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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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woher sie kam.
    »Im Süden ist das ganze Land verseucht. Selbst heute noch. Alle, die diese Gegend betreten, sterben früher oder später. Geh nie nach Süden, Joy.« Er schluckte und rieb sich die Wange. »Was geschah mit deinem Vater?«
    Ich zog die Luft scharf ein. »Er ging zurück in die Stadt, etwa ein Jahr nachdem meine Mutter starb. Er hat aufgegeben.«
    »Und du hast nie versucht, ihn zu finden?«
    »Ich würde ihn gar nicht wiedererkennen. Ich war noch viel zu klein.« Und bis auf die Knochen verletzt. Er hatte uns nie gefragt, ob wir mit ihm gehen wollten. Über Nacht war er einfach verschwunden und hatte nichts hinterlassen außer einem Messer für mich, einem Buch für Penny und einem Lebewohl, das Mars uns überbrachte.
    Neél sah sich nach den Percents um. Ich brauchte das nicht - ich spürte, dass sie uns nachsahen. Mir fiel auf, dass keiner das Zeichen für Respekt gemacht hatte, auch Neél nicht. Das war eigenartig.
    Bevor ich fragen konnte, sagte Neél: »Ich finde, du solltest nach ihm suchen. Ich würde sofort nach meiner Mutter suchen, wenn es die Möglichkeit gäbe.«
    Seine Mutter ? Ich starrte ihn an - das musste ein Missverständnis sein aber er lächelte, wenn auch unglücklich.
    »Wir sind nicht alle gleich. Hast du das Wort Optimierungsprogramm schon mal gehört?«
    »Ja schon, aber ich weiß nicht, was es bedeutet.«
    »Mina hat dir erklärt, wie wir entstanden sind, nicht wahr?«
    »Stimmt«, sagte ich leise. Wenn ich gewusst hätte, dass sie ihm gleich davon berichtet, hätte ich sie nicht befragt. Aber was Neél mir während der Parade erzählt hatte, war mir nicht aus dem Kopf gegangen und so hatte ich Mina darauf angesprochen.
    Sie hatte mir erklärt, dass man die Forschung an den Percents auf zweihundert Jahre vor der Übernahme - dem Beginn unserer Zeitrechnung - zurückdatierte. Bücher belegten, dass man zunächst Pflanzen und Tiere in Chargen hergestellt und genetisch verändert hatte. Mit einem Schaf soll es begonnen haben. (Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, Neél damit aufzuziehen, fand allerdings, dass er nicht viel mit einem Schaf gemein hatte.) Später dann fand dasselbe mit menschlichem Material statt. Die Aufzeichnungen berichteten zunächst von Aufständen. Viele Menschen rebellierten gegen die Arbeit an menschlicher DNA, aber die Wissenschaftler setzten sich durch. Sie arbeiteten an Embryonen, die abgetrieben worden waren, und mit Stammzellen aus Nabelschnurblut, das die Eltern zur Forschung freigegeben hatten - Eltern, die einen Beitrag im Kampf gegen Krankheiten leisten wollten. Sie wurden die Komplizen von Menschen, die sich über die Schöpfung erhoben - so nannte es Mina. Das Material wurde immer weiter optimiert, verarbeitet, manipuliert und schließlich verkündete man in jenem schicksalhaften Jahrzehnt vor dem Beginn des Dritten Weltkriegs, etwas Einzigartiges erschaffen zu haben. Eine Rasse, nicht ganz Mensch, nicht ganz Tier, die sich durch Gehorsam, Lernbereitschaft und Arbeitseifer auszeichnete. Die bei Nacht sehen und über Membranen am ganzen Körper riechen konnte, was ihre Haut zwar übersensibel für UV Strahlen machte, sie aber dafür prädestinierte, Gefahren wie biochemische Waffen oder Gase aufzuspüren. Außerdem konnten sie über diese Haut Sauerstoff aus dem Wasser filtern und so länger tauchen als jedes Säugetier, denn die Hautmembranen waren winzigen Kiemen nachempfunden. Ferner galt der zunächst nur in Chargen zu hundert Stück gezüchtete Percent als resistent gegenüber vielen Krankheiten und Giften. Da er vor dem Gesetz kein Mensch war, hatte er keinerlei Grundrechte und wurde wie ein Tier als Sache behandelt. Eine rechtlose und leicht nachzuproduzierende Spezialeinheit war entstanden.
    Ein altes Buch, das Mina hütete wie ihren Augapfel, berichtete von einem Großeinsatz von Percents nach einem Vorfall, den sie als Super-GAU bezeichneten, in einem Atomkraftwerk in einem Land, das man damals Frankreich nannte. Man hatte das halbe Land evakuieren müssen und ein Dutzend Legionen Percents in das kollabierte Kraftwerk voller zerstörerischer Substanzen geschickt, um es wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mit diesem erfolgreich abgeschlossenen Projekt endete das Buch.
    Mina zeigte mir Broschüren, in denen man lesen konnte, dass diese fantastischen Percents den idealen Soldaten darstellten, besonders, da man damit rechnen musste, dass in den nächsten Kriegen nukleare Waffen zum Einsatz kommen würden.
    Mit einem bitteren Lächeln hatte

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