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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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immer, da er seit einem üblen Bruch nicht mehr durch die Nase atmen konnte. Er leckte sich über die Schneidezähne. »Joy, die Sache ist die ...«
    Ich boxte ihm freundschaftlich gegen die Brust, rieb meine Fingerknöchel an seinem Hemd. »Du hast Schiss. Mach dir keinen Kopf, das ist schon okay. Eigentlich sind wir auch genug, zu viele sollten ohnehin nicht mitmischen, eine große Gruppe fällt eher auf als eine kleine.«
    »Viele?« Er stützte seine Hand neben meinem Kopf an der Wand ab. Von Weitem sah es sicherlich so aus, als würde er mich umarmen. »Wer ist denn noch alles dabei?«
    Ich sah mein Gift in ihm arbeiten, schämte mich dafür und zuckte mit den Schultern. »Och, einige. Ein paar Leute aus Jamies Clan.« Gelogen. »Josh und Matthial, Janett, Mona, Tommie und Zacharias. Dieser Gerald aus der Stadt natürlich.« Ich kannte nicht mal einen Gerald, aber der Name gefiel mir. Er klang stark. »Die Matches-Brüder und ...« Mehr musste ich nicht sagen.
    Willie zog seine buschigen Brauen zusammen, sodass es aussah, als besäße er nur eine einzige. »Die kleinen Matches-Jungs mischen mit?«
    »Ja.« Ich hatte ihn so was von an der Gurgel. Willie wog so viel wie die beiden Brüder zusammen und würde nie zulassen, dass diese Hänflinge mehr Mut bewiesen als er.
    Ich unterdrückte ein Lächeln und ließ meinen Blick ganz langsam an seinem Körper hinabgleiten. Er rückte näher, als würde er mich jeden Moment gegen die Wand pressen wollen - seine breite Gestalt verbarg mich nun komplett. Wie sollte er auch ahnen, dass ich eine kleine, arglistige Spinne war und ihn längst im Netz hatte? Von irgendwoher hörte ich ein Räuspern und wusste, dass Matthial in der Nähe war. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Unterlippe und kippte die Hüfte nach vorn. Willie legte seine Hand mit weit gespreizten Fingern auf meine Taille. Er hatte große Hände und immer saubere Nägel. Dass sein Daumen meine Brust berührte, war sicherlich reiner Zufall.
    »Verdammt, Joy, dir kann man einfach nichts ausschlagen, wenn du so lieb bittest.«
    »Mir geht es nur um Amber.« Glückwunsch. Ich hatte es tatsächlich geschafft, einen ganzen Satz lang nicht zu lügen.
    »Klar. Um Amber.« Sein Daumen rieb über meine Brustwarze.
    Ich fragte mich, wie weit ich gehen würde. Es ging um einen starken Kämpfer für unsere Sache. Einen Kämpfer für Amber. Unser aller Leben konnte von einem einzigen Mann abhängen, da war es ja wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich ein bisschen nett zu ihm war, oder?
    Er strich mir übers Gesicht und erstmals hatte ich Mühe, meine Abneigung zu verbergen.
    »Joy, für dich würde ich alles tun.« Die Art, wie er das aussprach, trieb mir kalten Schweiß aus den Poren.
    »Ich will niemanden drängen«, sagte ich eilig. »Es wird eine gefährliche Sache, vielleicht hat Mars recht und es ist aussichtslos. Um ehrlich zu sein, weiß ich auch noch gar nicht mit Gewissheit, ob Ja-mies Leute nun mit dabei sind oder nicht, und Zac hat auch noch nicht fest zugesagt. Bislang ist das alles bloß eine Idee, ich ...«
    Warum musste ich an diese Spinnenart denken, die sich gerne überfrisst und dann elendig an ihrer Maßlosigkeit zugrunde geht? Einen Moment stellte ich mir vor, Matthial würde kommen und Willie grob von mir wegreißen. Aber Matthial nahm mir nie Entscheidungen ab. Er war mein bester Freund, er ließ mich allein entscheiden.
    Willies Unterleib drückte gegen meinen, seine Hand lag längst besitzergreifend über meiner Brust. Er beugte sich zu mir herab, berührte meine Wange mit geöffneten Lippen. Er war rasiert und sein Atem duftete nach Kräutern, als hätte er sich eben erst die Zähne geputzt und Petersilie und Minze gekaut. Ich war es, die gerade aus dem Bett gekommen war, nach Schlaf und einem anderen Mann roch.
    Über Willies Schulter sah ich Matthial mit dem Rücken zu mir in einem Sessel sitzen. Ihm gegenüber hockte ein kleines Mädchen auf dem Sofa und starrte angestrengt in unsere Richtung. Ohne den Blick abzuwenden, bewegte sie die Lippen, und mir war klar, dass Matthial sich erzählen ließ, was vor sich ging, weil er selbst nicht hinschauen wollte.
    Ich grub die Finger in Willies Nacken und ließ meine Wut alle anderen Gefühle betäuben. Es war weniger Wut auf Willie, sondern mehr auf mich selbst. Ich wandte mich ihm zu, warf meinen Stolz weg und meine Karten offen auf den Tisch. »Eine einmalige Sache«, knurrte ich durch die Zähne. »Dafür kämpfst du auf unserer Seite.«
    Er zögerte,

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