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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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Körper
durcheinandergewirbelt und sein Gedächtnis, wie ein Computer, mit einem Update
versehen worden. All seine Erinnerungen und sein Wissen waren noch da, aber irgendwie
mehr. Er konnte es nicht beschreiben.
    „ Grazie Danyel. Voglio parlare
con la gente.”
    „ Perché?”
    Kilian zuckte mit den Schultern. Er löste sich
aus Danyels Umarmung und trat auf die Balkontüren zu.
    „Äh, was hast du gerade zu ihm gesagt?“, fragte
Monja.
    Kilian sah zu ihr und grinste. „Nichts
Anzügliches, falls du das gehofft hast“, er zwinkerte, „ich habe nur gesagt,
dass ich mit den Leuten reden will.“
    Monja sah ihn an, als käme er vom Mond. Er
kommentierte es nicht und öffnete die Balkontü r. Kaum
war er hinausgetreten, ließ er den Blick über die Menge schweifen. Einen Augenblick
lang glaubte er, unter all den Menschen Maria zu erkennen. Auf den zweiten
Blick verschwand die Überzeugung. Die Entfernung war einfach zu groß.
     
    h
     
    Danyel fühlte sich innerlich zerrissen. Auf der
einen Seite war die unbändige Freude, dass Kilian wirklich bei ihm blieb, so
stark, dass er ihn liebend gern sofort in seine Arme gerissen hätte, um jeden
Zentimeter seiner Haut zu erkunden und ihm größte Lust zu bescheren.
Andererseits riefen seine Verpflichtungen nach ihm. Die Menschen draußen
verlangten ebenso nach seiner Aufmerksamkeit, wie die Pergamente. Kilians
Wunsch, Italienisch zu können, hatte ihn erstaunt. Seine Vermutung, was der
damit bezweckt hatte, bestätigte sich und er zog den Hut vor ihm. Es war mutig,
sich der Menschenmenge zu stellen und was auch immer er den Leuten sagen
wollte, Danyel war sich fast sicher, es würde besänftigend wirken.
    Um sich nicht nachsagen zu lassen, er wäre
feige, eilte er Kilian hinterher und betrat nur einen Sekundenbruchteil nach
ihm den großen Balkon.
    „Warte“, bat er ihn.
    Kilian nickte kaum merklich und trat langsam an
die Brüstung.
    „Wenn du zuerst das Wort an sie richtest,
werden sie glauben, ich hätte dich vorgeschickt“, meinte er kritisch, als er
neben ihn trat.
    „Kann sein.“
    Danyel nahm das Raunen wahr, was durch die
Versammelten lief. Darauf folgte eine abwartende Stille, die er sofort nutzte.
    „Ich bin das Schicksal und ich kann mir denken,
weshalb ihr gekommen seid!“, sagte er laut. „Was ihr verlangt, kann ich nicht
erfüllen.“
    Buhrufe wurden laut, doch er hob die Hände, um
sie zu stoppen. „Hört mir zu! Ihr wollt Gerechtigkeit? Dann frage ich euch, was
genau ist das? Ist es gerecht, alle gleich zu behandeln? Ist es fair, die
Selbstlosen und die Egoistischenauf
eine Stufe zu stellen? Ihr glaubt, ich würde euch nicht genug Respekt zollen.
Wie könnte ich auch? Jeder einzelne Mensch, der die Natur nicht respektvoll
behandelt, Tieren oder Pflanzen aus Berechnung und egoistischen Motiven Schaden
zufügt, verdient meine Verachtung. Jeder Mensch, der dem Planeten und seinem
natürlichen System schadet, soll dafür auch noch belohnt werden, indem ich alle
gleich behandle, sodass jeder gleich lange leben darf? Sagt mir, ist das die
Gerechtigkeit, die ihr verlangt?“
    Danyel blickte abwartend über all die Leute auf
dem Platz. In vielen Gesichtern konnte er lesen, was seine Worte bewirkt
hatten. Scham, Betroffenheit, Unglauben und Wut.
    „Ich habe so gedacht wie ihr, als ich herkam“,
ergriff Kilian das Wort. „Auch ich habe oft gehört, das Schicksal sei ungerecht.
Bei einigen mag es zutreffen, bei anderen nicht. Jetzt steht ihr dort unten und
verlangt Gleichheit. Wäre das nicht ungerecht? Es ist, wie er sagt: Die Guten
mögen belohnt werden, und jeder, der aus reinem Eigennutz handelt, nicht. Wenn
ich eines gelernt habe, dann, dass man nicht danach urteilen sollte, was andere
sagen. Man muss sich eine eigene Meinung bilden.“
    „Ich weiß, warum ihr hier seid, ihr nicht.
Dafour, der Herr der Boten, hat euch diese Worte zugeflüstert, hat euch dazu
gebracht, diesen Unmut zu verspüren. Ich sage euch etwas: Dafour ist gefallen
und benutzt euch, um sich an mir zu rächen. Ich habe ihm seine Unsterblichkeit
genommen, denn er hat Hochverrat begangen. Er stahl mein Blut, um Pergamente zu
fälschen. Mit den gefälschten Papieren hat er gehandelt. Deshalb habe ich ihn
verstoßen.“ Er pausierte und ließ den Blick schweifen. „Ich weiß, dass du da
unten bist, Dafour. Und für die Dreistigkeit, mir diesen Menschenauflauf zu
schicken, ziehe ich dir fünf Jahre ab.“
    Ein Raunen lief durch die Menge. Vereinzelt hörte
er Applaus und

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