Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
an ihrer Spitze Kataras Vater und Mangol, der oberste Kommandant der Sicherheitsgarde. Kataras Herz verkrampfte sich bei dem Anblick. Mangol hob sein Schwert, und als er die Spitze des Schwertes auf die Gefährten und den Drachen richtete, ertönte ein gewaltiges Kampfgeschrei. Hundert Soldaten galoppierten auf ihren Pferden und rannten zu Fuß Richtung Wasserfall. Sihanas Vater warf einen letzten Blick auf seine Tochter, dann strafften sich seine Gesichtsmuskeln. Er hob das Schwert über seinen Kopf, und mit einem wilden Kriegsschrei rannte er furchtlos in die Schlacht hinein. Sihana wagte kaum hinzusehen.
Gleichzeitig heulte der weiße Wolf auf und gab das Zeichen zum Angriff. Die Wölfe sprangen von überall her an den Felswänden herunter, und Nayati übernahm die Führung. Mit gefletschten Zähnen sammelte sich das riesige Wolfsrudel im Tal und jagte Drakars Soldaten entgegen. Ein Pfeilhagel regnete auf die angreifenden Wölfe nieder. Über zwanzig von ihnen überschlugen sich und blieben tot liegen. Aber ungeachtet ihrer Verluste hetzten die Wölfe weiter, allen voran Nayati und auch Sheldon, die geschickt jedem Pfeil auswichen, der auf sie abgefeuert wurde.
Und dann prallten Wölfe und Soldaten aufeinander. Einige der Wölfe griffen die Pferde an und rissen sie mitsamt ihren Reitern zu Boden. Andere hatten sich in Gruppen formiert und fielen gnadenlos über einzelne Soldaten her. Sie schnappten nach ihren Beinen und sprangen ihnen an die Kehle. Sheldon fuchtelte mit seinem Schwert in der Luft herum und warf mehrere Soldaten aus dem Sattel. Nayati biss einem Reiter in den Unterschenkel, worauf dieser aufbrüllte und vom Pferd fiel. Die Männer verteidigten sich mit Schwertern und Lanzen gegen die Wölfe, während die Bogenschützen den Drachen ins Visier nahmen.
Ein Pfeil surrte dicht an Aliyahs Kopf vorbei, und das Mädchen schrie gellend auf.
«Jetzt kommt schon!», rief Joash. «Wir haben keine Zeit mehr!»
Geduckt eilten Aliyah und Miro zum Drachen und kletterten auf seinen Rücken, während mehrere Pfeile sie nur um Haaresbreite verfehlten. Drakars Soldaten waren keine achtzig Schritte von ihnen entfernt. Wenn es den Wölfen und Sheldon nicht gelang, sie aufzuhalten, waren sie verloren. Ein neuer Pfeilhagel ging auf sie nieder und traf die Flanke des Drachens, prallte aber an seinen Schuppen ab wie an einem Panzer und konnte ihm nichts anhaben.
«Haltet euch fest!», rief Zilia und breitete ihren fledermausartigen Flügel aus. Es war ein gewaltiger Flügel, der länger war als der gesamte Drachenkörper und aussah wie eine überdimensionale Hand mit dünnen, grau schimmernden Membranhäuten zwischen den langen, gespreizten Fingerknochen. «Zion, dein Flügel! Beeil dich!»
Zion entfaltete nun auch seinen Flügel, und der siamesische Drache begann heftig mit den Flügeln zu schlagen. Es rüttelte und schüttelte wie auf einem ungezähmten Pferd, und die Jugendlichen mussten ganz schön aufpassen, dass sie nicht von seinem Rücken fielen, während der Drache taumelnd über den Kiesstrand flatterte. Er hob vom Boden ab, segelte ein Stück weit durch die Luft, schwankte wie betrunken hin und her und landete, eine Staubwolke aufwirbelnd, wieder auf seinen Füßen. Er schien tatsächlich etwas außer Übung zu sein und brauchte mehrere Anläufe, bis es ihm endlich gelang zu fliegen.
Mit kräftigen Flügelschlägen schwang er sich in die Lüfte, jedoch nicht hoch genug, um außer Reichweite der Bogenschützen zu sein. Ein Pfeil riss ein Loch in die dünne Membrane seines rechten Flügels, und Zilia schrie auf. Der Drache verlor an Höhe und bekam Seitenlage.
«Wirrr müsssen uns aufschwingen!», rief Zion. «Wirrr sind zzzu nahe am Boooden!»
Ein zweiter Pfeil traf Zilias Flügel, und sie schlenkerte erneut und kam ins Trudeln.
«AUFSCHWINGEN!», brüllte Zion.
«Ich versuch es ja!», rief Zilia zurück.
Im Sturzflug schoss der Drache mitten auf das Schlachtfeld zu. Die Jugendlichen schrien vor Panik, als sie sahen, wie der Boden immer näher kam. Ritter Mangol, der mit seinem Schwert soeben drei Wölfe getötet hatte, die versuchten, ihn vom Pferd zu reißen, wirbelte herum, als er sah, wie der Drache mit den Jugendlichen geradewegs auf ihn zusteuerte. Kurzentschlossen packte er eine Lanze von einem seiner Männer und wartete darauf, sie dem Drachen in den Bauch zu rammen, sobald er nahe genug wäre. Obwohl sich alles in nur wenigen Sekunden abspielte, war es Katara, als würden sie im
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