Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
ich sagen soll, Vater. Das ist fantastisch!»
Der schwarze Ritter nickte zufrieden. «Drakar hat mir versichert, er würde sie noch vor Ende des Monats hinrichten lassen. Es wird eine Hexenverbrennung sein, wie sie Dark City noch nie gesehen hat, das garantiere ich dir. Und Drakar sagte, er würde mir die Ehre erweisen, sie anzünden zu dürfen.»
«Vater!» Katara flog ihrem Vater vor Begeisterung um den Hals. «Ist das wahr? Du wirst es tun dürfen? Das muss ich unbedingt meinen Freundinnen erzählen. Ist das aufregend! Die große Hexe ist gefangen, und mein Vater wird es sein, der den Scheiterhaufen in Brand setzt!»
Sie konnte sich kaum von der gewaltigen Neuigkeit erholen. «Wer hätte das je für möglich gehalten: Die mächtige Isabella sitzt in unserem Kerker.» Es war unfassbar. Seit Jahren hatte Drakar versucht, den geheimen Aufenthaltsort der Hexe ausfindig zu machen. Vergeblich. Sie war nirgends aufzuspüren. Sie war untergetaucht wie alle anderen Hexen, und es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo sie sich versteckt haben könnte. Doch jeder Fuchs verlässt einmal den Bau, so pflegte Kataras Vater stets zu sagen. Und er hatte Recht behalten. Er hatte sie geschnappt, und jetzt würde sie das Ende finden, das sie verdiente: den Tod durch Verbrennen.
«Wenn wir zurück sind, statte ich ihr gleich einen kleinen Besuch ab», beschloss Katara mit funkelnden Augen. «Ich muss diese Frau unbedingt sehen.»
Goran räusperte sich und legte seine Stirn in Falten. Der Stolz über den Fang der Hexe wich einer aufrichtigen Besorgnis.
«Das ist der andere Punkt, den ich mit dir besprechen muss. Und ich weiß, es wird dir nicht gefallen, was ich sage, meine kleine Feuerblume. Aber ich möchte nicht, dass du zu ihr ins Verlies gehst.»
Kataras Euphorie war mit einem Schlag wie weggeblasen. Damit hatte sie nicht gerechnet. «Wieso denn nicht?», fragte sie verständnislos. «Du lässt mich doch sonst immer zu den Gefangenen gehen.»
«Diesmal nicht, mein Kind. Diesmal kann ich es dir nicht erlauben. Ja, ich muss es dir sogar ausdrücklich verbieten.»
«Das ist jetzt nicht dein Ernst.»
«Oh doch, meine Tochter, das ist mein voller Ernst. Du wirst nicht zu ihr gehen.»
Für einen Moment wusste das Mädchen nicht, was es denken oder sagen sollte. Natürlich war es irgendwo verständlich, dass ihr Vater sie vor Isabella beschützen wollte. Aber schließlich war sie kein kleines Kind mehr, und es machte sie wütend, wenn ihr Vater sie wie eines behandelte.
«Ich will nicht, dass du dich unnötig in Gefahr begibst», begründete ihr Vater sein Verbot. Katara verschränkte eingeschnappt die Arme und entgegnete keck:
«Welche Gefahr, Vater? Ich nehme es mit jedem Feind auf, das weißt du.»
«Nicht mit Isabella, mein Kind. Nicht mit Isabella.»
«Warum nicht? Was kann sie mir tun? Sie ist doch fest angekettet.»
«Ich will nicht, dass du es darauf ankommen lässt», erklärte der Vater, und der Klang seiner väterlich besorgten Stimme wurde schärfer. «Ich weiß, dass du zäh bist. Schließlich bist du meine Tochter. Aber das hier ist eine Nummer zu groß für dich.»
«Ich bin kein kleines Kind mehr, Vater», brummte Katara. «Du hast mir noch nie verboten, den Kerker zu besuchen.»
«Genau deshalb solltest du wissen, wie ernst es mir ist», antwortete Goran.
Katara verschränkte die Arme und schmollte. «Bitte, Vater … Ich möchte sie sehen. Ist das wirklich zu viel verlangt?»
«Du gehst mir nicht auf zehn Schritte in Isabellas Nähe», sagte der schwarze Ritter, jetzt mit drohender Miene, «weder du noch sonst irgendjemand. Ist das klar?»
«Aber warum denn nicht?», fragte sie trotzig zurück. «So gefährlich kann sie auch wieder nicht sein, jetzt, wo sie hinter Schloss und Riegel ist.»
«Unterschätze sie nicht», sagte Goran. «Und keine Vorwände. Ich kenne dich, mein Kind. Nicht einmal deine besten Freundinnen nimmst du dahin mit. Und alleine gehst du sowieso nicht hin. Unter keinen Umständen, hast du mich verstanden?»
«Lass mich wenigstens einmal zu ihr», bat sie mit flehendem Blick und setzte all ihren Charme ein, um den Vater umzustimmen. «Nur ein einziges Mal. Bitte, Vater.»
Doch Goran ließ sich nicht um den Finger wickeln. Und was er dann sagte, sagte er nicht mehr als Vater, sondern als oberster schwarzer Ritter des Königs, der sich auf keine Kompromisse einließ, nicht einmal mit seiner eigenen Tochter. «Ich sperre dich eigenhändig in den Turm, wenn ich erfahren sollte,
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