Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
begibt sich in große Gefahr.
     

 
42
     
    »Aus dem Weg.«
    »Wer zum Teufel …«
    »Lieber Jesus! Du bist dasselbe alte Warzengesicht, das beim letzten Mal versucht hat, mich aufzuhalten!« Und das stimmte. Der Gestank, der mir entgegenschlug, als er die Tür öffnete, brachte alles zurück. »Ich bin überrascht, dass mein Vater dich am Leben gelassen hat.«
    »Wer …«
    »Wer zum Teufel ich bin? Du erkennst mich nicht? Auch bei unserer letzten Begegnung hast du mich nicht erkannt. Damals war ich ein ganzes Stück kleiner.« Ich zeigte es ihm mit der Hand. »Für mich scheint es eine ganze Weile her zu sein, aber du bist ein alter Mann, und was sind drei oder vier Jahre für einen Alten?« Ich verneigte mich spöttisch. »Prinz Jorg, zu deinen Diensten, beziehungsweise du zu meinen. Beim letzten Mal habe ich diesen Ort in Gesellschaft einer Gruppe von Gesetzlosen verlassen. Diesmal brauche ich nur einen Ritter, wenn du gestattest. Sir Makin von Trent.«
    »Ich sollte die Wachen holen«, erwiderte der Alte, aber es klang nicht sehr überzeugt.
    »Warum? Der König hat keine Befehle erteilt, die mich betreffen.« Das war eine Vermutung, aber sehr wahrscheinlich lag ich richtig damit, denn Vater glaubte, mich getötet zu haben. »Außerdem würde es den Tod für dich bedeuten. Und wenn du jetzt an den großen Burschen mit dem Spieß denkst – vor nicht einmal drei Minuten habe ich seinen Kopf gegen die Wand gestoßen.«
    Der Wärter wich zurück und ließ mich passieren, wie vor vier Jahren, als Lundist den Knaben namens Jorg begleitet hatte. Diesmal schlug ich den Burschen, als ich an ihm vorbeiging. Nur in den Magen, und dann ein zweiter Schlag in den Nacken, als er sich zusammenkrümmte. Ein oder zwei Sekunden lang zog ich in Erwägung, ihm mit Katherines Messer den Rest zu geben, aber es ist weise Voraussicht, nicht besonders tüchtige Gefangenenwärter am Leben zu lassen.
    Ich nahm die Schlüssel, schlich durch den Flur und hielt das Messer bereit. Mein Schwert wäre mir lieber gewesen. Ohne es fühlte ich mich nur halb angezogen. Immer wieder kehrten meine Gedanken zu seinem Fehlen zurück, zum Gefühl der Leichtigkeit an der Hüfte, so wie die Zunge immer wieder nach der leeren Stelle eines fehlenden Zahns tastet.
    Makin hatte mir das Schwert an dem Tag gegeben, als er mich fand. Als Hauptmann der Wache, der nach dem Thronerben suchte, war er berechtigt gewesen, es zu tragen. Seitdem hatte ich es immer bei mir gehabt, die Familienklinge aus Erbauer-Stahl.
    Ich erreichte die Folterkammer, in der ich den Nubier zum ersten Mal gesehen hatte. Diesmal war der Tisch in der Mitte des Zimmers leer, und es schauten keine Gesichter aus den Fenstern der Zellentüren. Ich machte eine langsame Runde und leuchtete mit der Laterne in jede Zelle. Die erste enthielt eine Leiche, beziehungsweise jemanden, der nur noch aus Haut und Knochen bestand. Die nächsten drei waren leer, und in der fünften entdeckte ich Sir Makin. Er saß an der Rückwand, mit Bart und voller Schmutz, hob eine Hand und schirmte sich die Augen vor dem Licht ab. Er versuchte nicht aufzustehen. Ich spürte einen Schmerz in meiner Kehle. Warum ich ihn fühlte, weiß ich nicht, aber er war da. Zorn im Magen, und ein Schmerz in der Kehle.
    »Makin, o mein Bruder.« Leise und sanft.
    »Was?« Ein Krächzen, das Geräusch von etwas Gebrochenem.
    »Ich kehre auf die Straße zurück, Bruder Makin. Im Süden muss ich gewisse Dinge erledigen.«
    Ich steckte den Schlüssel ins Schloss. Ein leichtes Zittern, ein leises Rasseln.
    »Jorg?« Ein Schluchzen, ein halbes Gurgeln. »Er hat dich umgebracht, Prinz. Dein eigener Vater.«
    »Ich sterbe, wenn ich bereit bin.«
    Der Schlüssel drehte sich, und die Tür schwang ohne Widerstand auf. Der Gestank wurde schlimmer.
    »Jorg?« Makin ließ die Hand sinken. Sie hatten eine Schweinerei aus seinem Gesicht gemacht. »Nein! Du bist tot. Ich habe gesehen, wie du tödlich getroffen zu Boden gesunken bist.«
    »Na schön, ich bin tot, und du träumst. Steh jetzt verdammt noch mal auf, bevor ich dir den Rest deiner Scheiße aus dem Leib trete. Viel kann’s nicht mehr sein, so wie’s hier riecht.«
    Das weckte ihn aus seiner Starre. Er bewegte sich und tastete mit einer Hand über die Wand.
    Ich hatte nicht daran gedacht, in welchem Zustand er sich befinden mochte. Vaters Messer schien sich mir erst gestern in die Brust gebohrt zu haben, aber Makins Bart deutete darauf hin, dass mindestens zwei Wochen vergangen waren.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher