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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Soldaten formierten sich in einem Halbkreis um die Flüchtigen, die Lanzen auf ihre Brust gerichtet. Während Miro, Ephrion und Aliyah mit zitternden Knien ihres Schicksals harrten, stand Joash mit gewölbter Brust da und fixierte zwischen den Soldaten hindurch Katara. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Mit vorgerecktem Kinn saß sie auf ihrem Pferd, mit der linken Hand die Zügel gestrafft, die rechte griffbereit am Knauf ihres Schwertes. Das Zöpfchen aus Holz- und Glasperlen fiel ihr über die elfenbeinweiße Stirn. Ihr Pferd tänzelte und schnaubte.
    Ein aufgeregtes, lautes Flüstern ließ Joash und auch die andern herumwirbeln.
    «Schnell! Berührt meinen Mantel! Schnell!»
    Jäh drehten sie die Köpfe in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und entdeckten einen Landstreicher in einem langen, verfilzten Mantel. Sie hatten ihn nicht kommen hören. Er war einfach wie aus dem Nichts aufgetaucht und sah sie so eindringlich an, als wüsste er genau, was auf dem Spiel stand. Er mochte Mitte vierzig sein, hatte eine Glatze und einen Stoppelbart. Bestimmt hatte er sich monatelang nicht gewaschen. Er trug durchlöcherte Schuhe, geflickte Hosen, ein zerschlissenes Hemd und fingerlose gestrickte Handschuhe. Sein Mantel war so groß, als wäre er für einen Riesen angefertigt worden.
    «Meinen Mantel. Berührt ihn! Rasch!», forderte der Fremde die Jugendlichen erneut auf und hob das untere Ende des grauschwarzen Mantels hoch, der bis zu den Kniekehlen geteilt war. «Jetzt macht schon!», flüsterte er mit heiserer Stimme. «Haben keine Zeit!»
    Verwirrt ließen die Jugendlichen ihre Blicke zwischen dem seltsamen Mann und der Truppe hin- und hergleiten, unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Bedrohlich ruhten die scharfen Lanzenspitzen vor ihnen in der Luft. Ein einziger Befehl, und die Soldaten würden sie damit aufspießen. Doch in dem Moment, als Goran mit einem Handzeichen den Befehl gab, die Jugendlichen festzunehmen, geschah etwas Eigenartiges: Der Mann mit dem Filzmantel packte die Enden des riesengroßen Überrocks und warf sie – wie ein Fischer sein Netz – über die Teenager und den Wolf. Im selben Augenblick löste sich das kleine Grüppchen in Luft auf und war verschwunden. Alles, was zurückblieb, war ein leeres Stück Straße und eine Soldatentruppe, die verdattert auf die Stelle starrte, wo sie Sekunden zuvor ihren Feind eingekesselt hatte.

2
    Siebzehn Jahre zuvor …
    Die Wehen waren so stark, dass Tajana nicht anders konnte, als zu schreien. Ihre Schreie hallten so laut über das Burggelände, dass selbst die Pferde in den Stallungen unruhig zu wiehern begannen. Es war eine finstere Nacht, und es regnete in Strömen. Drakar der Erste tigerte nervös vor dem Schlafzimmer hin und her. Er hatte langes, seidiges Haar, das aussah wie gesponnenes Mondlicht, und trug lederne Hosen und ein halboffenes Baumwollhemd. Ein paar Soldaten, darunter auch Ritter Mangol und der junge, pflichtbewusste Ritter Goran, waren bei ihm. Bei jedem Schrei, der aus dem Schlafgemach drang, zuckte der König zusammen. Nach mehreren Stunden des Wartens und Bangens war plötzlich der unverkennbare Schrei eines Neugeborenen zu hören.
    «Ich bin Vater!», rief Drakar berauscht. «Ich bin Vater!»
    Er stieß die zweiflügelige Tür auf und eilte zu seiner Frau. Die Königin lag in ihrem Himmelbett, schweißüberströmt, leichenblass im Gesicht und dennoch überglücklich. In ihren Armen lag ein kleines schreiendes Bündel.
    «Ist es ein Sohn?», fragte Drakar hoffnungsvoll.
    Tajana lächelte ihn matt an. «Eine Tochter», sagte sie mit schwacher Stimme. Drakars Begeisterung verwandelte sich in Verachtung.
    «Es hätte wieder ein Junge sein müssen, wie es die Tradition verlangt», stellte er abfällig fest.
    «Ich weiß», flüsterte die Königin, während sie immer blasser und blasser wurde und kaum noch die Kraft zum Sprechen aufbrachte. «Aber sieh sie dir an … ist sie nicht wunderschön?»
    «Sie ist ein Mädchen», entgegnete Drakar trocken.
    «Ihr Name ist … Katara», hauchte die Königin. Eine graue Blässe legte sich auf ihr Gesicht, und ihre Augen wurden auf einmal merkwürdig trübe. Dann kippte ihr Kopf zur Seite, und ein sanfter Atemzug entströmte ihren Lippen.
    «Tajana?», rief Drakar und beugte sich mit Entsetzen über seine Frau. «Tajana?!»
    Sie bewegte sich nicht mehr. Ihr Blick war starr geworden, ihre Stirn eisig kalt.
    Soldaten und Hebammen stürzten herbei. Eine Hebamme nahm das in

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