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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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schüttelten beide die Köpfe; sie schwach, er energisch.
    »Nee, keine Fehlfunktion. Dachten wir aber auch zuerst. Wir haben’s an mehreren Tagen beobachtet. Erst die Späher, dann die Gruppe, dann die Nachhut. Mars hat gesagt, dass Windströmungen die Wolke da stärker aufwirbeln. Es lag auch kaum Staub am Boden, dabei hatte es geregnet. Alles müsste voll davon gewesen sein. War aber nicht so.«
    Auf der Sessellehne malte Matthial Linien, die keine sichtbaren Spuren hinterließen, ihm aber halfen, sich ein besseres Bild im Kopf zu machen, nur weil er sie zeichnete. »Ihr seid weitergegangen und die Wolke wurde wieder dichter, ja?«
    »Ja genau.«
    »Habt ihr abgedreht?«
    Zac runzelte die Stirn. »Ja, ich glaube schon. Zuerst sind wir nur Richtung Norden gegangen und dann irgendwann nicht mehr. Ich hab’s nicht gemerkt, ich hab nur mitgekriegt, dass Janett Mars drauf angesprochen hat.«
    Matthial zuckte zusammen, als er den Namen seiner Schwester hörte, und auch durch Joshs Schultern ging ein sichtbarer Ruck.
    »Wie geht es Janett?«, fragte Josh.
    Kendra hob ihre dürre Hand, beugte sich über den Tisch und berührte flüchtig seine Finger. »Es geht ihr gut, Josh. Sie ist bei eurem Vater geblieben.«
    Matthial wischte die Gedanken an seine Schwester beiseite und konzentrierte sich auf die neuen Informationen. »Wärt ihr weiter nach Norden gegangen, hättet ihr wahrscheinlich die nächste Stadt erreicht«, sagte er. »Deshalb ist die Wolke wieder dichter geworden. Dort steht ebenfalls eine Maschine.«
    Josh stieß den Atem aus, als würde diese Nachricht ihn deprimieren. Aus Erzählungen von Reisenden und aufgrund der Späher des Clans war ihnen bekannt, dass jede Stadt, die noch als solche existierte, eine Maschine hatte. Seltsam war nur, dass sein Vater den anderen nichts von dieser Stadt gesagt hatte, die dort wie ein lauerndes Raubtier vor ihnen im Nichts verborgen lag. Mars wusste bestimmt, dass sie existierte. Und falls er nicht schon einmal dort gewesen war - wovon Matthial ausging, denn sein Vater war weit gereist -, dann hatte es ihm die Wolke mit Sicherheit verraten. Warum hatte er es den anderen nicht gesagt? Warum lehrte er seine Clanleute nicht, die Wolke zu lesen, so wie er es Matthial gelehrt hatte?
    »Matthial, wenn wir nun vielleicht auf unser Zimmer gehen könnten ...«, murmelte Zac beklommen. »Der Tag war hart, Kendra fallen schon die Augen zu.« Ein müdes, aber liebevolles Lächeln flog zwischen den beiden hin und her und versetzte Matthial einen kleinen Stich.
    »Entschuldigt. Das hätte ich sehen müssen. Wir können später reden.«
    »Ich helfe euch beim Tragen.« Josh sprang auf. Man sah ihm an, wie wohl es ihm tat, endlich wieder etwas tun zu können. »Euer Zimmer ist noch genau so wie immer. Na gut, vielleicht müssen wir ein paar Mäuse verscheuchen und Taubendreck wegmachen. Aber mit etwas Glück fangen wir dabei gleich was zum Abendessen.«
    Josh ging voran, Kendra folgte ihm. Bevor auch Zacharias den Wohnraum verließ, fiel Matthial noch eine letzte Frage ein.
    »Wart mal, Zac.«
    Zacharias blieb stehen, ohne sich umzudrehen.
    »Woher wusstet ihr überhaupt, dass Josh und ich hier sind? Hier im Clanhaus.«
    »Wir ... haben’s drauf ankommen lassen. Wohin hätten wir sonst gehen sollen, he?«
    »Das war riskant. Wir sind selbst erst vor Kurzem wieder hergekommen. Zeitweise war es zu gefährlich.«
    Zacharias sah flüchtig über die Schulter. »Da haben wir wohl Glück gehabt, was?«
    »Wir alle haben Glück gehabt. Geh jetzt, geh dich ausruhen.«
    Kaum war der Freund zur Tür hinaus, raufte Matthial sich erst das Haar und ließ das Gesicht dann in die Handflächen sinken. Er zog die Beine an und lehnte den dröhnenden Kopf gegen die Knie.
    Das waren zu viele Informationen von der Sorte, die man zwar erfragte, aber eigentlich nicht hören wollte. So viele Verluste im Clan. Kleine, unschuldige Kinder!
    Nun scharten sein Vater und seine Schwester nur noch den engsten Kreis um sich. Und Matthial trug die Schuld. Sein Starrsinn war an allem schuld und seine Dummheit, ständig Hoffnung zu sehen, wo es keine gab. Hätte er damals eingesehen, dass Amber verloren war, würden sie alle noch leben. Der Clan wäre vereint. Joy an seiner Seite.
    Und er wäre kein Mörder.
    Rick bellte, ein kurzer, mahnender Laut.
    »Ist schon gut«, murmelte Matthial, streckte die Hand aus, damit sein Schäferhund näher zu ihm kam, und kraulte ihn hinter den Ohren. »Kein Selbstmitleid mehr, ich hab’s

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