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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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die Hände an meinem Hals und den Hals in meinen Händen, und die Gier nach Luft. Mein Herz schlug laut wie ein Vorschlaghammer.
    Ich fiel durch Jahre. Durch mein Leben bin ich gefallen.
    Schließlich prallte ich auf und öffnete die Augen. Ich lag auf einem steinernen Boden. Ein violettes Gesicht starrte mich an, mit aus den Höhlen tretenden Augen, die Zunge aus dem Mund gestreckt. Tageslicht kam durch ein hohes Fenster. Das Herz hämmerte in meiner Brust, als wollte es sie verlassen. Alles tat weh. Ich sah Hände am Hals unter jenem Gesicht. Meine Hände. Mit großer Mühe nahm ich sie von dem Hals. Die weißen Finger gehorchten mir nur widerwillig.
    Das Gesicht kannte ich nicht. Eine Frau?
    Die Welt wich fort, der Schmerz schrumpfte.
    Renar … Der Name stieg in mir auf, und mit ihm ein Flüstern von Kraft. Die Hände, die die fremden Finger von meinem Hals lösten, fühlten sich nicht wie meine an. Renar! Der erste Atem pfiff in mir, wie durch ein Schilfrohr gesogen.
    Luft! Ich brauchte Luft. Ich würgte, aber nichts kam aus dem leeren Magen. Mühsam schnappte ich nach Luft, durch eine Kehle, die zu eng geworden war.
    Renar.
    Das violette Gesicht gehörte einer Frau mit grauem Haar. Ich verstand nicht.
    Renar. Und Corion.
    Oh, Jesu! Ich erinnerte mich. Ich erinnerte mich an den Schrecken, doch er brannte bleich und blass im Vergleich mit dem kalten Zorn, der jetzt in mir wühlte.
    »Corion.« Zum ersten Mal in den vier Jahren seit jenem Abend im Turm sprach ich seinen Namen. Ich erinnerte mich. Ich wusste, was er mir genommen hatte, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlte ich mich ganz.
    Ich fand die Kraft, mich mit den Armen hochzustemmen.
    Ich lag in einem Raum in einer Burg. Neben einem Bett … Ich war aus dem Bett gefallen. Während eine alte Frau versucht hatte, mich zu erdrosseln.
    Die Tür erzitterte. Jemand zerrte an der Klinke. »Hanna! Hanna!« Die Stimme einer Frau.
    Irgendwie stand ich auf, wankte zur Tür und öffnete sie.
    »Katherine.« Meine Stimme entkam als Quieken einer schmerzenden Kehle.
    Dort stand sie. Schön und bestürzt. Der Mund halb offen, die grünen Augen groß.
    »Katherine.« Ich brachte nur ihren Namen hervor, als ein Flüstern, obwohl ich rufen wollte. Schreien wollte ich, viele Dinge gleichzeitig.
    Ich verstand. Ich verstand das Spiel. Ich verstand die Spieler. Ich wusste, was es zu tun galt.
    »Mörder!«, stieß Katherine hervor. Sie holte ein Messer hervor, mit langer, spitzer Klinge. »Dein Vater wusste es am besten.«
    Ich wollte ihr erklären, was geschehen war, brachte aber keinen Ton hervor. Ich versuchte, die Arme zu heben, doch mir fehlte die Kraft.
    »Ich bringe zu Ende, was er begonnen hat«, sagte Katherine.
    Und ich konnte nur ihre Schönheit bewundern.

 
41
     
    Bei einem Duell, Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert, kann es der Mangel an Geschick sein, der einen tötet. Oft spielt reines Glück die entscheidende Rolle. Oder es droht, wenn der Kampf zu lange dauert, dem Mann der Tod, der zuerst ermüdet.
    Letztendlich geht es um Ausdauer und Durchhaltevermögen. Dies sollte man in Grabsteine meißeln: »Er wurde müde.« Vielleicht nicht des Lebens müde, aber zu müde, um daran festzuhalten.
    Bei einem echten Kampf –  und die meisten Kämpfe sind echt, ohne die Kunstfertigkeit eines formellen Duells – ist Erschöpfung der gefährlichste Gegner. Ein Schwert ist ein ziemlich schweres Stück Eisen. Wenn man es einige Minuten schwingt, entwickeln die Arme eigene Vorstellungen davon, was sie tun können und was nicht. Selbst wenn das eigene Leben davon abhängt.
    Ich erinnere mich an Zeiten, als das Heben meines Schwerts einer Herkulestat gleichkam, doch nie vor der Konfrontation mit Katherines Messer hatte ich mich so erschöpft gefühlt.
    »Mistkerl!«
    Das Feuer in ihren Augen schien heiß genug zu sein, um bis nach der Tat zu brennen.
    Ich suchte nach dem Willen, sie aufzuhalten, und fand nichts.
    Ein Messer kann ziemlich erschreckend sein, wenn man es scharf und kalt am Hals fühlt. Dieser Gedanke war ein Echo aus der Nacht, als die Geister aus den Sümpfen zu beiden Seiten der Totenstraße gekommen waren.
    Das Glitzern an des Messers Klinge, als Katherine auf mich zutrat, die Vorstellung, dass es in meinen Körper schnitt, mir vielleicht ein Auge zerstach … Solche Gedanken lassen einen Mann zögern. Bis man begreift, was sie sind. Sie sind nur ein Weg, das Spiel zu verlieren. Man verliert das Spiel, und was hat man verloren? Man hat das Spiel

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