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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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einen ins Gesicht und zwei in den Magen. Mehr brauchte es nicht, um Jesse zu Boden zu bringen. Es war einer der erniedrigendsten Momente seines Lebens gewesen.
    Jesse erinnerte sich noch deutlich an Nathans Drohung:
    Er solle sie ja nicht verpfeifen, sonst würde es beim nächsten Mal schlimmer werden.
    Die aufgeplatzte Unterlippe war längst verheilt und das Veilchen unterm linken Auge verschwunden.
    Genau wie Nathan und Conrad.
    Jesse war sofort nach dem Angriff zu seiner Vorgesetzten gegangen. Ohne Bedenkzeit, ohne seiner Wut die Möglichkeit zu geben, zu verrauchen und sich in Angst zu verwandeln. Am nächsten Tag hatten Nathan und Conrad die Kündigung bekommen.
    Man musste sich nicht alles bieten lassen.
    Jesse war überzeugt, dass sie ihn irgendwann dafür kriegen würden. Nathans neuer Job in Auckland könnte es sogar beschleunigen. Allein besaß Conrad nicht den Mut, sich an ihm zu rächen. In den nächsten Wochen würde Jesse besonders vorsichtig sein. Falls sie ihm erneut auflauerten. Zur Polizei zu gehen, brachte nichts. Die konnte ihm erst helfen, wenn etwas passierte.
    Inzwischen war er tatsächlich bereit, sich mit Nathan und Conrad zu prügeln. Sollte es absolut unvermeidbar sein. Aber er hatte Angst davor. Und es machte ihn wütend, dass er vor diesen Idioten Angst haben musste. Warum konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
    Begleitet von Pink Floyds ‚Comfortably Numb‘ rauschte Jesse über die West Gate Bridge. Als er den höchsten Punkt der Brücke erreichte, erstrahlte vor ihm die nächtliche Skyline von Melbourne. Allein für diesen großartigen Anblick lohnte sich die Fahrt.
     

 
    Sie hatte nach ihm gesucht. Nach seinem Geruch, nach einer Spur, die zu ihm führte. Sie hatte in der Nähe des Parkplatzes gewartet, stundenlang, in der Hoffnung, er käme zurück. Sollte er sie bestrafen für ihr Vergehen, für all ihre Vergehen, es war ihr recht. Wenn er ihr nur half, zu verstehen. Es würde alles gut werden, sobald sie endlich verstand. Aber sie konnte ihn nicht finden.

 
    Zur gleichen Zeit
     
    Devon spürte die Anwesenheit des Inhabers, bevor er den kleinen Supermarkt betrat. Doch im Laden war von seinem Artgenossen nichts zu sehen. Ein älterer Mann in abgewetzter Kleidung blätterte in einem Sportmagazin.
    Er roch nach Straße und Verwahrlosung. Devon befahl ihm mit einem Gedanken, den Supermarkt zu verlassen. Der Mann steckte das Magazin zurück in den Zeitungsständer und schlurfte zum Ausgang. Sobald er draußen war, trat ein schmächtiger Asiat hinter einer der Regalreihen hervor.
    Er trug eine graue Schürze über seinem weiß-braun karierten Hemd und balancierte einen halbgefüllten Karton mit Konservendosen. Sein kurzes, schwarzes Haar war zu einem strengen Seitenscheitel gekämmt und mit zu viel Gel fixiert. Die Füße steckten in braunen Hausschuhen.
    Dieser Vampir war das personifizierte Klischee des asiatischen Ladenbesitzers. Eine domestizierte Bestie, die Menschen Ananasscheiben im eigenen Saft verkaufte.
    Devons Artgenosse machte keinerlei Anstalten, näher zu kommen. Stattdessen musterte er ihn mit einem Blick voller Vorsicht, Neugier und Misstrauen.
    „Martin hat mir diese Adresse gegeben“, erklärte Devon.
    Das Gesicht seines Gegenübers entspannte sich.
    „Sie haben den Van abgeliefert.“
    Aus seiner Jackentasche holte Devon die Wagenschlüssel und einen Zettel mit dem Standort des Fahrzeugs, das er sich für die Rückfahrt geliehen hatte. Er legte beides neben die Kasse auf den Tresen und wandte sich zum Gehen.
    „Einen Moment, bitte!“ Der Vampir verschwand und kam kurz darauf ohne die Konservendosen wieder. Stattdessen hielt er einen großformatigen, leicht ausgebeulten Umschlag in der Hand. „Den soll ich Ihnen geben.“
    Sobald Devon zugegriffen hatte, wich sein Artgenosse respektvoll zurück. Devon öffnete den Umschlag, kippte ihn um und hielt ein schwarzes Handy in der Hand.
    Er betrachtete es verwundert. „Was soll ich damit?“
    „Von Martin. Für alle Fälle. Damit er sie erreichen kann.“
    Devon hatte weder vor, sich zwangsverpflichten zu lassen, noch wollte er sich ein Ortungsgerät aufschwatzen lassen, über das jeder seiner Schritte verfolgt werden konnte. Diese Lektion hatte er von Dashiell gelernt. Er steckte das Handy zurück in den Umschlag und drückte ihn dem verblüfft dreinschauenden Asiaten in die Hand. Er hatte den Ausgang fast erreicht, als der andere Vampir ihn einholte.
    „Was ist damit?“ Sein Artgenosse hielt ein Bild in

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