Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
nehmen.“

35
     
     
    Es war nicht mehr lange hin bis zum Einbruch der Dämmerung, und die meiste Zeit schaltete ich das Denken einfach ab. Eve und ich flitzten von Deckung zu Deckung und arbeiteten uns um den Rand des Bombenkraters und die riesige reflektierende Glasfläche herum. Die Schatten wurden länger und länger. Einmal, als ich neben ihr im Windschatten eines großen Schrotthaufens hockte, den die trockene Wüstenluft konserviert hatte, glitt in Sichtweite ein Höllenhund durch das schwächer werdende Sonnenlicht. Seine grünen Augen leuchteten auf wie Feuer, und sein Fell schimmerte vor Hitze. Das Messer an meiner Hüfte vibrierte so laut, dass ich schon darauf gefasst war, dass das Biest stehen bleiben und nachsehen würde, was denn da so summte wie eine Wespe. Aber das Rascheln und Schlurfen von Dämonen in den Ruinen muss das Geräusch wohl übertönt haben.
    Zumindest hoffte ich das. Aus meinen Augen, die der Flugsand völlig ausgetrocknet hatte, tränte immer wieder heißes Wasser. Meine Schulter pulsierte vor sanfter Hitze.
    Das hier ist eine schlechte Idee. Du weißt, dass es eine ganz schlechte Idee ist, nicht wahr? Seihst wenn Japh geplant hatte, Eve an ihn auszuliefern, hätte er auf jeden Fall dafür gesorgt, dass du überlebst. Das hier ist eine schlechte Idee.
    Ich schob den Gedanken beiseite. Er passte nicht zu dem Feigling, in den ich mich gerade verwandelte. Es war keine Schande, sich zu fürchten. Viel schlimmer war es, wenn man sich seine Angst nicht eingestand. Ich hatte also Angst. Na und? Fast mein ganzes Leben lang hatte ich vor dem einen oder anderen Angst gehabt.
    Aber ich hatte mich von dieser Angst nie leiten lassen. Sie hatte mir vielleicht die Richtung gewiesen, aber entschieden hatte immer ich.
    Eve umkreiste unser Ziel ein paarmal, bevor wir uns durch Schrottansammlungen und zerborstenen Beton näher heranarbeiteten. Die Sonne versank im Westen wie ein alter Mann, der sich in eine Badewanne gleiten lässt, langsam und unter Schmerzen. Ich versuchte, das hartnäckige Klopfen in meiner Schulter zu ignorieren. Wo war er? Hatte er Eve wirklich Luzifer aushändigen wollen? Er hatte gesagt, ich solle ihm vertrauen. Dennoch konnte ich verstehen, wieso Eve sich darauf nicht einlassen wollte.
    Es war egal. Jetzt war alles egal.
    Die Sonne verwandelte sich in einen blutroten Ball, und ich war überzeugt, dass ich die atomare Strahlung über jede sandbedeckte Fläche kriechen sehen konnte. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass mir alles vor den Augen verschwamm.
    Während die Sonne unterging, verstärkte sich die Psinergie.
    Sie kam von irgendwo aus der Nähe, aus einem kranken Herzen, das unregelmäßig in den Ruinen schlug, allmählich aber an Kraft gewann. Über einer verdrehten, nicht mehr erkennbaren Statue ragte ein großes, weitgehend eingestürztes Gebäude auf, das aussah, als sei es einst eine Pyramide gewesen. Die Menschheit wird wohl niemals davon lassen, die Dinge größer zu bauen als eigentlich nötig.
    Ein sanft ansteigender Gesteinshaufen bildete ein natürliches Amphitheater mit Blick auf die Berge im Hintergrund und die Ränder des Bodennullpunkts, wo die Risse im Glas verrückte Spinnennetzmuster bildeten, die mich an die tiefen, eckigen Kerben auf dem Altar in der Stadt unter Chomo Lungma erinnerten. Ich zitterte, als mir der heiße Wind mit seinem Sand und seinen Dämonengerüchen ins Gesicht blies.
    Ich lag auf dem Bauch und starrte in die Senke mit all dem Geröll, die schließlich in die Einöde überging. Eve kauerte unterhalb des Hügels. Der Staub in ihren Haaren ließ es jetzt statt wie helles, platinfarbenes Eis wie cremige Saline aussehen. Was wir beide noch an Kleidung trugen, war bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Zitternd schob ich mir das dreckige, verfilzte Haar aus dem Gesicht. Mein Nervensystem rebellierte wie das eines Chill-Junkies – es stand kurz davor, mich im Stich zu lassen.
    Atme, Danny! Atme einfach!
    Dort, mitten zwischen den ganzen Trümmern, war etwas, das da nicht hätte sein sollen. Die Sonne schaffte es endlich, hinter dem Horizont zu verschwinden, und die Wüstensterne wurden sichtbar. Der Wind frischte auf, und unter uns dröhnte der Boden. Nach kurzer Dämmerung senkte sich die Nacht herab wie ein Vorhang. Hier in der Wüste geht das schnell, noch dazu, wenn es keine Straßenlampen gibt, um die Dunkelheit zurückzudrängen. Plötzlich tauchte eine schlanke Gestalt mit goldenem Haar aus dem Nichts auf und stellte sich in den

Weitere Kostenlose Bücher