Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Lageristen. Die einzige Konstante in diesem chaotischen Lebenslauf waren die Jobs als Barkeeper.
Jesse nahm den Rucksack vom Beifahrersitz und stieg aus. Vor der mittleren der drei Laderampen stand ein schmutzig-grauer Truck. Das Rolltor war offen und aus dem Inneren drang leise Musik. Jesse arbeitete gern nachts. Auch wenn es bedeutete, einen Großteil des Lebens am Tage zu verpassen. Sein Schlafrhythmus hatte sich den Arbeitszeiten schnell angepasst, und seitdem er den Job in der Bar angenommen hatte, war er zu einem echten Nachtmenschen geworden.
Um neunzehn Uhr machten sie die erste kurze Pause. Die meisten Kollegen verschwanden nach draußen, um zu rauchen. Die Verführung, sich ihnen anzuschließen, war groß, aber Jesse versuchte tapfer, die Qualmerei zu reduzieren.
Er setzte sich mit seinem Getränk auf einen Stapel Paletten in der Nähe des Rolltors, streckte die Beine aus und schloss die Augen. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Heute gab es besonders viel zu tun und sie arbeiteten im Akkord. Ersatzteile aus den Regalen holen, stoßsicher in Kartons verpacken, Lieferscheine dazulegen, Kartons zukleben, Kartons auf Paletten stapeln und die Paletten mit dem Gabelstapler in den LKW bringen.
„Na, schon müde?“, erkundigte sich eine vertraute Stimme. Mike Bryan stand mit einem Zigarettenstummel zwischen den Lippen beim Rolltor und musterte ihn amüsiert. Mike war sein Vorarbeiter, ein gemütlicher, gutmütiger Kerl Mitte fünfzig, mit Wohlstandsbauch, Halbglatze, zwei Kindern und zwei Scheidungen. Nur eine Sache konnte den Mann noch aufregen: wenn die Melbourne Demons verloren.
Am Freitag würde er weinen.
„Ich gönne lediglich meinen Augen eine Pause“, gab Jesse gutgelaunt zurück.
Mike grinste, nahm einen letzten Zug und trat die Zigarette danach auf dem Boden aus. „Hier, damit du mal was auf die Rippen kriegst.“ Er warf Jesse einen Schokoriegel zu.
„Lass den Kleinen in Ruhe.“ Susy kam schnaufend die Stufen an der Seite der Rampe hoch. Sie war die einzige Frau im Team und für das Schreiben der Lieferscheine und die Endkontrolle zuständig. Wie Mike hatte sie die Fünfzig bereits überschritten und sichtlich eine Vorliebe für reichhaltiges Essen.
„Oder willst du, dass er so eine fette Wampe kriegt wie du?“ Sie gab Mike einen freundschaftlichen Klaps gegen den wohlgeformten Bauch.
„Meine zwölfjährige Tochter wiegt mehr als der Hänfling.“
Susy hob mitleidig die Augenbrauen. „Dann solltest du dir langsam Gedanken um das Mädchen machen.“
Jesse hörte belustigt zu. Die beiden waren wie ein altes Ehepaar.
„Lass dir von dem alten Trottel nichts einreden.“ Susy zwinkerte ihm zu und schaute zurück zu Mike. „So gut hast du nie ausgesehen, Fettsack.“
Der Vorarbeiter verzog gekränkt das Gesicht. „Wenigstens habe ich Haare auf dem Kopf.“
„Noch, mein Lieber, noch.“
„Ach.“ Mike machte eine verächtliche Handbewegung. Doch aus seinen Augen sprühte die gute Laune. „Die Pause ist vorbei!“, brüllte er in Richtung des Rolltors. „Bewegt eure Ärsche, ihr Faulpelze!“
Gehorsam trotteten die Kollegen zurück in die Halle.
Jesse nahm einen letzten Schluck, bevor er den anderen zu den Packtischen folgte. Er mochte sein Team unheimlich gern. Sie hatten viel Spaß miteinander und der kameradschaftliche Umgangston machte die anstrengende Arbeit leichter. Anders als in der Tagschicht, wo alle auf die Uhr schauten und pünktlich nach Hause wollten.
„Mit den Haaren hat er allerdings Recht“, raunte Susy ihm im Vorbeigehen zu, bevor sie wieder in ihrem Büro verschwand. „Wir sind hier schließlich nicht bei Armee.“
Jesse grinste und versenkte die leere Plastikflasche in einem Mülleimer. Ihm gefiel sein Haarschnitt. Mit den schwarzen Locken hatte er ausgesehen wie ein Bubi.
Der Rest der Schicht verflog in Windeseile. Um kurz vor zwei Uhr morgens klebte Jesse den letzten Streifen Klebeband auf einen Versandkarton. Seine Arme und Beine fühlten sich bleischwer an und er stank nach Schweiß.
Mittlerweile war der Fahrer eingetroffen, der den beladenen LKW zur Postsammelstelle bringen würde.
Sie begrüßten ihn und trollten sich zum Umkleideraum. Einige gingen duschen, doch Jesse wollte bloß nach Hause. Er spritzte sich an einem Waschbecken rasch etwas Wasser ins Gesicht, trocknete sich ab und schnappte sich den Rucksack aus seinem Spind.
Auf dem Parkplatz traf er Allan. Der einzige Kiwi im Team lehnte am Kofferraum seines
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