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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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unangenehmen Dingen zu tun bekommt, aber als Gefäß für magische Kraft ist er unschlagbar.
    Ich beeilte mich nicht gerade, aber ich arbeitete auch nicht langsam. In einem winzigen Laden in der Darkside, der von einer ausgezehrten Normalo geführt wurde, hatte ich eine Flasche Grostine-Rum gekauft, die jetzt zusammen mit der Packung Synthhaschzigaretten am nördlichsten Punkt des Kreises stand. Ich hatte zwei Kreise gezogen und zwischen äußerem und innerem Kreis Runen aus den neun Kanons gezeichnet, die mein Magitrainiertes Gedächtnis gespeichert hatte. Zwischen ihnen wand sich die flüssige Glyphe, die mir ins Fleisch gebrannt war und die ich schon so oft hingekritzelt hatte, dass ich es im Schlaf beherrschte.
    Eigentlich hätte ich Weihrauch gebraucht, außerdem eine Divination, um den richtigen Zeitpunkt herauszufinden, und rituelle Kleidung. Eigentlich hätte ich auch einen geweihten Becher, teuren Wein statt billigen Schnaps und mindestens eine Woche Zeit gebraucht, um mich entsprechend vorzubereiten. Und ich hätte eine Stunde lang meditieren sollen, um den Kopf freizubekommen.
    Stattdessen vollendete ich den Kreis, stellte mich hinein und verstaute die Kreide wieder in meiner Tasche. Seit dem Höhepunkt der Jagd nach Kellerman Lourdes richten sich mir beim Gedanken an geweihte Kreide leicht die Nackenhaare auf.
    Die Lederriemen meines Rüstzeugs knackten. Ich hatte das Schwert hinten so befestigt, dass der Griff über meine Schulter hinausragte. Für diese Sache hier würde ich beide Hände benötigen, und vermutlich auch, um das Luftrad zu steuern, wenn alles gut ging. Die Tasche schob ich auf der Hüfte zurecht, dann atmete ich tief ein. Zimtmoschusgeruch stieg auf und verdrängte den Gestank des Mülls und den scharfen Geruch der stehenden Psinergie.

Danny, was machst du da?
    Wieder schob ich die Stimme der Vernunft beiseite. Ich versuchte, am Leben zu bleiben, wie üblich. Klar, das Spiel war manipuliert, aber ich würde dafür sorgen, dass es bald nicht mehr so einfach zu manipulieren sein würde. Hoffte ich jedenfalls.
    In dem Hohlraum unter meinen Rippen konnte ich mein Herz spüren, das sich immer mehr zusammenzuziehen schien. Ich stand in der Mitte des Kreises und überprüfte die Ränder. Salz, Rum, Zigaretten … alles vorhanden.
    Wenn ich das hinkriege, wird das eines der besten rnagitechnischen Wunderwerke, die ich je gesehen habe. Und dabei bin ich nicht mal eine Magi.
    Die meisten Magi würden sogar einen Mord begehen, um auch nur die Hälfte von dem zu erfahren, was Eve mir erzählt hatte. Kgembe hatte mir sein Schattenschriftstück überreicht -etwas, was Magi grundsätzlich nie tun. Darin wurde deutlich beschrieben, wie man die Mauern der Welt durchbrechen kann. Ich fragte mich, welche Macht Eve über ihn hatte oder ob er einer von Japhs Leuten war, der aus ungeklärten Gründen mit ihr zusammenarbeitete. Spielchen und Manipulationen, Aktionen und Gegenaktionen, und ich mittendrin, ausgerüstet mit den magischen Diagrammen und Erklärungen eines erfolgreichen Magi. „Ja“, murmelte ich und strich mit der rechten Hand sanft über den Messergriff. „Ich Glückliche.“
    Ich versuchte immer noch, es rauszuschieben.
    Ich sank auf die Knie, Richtung Norden, schloss die Augen und zwang mich, ruhig zu atmen.
    Ich spürte die kochende Wut, die in mir aufstieg. In letzter Zeit war sie immer da, gleich unter der Oberfläche, und sie war ein guter Antrieb.
    Ich öffnete die Rumflasche, trank einen Schluck und spürte dem Brennen in meinem Mund nach. Dann riss ich das Zigarettenpäckchen auf und legte die Synthhaschzigaretten so zurecht, dass sie ein Rad bildeten, bei dem alle Zigaretten nach außen zeigten. Das Salz warf ich in die Luft und ließ es auf mein Haar und mein Gesicht herabrieseln.
    Ich verströmte Psinergie, von meinem Zorn getrieben. Mit einem leisen Zischen bahnte sie sich ihren Weg, füllte die Kreidemarkierungen und verlieh ihnen einen silbrigen Glanz. Auch in die Runen zwischen den Kreisen, denen ich allen beim Malen einen Namen gegeben hatte, glitt die Psinergie, und dann erklang plötzlich ein Unterschallton. Ich sang lautlos, meine vom Rum brennenden Lippen bewegten sich stumm. Alkohol hat keine Wirkung mehr auf mich, aber sein Geruch ruft Erinnerungen wach. Kopfgeldjagden, Sauftouren, Feiern, das zeremonielle Anstoßen, bevor man sich auf eine selbstmörderische Aktion oder in ein Slicboardduell begibt …
    Jace. Ob er mir wohl zusah? Sahen mir alle meine Toten zu?
    Dann

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