Dante Valentine 03 - Feuertaufe
wahrlich nicht verdient. Meine Muskeln begannen zu schmerzen, ein sicheres Zeichen, dass ich mich langsam wieder einkriegte. „Ich bin bloß … ach, Ihr Götter. Ich hätte auf all das gut verzichten können, weißt du. Sehr gut sogar. Könntest du einfach … ich weiß auch nicht, mir zumindest glauben, dass ich nicht auf dich sauer bin, sondern weil Luzifer mich in diese beschissene Falle gelockt hat?“
„Dante.“ Vorsichtig kam er mir einen weiteren Schritt näher. Ich schaute an ihm vorbei zum Fenster, an dem der Regen herunterlief. Am Himmel zuckten Blitze herab und tauchten die Brücken über die Vlatava für einige Sekundenbruchteile in grelles Licht. Verstärktes Plasglas. Ich konnte wahrscheinlich durchspringen, hatte aber keine Ahnung, wie ich einen Fall aus dieser Höhe überstehen würde. Der Gedanke war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. „Es tut mir leid“, fuhr Japhrimel fort.
„Mir tut es auch leid.“ Mein Tonfall war schärfer, als ich es beabsichtigt hatte.
Geduldig wiederholte er, als hätte er es hier mit einer Schwachsinnigen zu tun: „Es tut mir leid, wenn dir je der Gedanke gekommen sein sollte, ich könnte dich verlassen. Hältst du mich etwa für einen Menschen? Glaubst du tatsächlich, ich würde die Hölle deinetwegen aufgeben, nur um dann deiner Gesellschaft überdrüssig zu werden?“
Um aller Götter willen, die jemals existiert haben, zum ersten Mal in meinem ganzen beschissenen Leben bin ich auf dem Versöhnungstrip. Lässt du es endlich gut sein? „Tja, die Hölle hast du jetzt ja wieder“, antwortete ich ungnädig.
Japhrimel legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Seine Kiefer mahlten, als würde seine Wut wie ein Hai Kreise durch das Zimmer ziehen und nach einem Ausweg suchen. Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis er sich wieder in der Gewalt hatte. Fasziniert starrte ich ihn an. So genervt hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Würde ich tatsächlich in die Hölle zurückgehen“, belehrte er mich eisig, „wäre ich ein Ausgestoßener. Ich bin eine Scheußlichkeit, ein Anankimel, der mit Luzifer um dämonische Psinergie gefeilscht hat. Jede Sekunde, die ich dort verbringen würde, wäre für mich eine einzige Strafe. Ich habe mich unwiderruflich aus der Hölle ausgeschlossen, und getan habe ich das für ein undankbares, boshaftes Gör.“
Ich versuche ja, nett zu dir zu sein! Schuldgefühle packten mich. Warum erzählst du mir nichts von diesen Dingen? „Schön für dich. Willst du einen Keks oder einen Klaps auf dein großzügiges Dämonenhaupt?“
Er schüttelte den Kopf, als wäre alles Reden sinnlos. Diese Geste kannte ich – Jace hatte das Gleiche gemacht, als es ihm bei einem Streit mit mir vor Wut einmal buchstäblich die Sprache verschlagen hatte. Er atmete tief durch, seine Psinergie färbte die Luft um ihn herum schwarz.
„Mit deiner scharfen Zunge kannst du mich gern bestrafen, wenn dir das gefällt.“ Er blickte mich jetzt direkt an. „Du könntest deine Zeit aber auch besser nutzen, indem du dir beispielsweise einen Plan einfallen lässt. In dieser Stadt ist ein Dämon unterwegs, der glaubt, es wäre taktisch ganz vernünftig, die neue Rechte Hand des Teufels zu beseitigen, bevor sie ihn schnappen kann.“
„Ja, großartig, noch etwas, an dem ich schuld bin.“ Mach schon, verliere endlich die Geduld, Japhrimel. Das willst du doch. Ich bekam kaum noch Luft, so sehr ekelte es mich vor mir selbst. Wieso nur musste ich ihn so reizen?
Zumindest hast du überhaupt noch eine Wirkung auf ihn. Der Gedanke ließ mich zusammenzucken. Ich fühlte mich seltsam zufrieden, so als könnte ich die Kontrolle über die Situation teilweise zurückgewinnen, indem ich ihn in den Wahnsinn triebe. Ihr Götter im Himmel, ein bisschen muss ich mein Leben eben auch in der Hand haben.
„Nicht du bist schuld daran, sondern ich. Ich war verzweifelt und zu versessen darauf, dich zu finden.“
Dieses Eingeständnis ließ jeden noch verbliebenen Rest von Ärger verblassen. Ich sank gegen die Mauer und ließ den Arm fallen. Der Armreif wurde schlagartig warm. „Reizend. Noch mehr Leute, die mir an den Kragen wollen.“ Entschuldige, Japhrimel. Ich weiß, dass ich kein netter Mensch bin.
„Wenn es dich tröstet: Es sind in dem Sinn keine ‚Leute’.“ Da war sie wieder, diese Ironie. Meine Beine gaben nach. Diesen Tonfall in seiner Stimme kannte ich – es war derselbe, den er eingesetzt hatte, als wir uns aneinandergekuschelt hatten,
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