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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wieder ganz der Alte ist. Es liegt daran, dass ich nicht die Kontrolle habe. Er könnte mit mir anstellen, was er wollte, und ich wäre nicht in der Lage, ihn daran zu hindern. Und das jagt mir eine Heidenangst ein. Wie soll ich mich damit jemals abfinden?
    „Selbst wenn ich es wollte, könnte ich dich nicht wieder in einen bloßen Menschen zurückverwandeln. Die Veränderungen haben dich durchdrungen, und du würdest den Umkehrungsprozess nicht überleben. So leicht wirst du mir nicht entkommen.“
    Ach, Japhrimel, mit einem einfachen ja oder Nein wäre ich schon zufrieden gewesen. Ich seufzte. Allmählich wurde der Sauerstoff knapp. Ich brauchte dringend frische Luft. Anubis et’herka. Se ta’uk’fhet sa te vapu kuraph. Ich schickte das Gebet gen Himmel, und in meinem Kopf entstand ein blaues Glühen.
    Ich hätte vor Erleichterung am liebsten geweint. Mein Gott hatte mir noch nie seine Hilfe versagt, auch nicht vor meiner Zulassungsprüfung als Nekromantin.
    Natürlich fiel mir nun auch mein Altar wieder ein und die Form der Flamme hinter Anubis, als er mir Geas übertragen hatte. Geas hatte ich in den Kursen zur Theorie der Spiritualität studiert. Dabei handelt es sich um spezielle Dienste, die die Götter von einem einfordern. Selbst unter Nekromanten gab es das nur selten. Götter, Dämonen – buchstäblich alle pfuschten plötzlich in meinem Leben herum. Ich versuchte, mich zu erinnern, um was mich die Götter gebeten hatten. Es fiel mir nicht mehr ein.
    Ich konnte nur abwarten. Aber der Gedanke an dieses Warten flößte mir keinen Schrecken ein. Die Götter würden nichts von mir verlangen, was ich nicht erfüllen konnte.
    Die Aufzugtür öffnete sich, und ich schoss hinaus auf der Suche nach einer Wand, gegen* die ich meinen Kopf stützen konnte. Japhrimel folgte mir lautlos. Er wartete, ohne mich zu berühren. Nur seine Aura umgab mich wie eine beinahe körperlich spürbare Liebkosung.
    Als ich zu ihm aufsah und nickte, führte er mich einen ruhigen Korridor mit roten Teppichen entlang und schloss eine Doppeltür auf, die in ihren Mag-Angeln hinter uns wieder zuglitt.
    Die Suite war in Gold und Creme gehalten. Über dem Nivronkamin, der mit einem Ofenschirm mit Pfauenmuster versehen, ansonsten aber kalt war, hing ein hoher Spiegel. Und wir waren nicht allein. Vage sah ich eine Bewegung und warf mich sofort zur Seite, prallte mit dem Rücken gegen eine Wand und landete zwischen der Tür zum Bad und einem geschmackvollen Beistelltischchen aus Plasglas.
    Am Kaminsims lehnte Lucas Villalobos. „Immer mit der Ruhe, Chica“, sagte er sanft, wobei er allerdings wie ein Wahnsinniger grinste. Mir schwankte der Boden unter den Füßen. „Du bist hier unter Freunden.“
    „Freunden?“ Mein Nervenkostüm war so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass mir jeder Sinn für Höflichkeit abhandengekommen war. „Wenn das meine Freunde sind, sind mir Feinde lieber.“ Natürlich meinte ich es nicht so, aber mein Mundwerk ging wieder einmal mit mir durch.
    Villalobos stieß dieses keuchende Lachen aus, das ich inzwischen leider nur zu gut kannte. Seit wann fand er mich eigentlich so verdammt lustig?
    Fünf Unbekannte starrten mich an: eine Schamanin, ein Magi, ein Nichtvren und zwei Männer, denen zwar das typische Glühen der Psione fehlte, die aber auch keine Normalos waren. Ebenso wenig Werwölfe, Kobolde oder Swanhilds.
    „Darf ich vorstellen?“, sagte Lucas ruhig. „Leute, das ist Danny Valentine, Danny Valentine, das sind meine Leute.“
    Danke, Lucas, dann sind ja alle Fragen geklärt.
    Der Nichtvren stand auf. Er war männlich, groß, hatte eine schmutzig-blonde Mähne und merkwürdig ausdruckslose, katzenähnliche Augen, wie sie für nachtaktive Arten typisch sind. Er trug dunkelgraue Kleidung, einen Pullover mit V-Ausschnitt und eine locker sitzende Arbeitshose sowie rissige Stiefel. Diese Art von Psinergie, die ständige Kampfbereitschaft signalisiert und typisch ist für ein Wesen, das wie geschaffen war für physische wie psychische Raubzüge, hatte ich bislang erst einmal bei einem Nichtvren gespürt. Bei Nikolai, dem Primus von Saint City. „Tiens“, sagte er.
    Ich blinzelte.
    Eine Gänsehaut lief mir den Rücken hinunter. Nichtvren verunsichern mich nicht im selben Maße wie Dämonen, aber jedes Lebewesen, das so schnell, so zäh und mit solcher Psinergie ausgestattet ist, macht mich nervös. „Wie bitte?“
    „Ich heiße Tiens.“ Er lächelte mich an und ließ seine weißen Zähne blitzen.

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