Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Gesicht, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn es zu Boden gefallen und auf dem Steinboden zersprungen wäre. Die Kathedrale hallte von leisen Geräuschen wider: Geflüster, Gemurmel, Lachen. Ein dreckiges Lachen von der Sorte, wie man es in Albträumen zu hören bekommt.
„Mach dich nicht über mich lustig, Valentine.“ Der Smaragd auf seiner Stirn funkelte so ähnlich wie der Japhrimels, als ich ihm das erste Mal begegnet war. Dann erst begriff ich den Sinn seiner Worte. Japhrimel war Luzifers „Rechte Hand“ gewesen, sein ältester Sohn, getreuer Leutnant und Auftragsmörder.
Rechte Hand? Was soll der Scheiß? Ich kann nicht in der Hölle leben. Mich befiel ein Anflug von Panik.
Dann brach jemand in Gelächter aus. Beinahe hätte ich Japhrimels Stimme nicht erkannt. Sie dröhnte und donnerte durch die ganze Kathedrale. Staub löste sich vom Dach, Steine ächzten. Eine der Bankreihen verschob sich leicht unter dem Ansturm des Lärms. Das Mal an meiner Schulter flammte vor Begeisterung auf, als würde sich seine Hand in mein Fleisch bohren, um mich zu beruhigen, während seine Stimme die Luft zerriss.
Ich erstarrte, den Blick auf Luzifer gerichtet. Der Teufel blickte an mir vorbei zu seinem ehemaligen Untergebenen, und er zog eine Grimasse, dass ich beinahe in die Knie gegangen wäre. „Du findest das lustig, Japhrimel?“, brüllte er ihn an.
Endlich fand ich meine Stimme wieder. „Lass ihn in Ruhe. Du verhandelst hier mit mir.“
Er fuhr hemm wie von der Tarantel gestochen. Sein Ärger war ihm nicht mehr anzusehen, seine Augen strahlten hell und klar, sodass seine Umgebung fast schon Schatten warf. „Dann verhandeln wir jetzt also?“ Seine Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns. Er sah so verdammt gut aus, dass es wehtat, ihn anzuschauen. Als würde man in eine Kernschmelze blicken, so brannte und flimmerte alles.
Ich riss meinen Blick von ihm los und schaute zu Japhrimel hinüber, der sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Komisch, aber er sah keineswegs belustigt aus. Stattdessen musterte er Luzifer wie ein unbekanntes Insekt, das unter irgendeinem Stein hervorgekrabbelt kam.
Schließlich wandte er langsam den Kopf und sah mich an. Der Schmerz an meiner Schulter ließ nach und sandte mir eine Hitzewelle durch den ganzen Körper.
Erleichtert spürte ich, dass ich Japhrimel letztlich doch vertrauen konnte. Er hielt zu mir. Was konnte mir Luzifer schon anhaben, wenn sein Killer mir zur Seite stand?
Sei bloß vorsichtig, Danny. Er ist zu allem fähig. Das weißt du ganz genau.
Ich hob leicht die Augenbrauen. Eine stumme Frage.
Japhrimel zuckte fast unmerklich, aber vielsagend mit einer Schulter. Entweder er konnte es mir nicht mitteilen, oder es kümmerte ihn nicht. Dann legte er den Kopf in den Nacken. Ich bin bei dir, Dante. Sein geistiger Tonfall war sanft und fügte sich in meinen Kopf, als wäre es mein eigener Gedanke.
Hatte er das schon immer gekonnt? Nicht unwahrscheinlich, so eng, wie wir miteinander verbunden waren. Jedenfalls eine schöne Sache, mit Japhrimel Rücksprache halten zu können, ohne dass Luzifer mithörte.
Zumindest hoffte ich, dass er nicht mithören konnte.
Ich schluckte und sah wieder den Teufel an, der den Gedankenaustausch zwischen uns mit großem Interesse verfolgte.
„Wozu brauchst du einen Auftragsmörder, Fürst?“ Meine Stimme klang matt – nicht so selbstbewusst wie seine oder Japhrimels, aber immerhin brachte ich überhaupt einen Ton heraus. Die Sonnenscheibe der Hegemonie reflektierte plötzlich Licht, das von irgendwoher darauf fiel.
Ich gehöre nicht ihm, sondern Anubis. Der Teufel kann sich nicht alles erlauben. Er kann mich höchstens töten. Keine sehr angenehme Vorstellung. Das ist der Tod nie, nicht einmal für Nekromanten.
„Vier Dämonen sind der Hölle entkommen. Mit den übrigen werde ich fertig, aber diese sind von der Höheren Schar, und ich wünsche ihre Gefangennahme oder Exekution, und zwar schnell und öffentlich. Es wird lange dauern, die … Unruhen in meinem … Reich wieder einzudämmen. Wer wäre besser dazu geeignet, diese Subjekte zur Strecke zu bringen, als meine ehemalige Rechte Hand und die Frau, die Vardimal getötet und mir meine Tochter zurückgebracht hat?“
Das war zu viel. Mein Temperament ging mit mir durch. Besitzansprüche auf die Tochter meiner ermordeten Freundin anzumelden und so zu tun, als hätte er mich nicht halb erwürgt und mich die Scherben zusammenkehren lassen, nachdem er sein
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