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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Schwächsten in die Suppe«, wiederholte ich die Worte, die mal eine Frau zu mir gesagt hatte, die Hunde züchtete. Ich mochte stark sein, aber zur Zucht taugte ich nichts, weil ich nie meine Periode bekommen hatte. Penny schob es darauf, dass unsere Mutter in der Schwangerschaft ihren ersten Krankheitsschub gehabt hatte. Ich war beschädigt geboren worden.
    Ich wunderte mich, dass es Neél nicht aufgefallen war; fragte er sich nicht, warum er niemals mein Monatsblut roch? Aber was mochte er schon über den Körper einer Frau wissen. Besser, ich verriet es ihm nicht.
    Er spuckte auf den Boden und schwieg und ich wechselte schnell das Thema. »Außerhalb der Städte gibt es viel weniger Staub. Hast du das gewusst?«
    Sein Blick wurde düster. »Das habe ich mir schon gedacht. Es gibt nicht viele Gründe für euch, hier leben zu wollen, nicht wahr?«
    »Nein.« Aber es wäre auch gelogen zu behaupten, es gäbe überhaupt keine Gründe. Die meisten Menschen hier wirkten nicht völlig verzweifelt. Viele Städter arrangierten sich besser mit ihrer Situation als die frustrierten Krieger der Rebellenclans.
    »Aber das braucht dich nicht kümmern«, sagte er unerwartet, »denn eine Zeit in der Stadt wird es nach dem Chivvy für dich nicht geben - richtig?« Seine Frage klang eher nach einer Feststellung.
    »Richtig.«
    »Gut.« Er sprang auf und strich seine Weste glatt. »Dann lass uns reingehen. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Oh, die hatte ich auch! Ich bewegte die Schultern und an meinem Rücken knisterte kaum hörbar das Papier. Gleich würde ich es preisgeben, meinen einzigen Besitz. Doch traf das überhaupt noch zu? Immerhin hatte ich jetzt wieder ein Messer - gut, ein beschädigtes - sowie ein wertlosen Seil. Zeit, etwas zurückzugeben.
    Ich folgte ihm mit einem Lächeln. Aber ich wusste ja auch noch nicht, was er sich für mich ausgedacht hatte.

26
    »öffne endlich die augen.«
    Keine fünf Minuten später trug ich eine Binde aus schwarzem Stoff über den Augen.
    »Muss das wirklich sein? Ich finde es -«
    Alex zog den Stoff mit einem Ruck fest und ich sah nicht einmal mehr den kümmerlichsten Lichtstrahl.
    »Willkommen in meiner Welt«, flüsterte sie nah an meinem Ohr. »Ja, es muss sein. Neél, du kannst jetzt gehen. In einer Stunde bin ich fertig mit ihr.«
    Eine Tür wurde geschlossen. Alex und ich waren allein und das war auch gut so, denn ich hatte nicht übel Lust, Neél zu erwürgen.
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, wusste nur, dass wir uns im Erdgeschoss befanden und der Boden unter mir glatt und hart war. Steinfliesen, vielleicht Marmor. Der Raum musste ziemlich groß sein, die Decken vermutlich hoch. Der Hall klang ein wenig so wie in der alten Kirche.
    »Du hast ihre Augen gesehen«, sagte Alex. An ihrer Stimme hörte ich, dass sie mich umrundete. Ihre Schritte waren lautlos und ich versuchte mich vergeblich zu erinnern, ob sie bei der Begrüßung in der Eingangshalle Schuhe getragen hatte oder barfuß gewesen war. »Weißt du, warum sie im Dunkeln sehen können?«
    »Weil ihre Pupillen lichtempfindlicher sind und sich weiten oder zu Schlitzen zusammenziehen wie bei Katzen«, gab ich lustlos zurück. Dieses Experiment war mir unheimlich. Ich traute Alex nicht über den Weg und fühlte mich ihr ausgeliefert.
    »Sehr richtig«, erwiderte sie. »Sie nutzen diesen Vorteil ohne jede falsche Scham. Wenn das Chivvy sich seinem Ende nähert und noch Menschen frei sind, dann drehen sie das Licht ab.«
    »Sie stellen Dark Canopy dunkler?«
    »In der Tat.« Ich zuckte zusammen, weil sie plötzlich genau hinter mir stand. »So dunkel, dass kein Mensch mehr sieht als ich.«
    »Aber die Percents können noch sehen?«
    »Oh ja. Das können sie.«
    Ich schnaubte resigniert. Sollte ich hier lernen, mich mit meinen Händen durch die Finsternis zu tasten? Das war vollkommen sinnlos, wenn ich gegen Percents antrat, die mich sehen konnten.
    »Du glaubst, du hättest keine Chance?«, fragte Alex schmeichelnd. Ihre Stimme kam schon wieder aus einer anderen Richtung. »Dann geh. Geh und such dir einen guten Tag zum Sterben. Das wirst du ohnehin. Besser, du entscheidest selbst, wann und wo.«
    »Redest du immer so pathetisch daher?« Ich straffte die Schultern, auch wenn sie es nicht sah. »Wie ist dein Plan?«
    Sie lachte, es klang, als werfe jemand Kiesel in eine Blechschale. »Du denkst, ich habe einen Plan? Für dich?«
    »Ansonsten hätte Neél mich nicht hierhergebracht.«
    Ein paar Atemzüge lang war sie

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