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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Notra Dama war von einer Bombe getroffen worden, und manchmal, so hieß es, könne man die Schreie der Sterbenden hören.
    Ich bezweifelte das nicht. Ein alter Tempel, gebaut an der Kreuzung von fünf Kraftlinien, die Energie in die Gravitationsmitte der Stadt pumpten, war ein hervorragender Ort für Geistererscheinungen. Notra Dama hätte es wirklich verdient gehabt, dass ein Kollegium von Zeremonialen sie ent- und wieder aufgeladen hätte, aber hier unten im Dunkeln war das keine gute Idee.
    Unter der Erde drehen Psione leicht durch.
    Meine Schritte hallten gedämpft von den Stufen wider. Die großen Türen hingen schief und leise quietschend in ihren antiken Angeln. Psinergieströme glitten durch die Mauern des Gebäudes. Die Dame war ruhelos-heute Nacht, vielleicht ahnte sie, was ich vorhatte – vielleicht kam die Ruhelosigkeit aber auch daher, dass die Anwesenheit von Dämonen die ganze Stadt zittern ließ wie eine Hure, die in der Hand ihres Zuhälters ein Messer entdeckt.
    Ein Messer wie das aus Holz, Danny? Meine gezwungen fröhliche innere Stimme klang heute besonders beschwingt. Das Messer in deiner Tasche? Da drin wird es dir nicht viel nützen.
    Ich stieß die Türen auf und ließ den Blick über das Innere des Tempels schweifen, durch den Dunst aus Psinergie. Mit dem Zweiten Gesicht konnte ich glühend heiße Schlangen über den Boden und die Säulen und Wände hinaufkriechen sehen. Außerdem hingen sie von der zerstörten Chorgalerie, den großartigen, wenn auch angeschlagenen Steinmetzarbeiten und den verblassten Fresken herab.
    Das war sogar besser, als ich gehofft hatte, das magische Äquivalent einer radioaktiv verstrahlten Zone. Es würde mich während der ersten Runde dessen, was ich vorhatte, verbergen, und wenn ich die Umgebungspsinergie anzapfte, um den Zauber damit aufzuladen, würde das einen Riesenlärm machen – einen Lärm, den jeder Psion und vermutlich auch jeder Dämon im Umkreis von dreihundert Meilen wahrnehmen würde.
    „Besser wird’s nicht mehr“, murmelte ich und schob mein Schwert in die Schlaufe. Meine Stimme hallte von den Steinen wider und fand in den Vibrationen der Psinergie ihr Echo.
    Leise, schlurfende Geräusche umgaben uns. Durchsichtige Geistererscheinungen ritten auf den Psinergieströmen; einige schrien lautlos, andere glitten einfach dahin, bis sie durch Zufall den Weg in das helle Licht des Was-Danach-Kommt fanden. Die Erscheinungen waren ein gutes Zeichen. Sie versammelten sich hier, weil es genügend Psinergie gab, um sie in etwas zu hüllen, das geborgtem Fleisch halbwegs nahekam. Dennoch lief mir bei ihrem Anblick ein Schauder über den Rücken, und mein Nacken versteifte sich.
    Nekromanten mögen Geistererscheinungen nicht sonderlich. Sie halten sich in Nachtklubs, alten, vernachlässigten Tempeln und überall dort auf, wo genügend instabile Psinergie und Hitze vorhanden sind, um ihnen ein Gefühl von Leben vorzugaukeln. Damals, vor dem Großen Erwachen, wurden diejenigen, die in der Lage waren, die Toten zu sehen, oft von Geistererscheinungen verfolgt. Das führte häufig dazu, dass die Leute in Irrenanstalten landeten oder sich umbrachten. Genau genommen haben die Geistererscheinungen sie eigentlich nicht verfolgt, denn Erscheinungen sind einfach nur verwirrt und verstehen nicht, wieso Normalos sie nicht sehen können. Aber es ist trotzdem ziemlich unangenehm, und vor dem Großen Erwachen gab es keine Ausbildung, bei der man hätte lernen können, wie man seine geistigen Grenzen gegen die verwirrten Toten abschottet.
    Ich musste durch den Mund atmen, um den reifen, frischen Geruch auszublenden, der sich wie ein Schluck Crostine-Rum hinten in meiner Kehle absetzte. Psinergie strich über meine angeknacksten Schutzschilde, ähnlich der sanften Taubheit in meiner linken Schulter. Ich schloss die Tür hinter uns und ließ den Blick durch den gesamten Raum schweifen. Außer den Ratten in den Wänden und den Geistererscheinungen war dort niemand. Einige der Erscheinungen bemerkten das glitzernde Funkeln in meiner Aura, das mich als Nekromantin kennzeichnete.
    Weißt du, was du da tust, Danny?
    Ich schenkte der Stimme meiner Vernunft keine Beachtung und schritt einmal langsam den ganzen Raum ab.
    Dann überprüfte ich die Tür im östlichen Quadranten, die sich hinter einem Haufen Geröll und Abfall verbarg, der außerordentlich ungut roch. Sie ging auf eine schmale Seitengasse hinaus, die man zwischen Notra Dama und dem daneben aufragenden Wohnhaus ausgespart

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