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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Hiebe ausgeteilt, die nicht nur andere trafen, sondern auch mich selbst.
    Ich trat hinter den Engel, und meine Füße beschmutzten den Boden, hinterließen langsam verblassende Flecken.
    »Ich habe die Frau meines Nachbarn begehrt und sie mir genommen. Und ich habe gemordet. O ja, ich habe gemordet, viele Male. So wenige Sünden unangetastet … Wenn ich nicht so jung gestorben wäre, hätte ich dir bestimmt eine vollständige Liste vorlegen können.« Zorn schloss mir den Mund und ließ mich so fest die Zähne aufeinander beißen, dass sie zu splittern drohten. »Wenn ich nur fünf Minuten länger gelebt hätte, wäre vielleicht Vatermord an erster Stelle auf der Liste erschienen.«
    »Dir kann vergeben werden.«
    »Ich brauche keine Vergebung.« Adern aus Dunkelheit krochen über den Boden und näherten sich mir.
    »Lass los, Kind.« Wärme und Zuneigung erklangen in ihren Worten, so stark, dass sie mich beinahe zu ihr brachten. Ihre Augen waren wie Fenster zu einer Welt, in der die Dinge ganz wurden. Zu einem für das Morgen geschaffenen Ort. Es konnte alles gut werden. Ich schmeckte und roch es. Wenn sie sich ihres Erfolges nicht so sicher gewesen wäre, hätte sie mich bekommen.
    Ich hielt an meinem Zorn fest und trank aus meinem Giftbrunnen. Das sind keine guten Dinge, aber wenigstens gehören sie mir.
    »Ich könnte mir dir gehen«, teilte ich der Engelsfrau mit. »Ich könnte nehmen, was du mir anbietest. Aber wer wäre ich dann? Wer würde aus mir, wenn ich die Dinge losließe, die mich geformt haben?«
    »Du wärst glücklich«, sagte sie.
    »Jemand anders wäre glücklich. Ein neuer Jorg, ein Jorg ohne Stolz. Ich lasse mich von niemandem zur Marionette machen, nicht von dir und nicht einmal von Ihm.«
    Die Nacht kehrte zurück, wie Nebel aus den Sümpfen.
    »Auch Stolz ist eine Sünde, Jorg. Die größte der sieben. Du musst den Stolz loslassen.« Und zum ersten Mal lag so etwas wie Herausforderung in ihrer Stimme. Das genügte mir; es gab mir neue Kraft.
    »Ich muss?« Dunkelheit umwogte uns.
    Sie streckte die Hände aus. Die Dunkelheit verdichtete sich, und das Licht der Engelsfrau schwand.
    »Stolz?« Mein Lächeln wurde größer und leichter. »Ich bin stolz. Sollen die Sanften und Demütigen ihren Lohn bekommen. Ich verbringe die Ewigkeit lieber in Düsternis, als göttliche Glückseligkeit zu dem Preis zu empfangen, den du verlangst.« Es stimmte nicht, aber andere Worte zu sprechen, ihre Hand zu nehmen, anstatt sie zurückzuweisen, hätte nichts als Bruchstücke von mir übrig gelassen.
    Die Engelsfrau glomm nur noch, umgeben von samtener Schwärze. »Luzifer hat so gesprochen. Der Stolz kostete ihn den Himmel, obwohl er an Gottes rechter Seite saß.« Ihre Stimme wurde leise, zum Hauch eines Flüsterns. »Letztendlich ist Stolz das einzige Böse, die Wurzel aller Sünden.«
    »Ich habe nur Stolz.«
    Ich schluckte die Nacht, und die Nacht schluckte mich.

 
39
     
    »Er ist noch nicht tot?« Die Stimme einer Frau, mit einem teutonischen Akzent, in dem Alter knarrte.
    »Nein.« Eine jüngere Frau, vertraut, ebenfalls teutonisch.
    »Es ist nicht natürlich, so lange am Leben festzuhalten«, sagte die ältere Frau. »Und wie bleich er ist. Er sieht tot aus.«
    »Er hat viel Blut verloren. Ich wusste nicht, dass Männer so viel Blut in sich haben.«
    Katherine! Ihr Gesicht kam zu mir in meiner Dunkelheit. Grüne Augen, und die wohlgeformten Engel ihrer Wangenknochen.
    »Er ist bleich und kalt«, sagte sie, mit den Fingern an meinem Handgelenk. »Aber der Spiegel beschlägt, wenn ich ihn an seine Lippen halte.«
    »Ich meine, drückt ihm ein Kissen aufs Gesicht, damit es endet.« Ich stellte mir meine Hände am Hals der Alten vor. Der Gedanke brachte ein bisschen Wärme.
    »Ich wollte ihn sterben sehen«, sagte Katherine. »Nach dem, was er mit Galen gemacht hat. Voller Freude hätte ich beobachtet, wie er vor dem Thron gestorben und sein Blut über die Stufen geflossen wäre.«
    »Der König hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen.
    Dann wäre es schnell zu Ende gewesen.« Wieder die alte Frau. In ihrer Stimme hörte ich einen Bedienstetenton. Sie äußerte ihre Meinung in der Sicherheit eines privaten Ortes; hier sprach sie von Dingen, die sie zu lange zurückgehalten hatte und in Stille bitter geworden waren.
    »Es ist ein grausamer Mann, der das Messer gegen seinen einzigen Sohn hebt, Hanna.«
    »Es ist nicht sein einziger Sohn. Sareth trägt deinen Neffen. Das Kind wird jetzt als wahrer

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