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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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gegenüberliegenden Wand lehnte. Ich stellte mir Corion in diesem leeren Zimmer vor, wie er hier sein altes Fleisch zurückließ und in die Ewigkeit schaute.
    »Sageous’ Jäger hat also schließlich etwas gefunden, in dem mehr Biss steckt als in ihm, wie?«
    Ich versuchte zu sprechen, aber meine Lippen zuckten nicht einmal. Corion wusste vom Traumhexer und seinem Jäger. Er hatte mich »Prinz der Dornen« genannt. Was wusste er sonst noch?
    »Ich weiß alles, Kind. Die Dinge, die du weißt, die Geheimnisse, die du bewahrst. Ich kenne selbst die Geheimnisse, die du vergessen hast.«
    Er konnte meine Gedanken lesen!
    »Ich lese in deinem Geist wie in einem offenen Buch.« Corion nickte. Mit dem Stiefel drehte er meinen Kopf, damit ich wieder die Armbrust des Nubiers sehen konnte.
    »Du faszinierst mich, Honorous Jorg Ankrath«, sagte er und trat neben die Waffe. »Du fragst dich, warum jemand mit solcher Macht nicht als Kaiser über alle Länder herrscht.«
    Das fragte ich mich tatsächlich.
    »Es kann nur eins der Hundert sein. Nationen folgen keinen Ungeheuern wie mir. Sie folgen einer Abstammungslinie, göttlichem Recht, den Nachkommen von Königen. Wir, die wir unsere Macht von Orten nehmen, die andere fürchten … Wir spielen das Spiel der Throne, mit Figuren wie Graf Renar, mit Figuren wie deinem Vater. Und vielleicht mit Figuren wie dir.«
    Er streckte die Hand aus und berührte die Armbrust. Die Luft um sie herum flirrte, als hätte sich die Tür eines Ofens geöffnet.
    »Ja, die Vorstellung gefällt mir. Soll Sageous König Olidan haben. Soll er daran arbeiten, deinen Vater seinem Willen zu unterwerfen. Ich habe dafür seinen erstgeborenen Sohn.«
    Die Furcht war so tief gesunken, dass sie meinen Zorn aufsteigen ließ. Ich stellte mir vor, wie der Alte durch eine Klinge starb, mit meiner Hand am Heft.
    »Soll die Welt dich härten, und wenn du alles überstehst, kehrt der verlorene Sohn heim, eine giftige Schlange an der Brust seines Vaters. Bauer schlägt König.« Corion ahmte einen Zug auf dem Schachbrett nach. »Es könnte etwas aus dir werden, Dornenprinz. Eine Figur, um das Spiel zu gewinnen.«
    Corion nahm die Armbrust so mühelos, als wöge sie überhaupt nichts. Er hob sie an die Lippen und flüsterte ein Wort, so leise, dass ich es nicht verstand. Fünf Schritte brachten ihn zur Tür, und er legte die Armbrust neben dem Nubier auf die Treppenstufen. »Und eine schwarze Figur, um meinen Bauern zu schützen.«
    »Und du, mein Junge …«, fügte er hinzu. »Du wirst den Grafen Renar vergessen.«
    Den Teufel werde ich.
    »Richte deinen Zorn wohin auch immer. Teile ihn mit der Welt, vergieß Blut, aber kehre nicht in dieses Land zurück. Setze deinen Fuß nicht auf diese Wege. Deine Gedanken werden hier nicht wandeln.«
    Ich konnte Corion nur anstarren. Er kam näher, ging neben mir in die Hocke und nahm meinen Kragen, zog mein Gesicht dem seinen entgegen. Ich sah ihm in die leeren Augen und fühlte das Entsetzen aufsteigen, eine Flut, die mich fort tragen würde. Schlimmer noch, ich fühlte seine Finger kalt in meinem Schädel, wie sie Erinnerungen auslöschten und Absichten drehten.
    »Vergiss Renar. Bring deinen Zorn anderen Teilen der Welt.«
    Renar wird sterben. »Durch … meine … Hand …« Irgendwo formten meine Lippen die Worte.
    Aber Corion hatte mir bereits die Entschlossenheit genommen. Ich konnte nicht länger sagen, wie ich den Turm erreichen sollte; selbst seinen Namen kannte ich nicht mehr.
    Der alte Mann lächelte, beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr. Ich erinnere mich an seinen Atem an meinem Hals, an den Geruch von Fäulnis.
    Dann hörte ich seine Worte, und alle Vernunft verließ mich.
    Würmer wanden sich hinter meinen Augen. Nichts blieb von Corion in meinen Gedanken, nur ein Loch, das ich nicht betrachten konnte. Renar wurde zu einem Namen ohne Gewicht und mein Hass zu einem Geschenk für alle und jeden.
     
    Ich fiel durch Dunkelheit, betäubt von meinem eigenen Heilen. Unbekannte Hände schlossen sich um meine Kehle, und in der Finsternis fanden meine eigenen Händen einen Hals, an dem sie zudrücken konnten. Der Griff wurde fester, und noch fester. Die Schreie schwanden zu einem Zischen, einem Röcheln, wichen dann Stille. Ich drückte noch immer zu. Meine Hände verwandelten sich in eiserne Haken, spitz wie Dornen. Wenn ich noch fester zugedrückt hätte, wären meine Fingerknochen wie dünne Zweige gebrochen.
    Ich fiel durch Dunkelheit, durch Stille, fühlte nur

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