Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
verlieren sich im Schlaf.
Der Mann scheint in der Nähe zu wohnen. Der Wombat lauscht seinen Schritten nach, sie endennicht weit von hier. Entdeckt ihn der Mann, wird er ihn fangen. Also lauert die Gefahr sehr nahe, der Wombat wird aufpassen.
Kaum ist der Mann verschwunden, hört der Wombat den Jungen ruhig atmen.
Er ist es gewohnt, sich vor Menschen versteckt zu halten. Eine Ausnahme macht er nur mit dem Jungen.
Der Junge wohnt günstig. Der Wombat stellt sich vor, wie es wäre, für immer bei ihm zu bleiben, tagsüber in seinem Zimmer
und nachts draußen im Garten.
Weil der Junge ihn nicht versteht, die Tür zum Garten verschließt, ihm kein Wasser und keine Kiste zum Schlafen hinstellt,
beschließt der Wombat für David aufzumalen, wie er sich eine Wohnung wünscht, in der es ihnen beiden gut gehen könnte.
Eben, bei seinem Sturz vom Schreibtisch, hat der Wombat Papier weggewischt, die Blätter liegen auf dem Boden. Einen Stift
zieht sich der Wombat aus Davids Ranzen.
Der Wombat beginnt zu malen. Wie er zu Hause Gräben unter die Erde wühlt, zieht er auf dem Papier mit dem Stift die Wege zwischen
einer Kiste zum Schlafen neben dem Schrank, einer Schale mit Wasser, der Gartentür, den dicken Steinen draußen,dem Sandkasten und dem Haufen mit Kompost.
Der volle Mond leuchtet in Davids Zimmer. Auch wenn es dunkler wäre, könnte der Wombat seine Zeichnung gut erkennen und wäre
genauso zufrieden mit seinem Bild wie jetzt im hellen Mondenschein. Bestimmt wird sein Plan auch dem Jungen gefallen.
Auf einmal weiß der Wombat, dass es niemals so werden wird, wie er es auf dem Blatt aufgemalt hat. Nichts in Davids Zimmer
darf den Wombat verraten,sonst würde der Mann von oben ihn sofort fangen. Der Wombat wird traurig bei dem Gedanken, dass er für immer unter dem Schrank
oder dem Sofa wird leben müssen, will er hier bei dem Jungen bleiben.
Er sitzt still auf dem Boden, das Blatt unter den Pfoten. Der Weg nach Australien ist viel zu weit. Niemand wird ihm helfen
ein Schiff oder ein Flugzeug zu finden, das ihn zurückbringen würde. Der Junge ist zu klein. Außer den Männern, die ihn schnappten
und in die Kiste steckten, kennt der Wombat keinen Menschen in diesem Land.
Sein Hunger ist schlimmer geworden. Er fühlt sich an, als fräße er den Wombat von innen auf, so weh tut ihm sein Bauch.
Bis morgen früh sind die süßen Sachen auf dem Tisch so unerreichbar fern wie das saftige Gras daheim. Der Wombat hat nicht
den Mut, den Jungen zu wecken, nur weil er hungrig und traurig ist.
5. Kapitel
Ein Weckerklingeln und die Geschichte wäre vorbei!
Der Wombat erkennt die leichten, schnellen Schritte früh am Morgen auf der Treppe und sitzt zitternd unter dem Sofa, als Davids
Mutter die Tür aufschlägt und das grelle Licht David mitten im Schlaf erwischt.
Sekunden später steht sie in der Mitte des Zimmers.
»Was hast du denn heute Nacht angestellt?«
Sie hebt den Stuhl auf und schiebt ihn zurück an den Tisch, bückt sich ein zweites Mal und greift nach dem Blatt Papier.
»Sieht aus wie ein Lageplan! Hast du hier unten einen Schatz versteckt?«
David richtet sich halb auf in seinem Bett. Er hat keine Ahnung, was seine Mutter meint.
Wäre sie nicht in Eile, hätte der Plan ihr Misstrauengeweckt, David malt andere Bilder. Hätte sie jetzt das Zimmer durchsucht und den Wombat entdeckt, hätte sie ihn in eine Kiste
gepackt und zum Zoo gebracht oder in einem Tierheim abgeliefert. Schon wäre die Geschichte vorbei.
Aber sie legt das Blatt zurück auf den Tisch.
»David, wir sind spät dran heute Morgen. Der Wecker hat nicht geklingelt, wir haben verschlafen. Papa ist schon weg, statt
Frühstück packe ich dir deine Brote ein.«
David hört seine Mutter die Treppe hinauflaufen. Trotz ihrem Drängen vergehen Minuten, bevor David sich langsam erhebt. Immerhin
beginnt doch heute sein zweiter Tag mit Schnauze.
David sucht nach ihm.
»Komm raus, sie ist weg.«
Der Spalt zwischen Sofa und Teppich ist breiter als Schnauze von Pfote bis Kopf, sofort taucht er vor Davids Füßen auf.
»Hast du gehört, ich habe keine Zeit. Zum Essen ist genug da und Wasser bringe ich dir auch. Jetzt habe ich den Schlüssel,
ich schließe dich ein. Bis heute Mittag kannst du hier machen, was du willst.«
Am liebsten hätte David Schnauze schnell angefasst,am Kopf oder am Rücken, und wäre durch sein Fell gestreift, damit Schnauze fühlt, dass wirklich alles in Ordnung ist. Aber
so gut
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