behalte bitte deinen verdammten Sarkasmus für dich. Was willst du?“
Luzifer warf mir einen Blick zu, der mir die Haare zu Berge stehen ließ und mir Gelegenheit gab, meine große Klappe zu verfluchen.
Dann warf er den Kopf zurück und fing an zu lachen, ein Zeichen so aufrichtigen Wohlwollens, dass ich erst recht wütend wurde. Meine Hand schloss sich um den Schwertknauf, doch Japhrimel legte seine Hand auf meine und drückte die Waffe zurück in die Scheide. Als Luzifer den Blick wieder senkte, war Japhrimels Hand verschwunden, und ich war plötzlich heilfroh, dass ich das Schwert nicht gezogen hatte. Allein der Gedanke, ihn aufzuschlitzen, dieses Wesen, das älter und mächtiger war als alles andere, abgesehen von den Göttern … nein. Nein.
„Ich glaube, ich habe deinen unvergleichlichen Charme vermisst, Dante.“ Er klang fast, als meinte er es ernst. „Ich möchte deine Dienste in Anspruch nehmen, Nekromantin. Und ich bin bereit, dafür jeden Preis zu zahlen.“
Leck mich am Arsch! Ich arbeite nicht für den Teufel. Das letzte Mal habe ich meine Lektion gelernt. Mein Mund war trocken wie ein Fass reaktiver Farbe. „Was soll ich denn für dich erledigen?“
„Du genießt bei den Menschen großen Respekt, Nekromantin. Ich brauche eine neue Rechte Hand.“
9
Ich blinzelte, sah mir seine rechte Hand an und – ich konnte nicht anders – zählte die Finger. Fünf. Wie bei einem Menschen. Beziehungsweise vier Finger und ein Daumen, wenn man es ganz genau nehmen will.
„Wie es ausschaut, hast du deine doch noch“, platzte es aus mir heraus, und das Lächeln verschwand so schnell von Luzifers
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