Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
Wahrheit. Bitte!«
Seine Finger krampften sich um das Messer, dann erschlafften sie plötzlich, und Cassie konnte es ihm aus der Hand nehmen. Sie drehte sich zu Ranjit und reichte es ihm.
»Nein.« Vorsichtig trat er einen Schritt zurück. »Es gehört jetzt Jake.«
Jake rührte sich nicht. Er sah immer noch wütend und verwirrt aus. Aber dann umschlang Isabella tröstend seine Taille. Einen Moment später nahm er sie seinerseits in die Arme.
»Nimm es, Jake«, sagte Cassie. »Bitte.«
Er schien das Messer eine Ewigkeit zu betrachten. Doch als er seine Entscheidung endlich getroffen hatte, streckte er die Hand aus und nahm es grimmig und entschlossen an sich.
»Was ist mit den anderen?«
Cassie deutete den dunklen Gang hinunter.
»Noch werden sie uns nicht verfolgen. Nicht ohne Katerina. Sie hatten nur den Auftrag, mich zu beschäftigen, während sie euch stellte. Wir ... haben gestritten.« Ranjit zuckte zusammen und berührte eine tiefe Wunde an seinem Unterarm. »Aber am Ende haben sie meinen Standpunkt begriffen. Trotzdem schlage ich vor, dass wir schnell von hier verschwinden.« Er hob den Kopf. »Falls Jake mich lässt.«
Jake zögerte und verkrampfte sich. Isabella druckte seine Schultern. »Er hat uns zu Cassie geführt«, flüsterte sie. »Er hat uns geholfen.«
Obwohl die Luft im Gang kalt war, lastete sie schwer und drückend auf ihnen.
»Jake, glaubst du mir?«, fragte Ranjit. »Was Jess betrifft?«
»Warum sollte ich?«
Ranjit zuckte kaum merklich mit den Achseln. »Es gibt keinen Grund. Außer, dass ich dir die Wahrheit sage.«
»Vielleicht«, entgegnete Jake.
»Wirst du mir also vertrauen?« Ranjit klang beinahe verzweifelt.
Jake nahm Isabellas Hand fest in seine und wandte sich der verborgenen Tür zu.
»Nein. Aber ich werde so tun, als ob. Für den Augenblick.«
KAPITEL 21
Blöder Schlafanzug. Warum war er ihr nicht zu klein? Er war ausgebeult, verformt und verblasst; sie erinnerte sich gut daran. Sie zupfte an dem formlosen Saum und betrachtete finster die aufgedruckten Bratz-Figuren. War sie nicht zu alt für so etwas?
Draußen war es dunkel. Aber ein Schatten huschte über den Flur, dünn und bösartig wie eine Krähe. Das Klappern von Absätzen. Jilly Beaton machte ihre Kontrollrunde und sah nach, ob mit den Kindern alles in Ordnung war. Denn wenn es so war, musste etwas dagegen unternommen werden ...
Sie grinste.
Keine Eile. Keine Angst. Cassandra drückte ihre Nase arii Fenster im Treppenhaus platt und spähte in den ungepflegten Innenhof hinunter. Eine der Mülltonnen war umgekippt und Abfall ergoss sich auf den rissigen Beton. Das musste sie geweckt haben. Ein magerer Fuchs stöberte in den Überresten her11111. Doch plötzliche erstarrte er. Als schien er ihren Blick zu shü~~n. Mit angehobener Vorderpfote schaute er in ihre Richtung.
Sie lächelte ihm zu. Der Fuchs wandte sich wieder der 1191gekippten Mülltonne zu und sie wandte sich wieder dem sc11j~' chenden Schatten zu. Er war draußen vor Loris Tür stehen geblieben und drückte ein Ohr an das dünne Holz, um das Schluchzen des heimwehkranken Mädchens in sich aufzusaugen. Wie alt war Lori? Acht. Genauso alt wie Cassandra, als Jilly begonnen hatte, sie gründlich zu zerstören.
Mit einem leisen Zungenschnalzen schüttelte sie den Kopf und folgte dem Schatten. Wie war die Frau so weit gekommen? Bis zur Tür von Loris Zimmer? Ach, ja. Weil sie es zugelassen hatte. Arme, arme Jilly. Sie saß wie eine Ratte in der Falle.
Also, was sollte sie tun? Sie bedrohen oder sich an die Behörden wenden? Patrick anrufen und ihn zwingen, ihr zuzuhören? Oder einfach das ganze Haus zusammenschreien?
Nein.
Jilly hatte eine Hand auf die Türklinke zu Loris Tür gelegt. Gerade wollte sie sie herunterdrücken, als ein Geräusch sie innehalten ließ. Sie drehte sich um. Starrte in die Dunkelheit.
Hallo, Jilly,
Das aus Vorfreude geborene, sadistische Lächeln im Gesicht der Frau erstarb, und sie wich zurück, als Cassandra auf sie zukam. Cassandra war erst zehn Jahre alt, aber die Frau hatte Angst vor ihr! Sie lachte. Irgendetwas stimmte an dieser Erinnerung nicht - mit zehn Jahren hätte sie es niemals gewagt, Jilly zur Rede zu stellen. Aber wen kümmerte es? Es war herrlich. Die Frau duckte sich wimmernd.
Jämmerlich. Genau wie die Ehefrau dieses Senators, Flavia Augusta, die versucht hatte, sie zu vergiften. Jämmerlich, wie der gierige Priester mit den nicht ganz so keuschen Gelüsten im Turin der Renaissance. Wie der
Weitere Kostenlose Bücher