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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Ruinen skizzieren, die im Bomberland oberhalb der finsteren Schächte lagen. Es gelang ihm noch nicht zu hoffen, aber er wagte sich zu wünschen, dass einige der passierbaren Tunnel noch bis in die Stadt führten.
    Joy und ihr Vater halfen ihm bei seinen Planungen, ohne es zu wissen. Joys Vater war vor seiner Flucht zu den Rebellen Kanalarbeiter gewesen. Keiner von den armen Teufeln, die die Hinterlassenschaften von Menschen und Percents aus der Stadt befördern mussten, um den Unrat in Kanäle oder Flüsse zu kippen, wo die Percents von dem Gestank nicht belästigt wurden, sondern einer derer, die die Kanalisation Stück für Stück zumauerten.
    Denn die geruchsempfindlichen Percents waren sich bewusst, dass in dieser Kanalisation, die sie des Gestanks wegen niemals betreten würden, die Menschen klar im Vorteil waren. Daher ließen sie die Schächte unter der Stadt zumauern oder einreißen, um das Labyrinth unpassierbar zu machen. Matthial wusste allerdings von Joys Vater, dass nicht alle diese Mauern stabil waren.
    Während Matthial Tag für Tag die zumeist ausgetrockneten Schächte tief unter den Ruinen kleinerer, zerstörter Ortschaften erkundete und sich dabei immer weiter in Richtung Stadt vorarbeitete, konzentrierte sich Josh auf die Pfade unter dem Niemandsland. Er erwartete Funde, die alles verändern würden, hinter jeder Ecke erwartete er ein neues, besseres Leben. Doch alles, was er fand, waren Spuren von Flucht und Resignation. In einer mit Brettern vernagelten Nische stieß er auf die von Ungeziefer säuberlich abgenagten Reste eines vor langer Zeit verstorbenen Menschen. »So wie der Knochenmann da an der Wand gelehnt hat, muss er sich eingeschlossen, aufgegeben und auf den Tod gewartet haben«, berichtete Josh Matthial später. Rostige Waffen lagen einen Meter entfernt in einem Ledersack - der Tote war ein Rebell. Zwischen den Knochenfingern des armen Teufels fand er Fasern. Vielleicht hatte der Mann im Sterben ein aus Stoff genähtes Püppchen gehalten oder ein Kleidungsstück einer geliebten Person, das damals noch nach Erinnerungen roch. Inzwischen polsterte es vermutlich das Nest von Ratten.
    »Er wird doch nichts dagegen haben, dass wir seinen Kram genommen haben?«, fragte Josh am Abend. »Matthial? Glaubst du, es ist okay?«
    »Er braucht’s nicht mehr.«
    »Aber glaubst du, er wäre damit einverstanden, dass wir an seiner Stelle weiterkämpfen?«
    Matthial zuckte mit den Schultern, was seinen vom Kerzenlicht zitternden Schatten an der Wand aussehen ließ, als würde er von einem epileptischen Krampf durchgeschüttelt. Oder unter Tränen beben. »Es macht keinen Unterschied«, sagte er, weil er nicht über die Wünsche der Toten nachdenken wollte. Tote durften keine Wünsche haben.
    Josh zog einen Schleifstein über die ganze Länge des gefundenen Buschmessers. Rostpartikel rieselten in seinen Schoß. Er vermied den ganzen Abend, Matthial anzusehen. Aber Matthial kannte seinen Bruder zu gut, um dessen Angst nicht wahrzunehmen. Gestank und Dunkelheit fraßen sich langsam durch den dicken Schutzwall aus Hoffnung, den Josh um sich errichtet hatte. Funde wie der Leichnam des Rebellen rissen Scharten hinein. Matthial war sich seiner Verantwortung bewusst. Er durfte nicht nur an Joy denken, die, wenn er ihr Temperament und ihren Starrsinn richtig einschätzte, womöglich schon tot war. Und so beschloss Matthial, den Vorstoß Richtung Stadt hintanzustellen, sosehr es ihn auch dorthin zog. Am nächsten Morgen würde er sich zum alten Clanhaus begeben und nach Spuren suchen. Vielleicht war es bereits sicher genug, um zurückzukehren. Falls nicht, sollten sie sich weiter ins Niemandsland zurückziehen und die Stadt vergessen. Matthial wusste, dass er das tun musste, wenn er Josh nicht verlieren wollte. Leider wusste er ebenso gut, dass es dann Joy war, die er aufgab. Jede der beiden Möglichkeiten würde einen Teil von ihm selbst zerstören, ohne den er nicht weiterleben wollte. Und doch musste er sich entscheiden. Gab es denn keinen Kompromiss?
    »Himmelgraue Scheiße, wir sterben, Josh«, sagte er, als sie spät in der Nacht beide an die Decke ihres Verstecks starrten. »Aber nicht hier unten und nicht im Dunkeln, das schwöre ich dir. Wir gehen ins Coca-Cola-Haus zurück.«
    Joshs Decken raschelten unter einer Bewegung und Matthial spürte den Blick seines Bruders trotz der Finsternis auf sich ruhen. »Dann hältst du es für sicher genug?«
    »Nein.« Matthial seufzte. »Aber ich will lieber dort

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