Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
auf diese Weise von einem Vampir angegriffen wurde.“
„Wir sind Raubtiere, Mia“, gab Devon zurück. „Das zu vergessen, wäre töricht.“
Darauf antwortete sie nicht.
Eine Weile betrachteten sie schweigend den Schlafenden.
„Ein hübscher junger Mann“, bemerkte Mia schließlich.
Devon stimmte ihr wortlos zu.
„Ich habe einige Sachen mitgebracht.“ Mia reichte ihm die Papiertüte aus dem Koffer. Darin lag eine Sammlung von Dosen und Plastikröhrchen, in denen sich Vitaminpräparate und Brausetabletten mit Mineralien und Spurenelementen befanden.
„Die Dosierungen stehen auf den Packungen. Er sollte viel trinken. Fruchtsäfte sind gut. Und er sollte bald etwas essen. Milde Speisen, keine schweren oder stark gewürzten Mahlzeiten.“
„Danke.“ Devon legte die Tüte beiseite. „Ich stehe in Ihrer Schuld.“
Ein strahlendes Lächeln erschien auf Mias Gesicht und eine Wolke von Glückshormonen schwebte ihm entgegen.
„Das habe ich gern getan.“ Sie betrachtete ihren Patienten. „Er sollte besser nicht allein sein, wenn er aufwacht.“
„Ich werde hier bleiben.“ Obwohl Devon nicht einschätzen konnte, wie Jesse auf seine Anwesenheit reagieren würde.
„Die Sonne geht in ein paar Stunden auf.“
„In der Tat.“ Ich könnte die Hilfe eines Menschen gebrauchen , dachte Devon, ohne sie anzusehen . Es war nur ein schwaches Signal, doch es genügte, um Mia zu erreichen.
„Ich habe diese Woche Frühschicht“, gab sie bereitwillig zurück. „Gegen Mittag könnte ich wiederkommen.“
„Danke. Sie sollten jetzt gehen. Bevor Sie vermisst werden.“
„Natürlich. Oh, das hätte ich fast vergessen.“ Sie öffnete die Kühltasche und zeigte ihm den Inhalt. Zwischen Kühlakkus lagen zwei Blutinfusionen. „Für Sie. Rufen Sie mich an, falls sich sein Zustand verschlechtert oder Sie etwas benötigen. Gleichgültig, was es ist.“
„Das werde ich.“
Im Flur half Devon ihr in die Jacke und reichte ihr anschließend den Handkoffer. Mia hatte bereits die Türklinke hinuntergedrückt, als ihr etwas einfiel.
„Wie kann ich Sie erreichen?“
Devon deutete auf Jesses Telefon. „Ich kenne die Rufnummer leider nicht.“
„Kein Problem.“ Sie nahm das Telefon aus der Ladestation und wählte ihre eigene Handynummer. Nachdem das Handy geklingelt hatte, speicherte sie die Nummer ab und verabschiedete sich.
Nun begann das Warten. Devon stellte die Tasche mit den Blutinfusionen in den Kühlschrank, nahm das Telefon mit ins Schlafzimmer und setzte sich zu Jesse ans Bett. Er versuchte, Dashiell zu erreichen, aber es meldete sich bloß die Mailbox. Er hinterließ eine Nachricht, dass er auf dem Handy nicht zu erreichen sei und es später erneut versuchen wollte. Anschließend holte er einen der Sessel aus dem Wohnzimmer und machte es sich darin bequem. Die folgenden zwei Stunden verbrachte Devon damit, Jesse beim Schlafen zuzusehen. Er lag ganz ruhig da, während die Infusion und das Antibiotikum ihre Wirkung taten. Hin und wieder bewegten sich seine Augen hinter den Lidern, doch die Albträume blieben fern. Er sah friedlich aus. Jung und zerbrechlich. Er war nicht zerbrechlich. Er war stark, entschlossen und stur.
Devon musste unwillkürlich lächeln. Diese kleinen Frechheiten und Andeutungen, die ihn jedes Mal aus dem Konzept brachten. Er war es nicht gewohnt, dass Menschen, die sein Geheimnis kannten, auf diese Weise mit ihm sprachen. Die Hälfte der Zeit konnte Devon nicht entscheiden, ob er Jesse erwürgen oder küssen wollte.
Fast hätte ich ihn verloren.
Devon strich behutsam über Jesses Kopf. Die kurzen Haarstoppel piksten und kitzelten unter seinen empfindlichen Fingerspitzen. Es war ein angenehmes Gefühl.
Wer hätte das gedacht.
Devon erinnerte sich an ihre erste Begegnung hinter der Bar. An seinen Widerwillen, überhaupt dorthin zu fahren. Hätte er geahnt, welche Kettenreaktion diese eine Entscheidung auslösen würde, er hätte sie schneller getroffen. Viel schneller. Wenn Devon darüber nachdachte, kam es ihm fast vor, als hätte sein Weg niemals in eine andere Richtung geführt. Als wäre es unabwendbar gewesen, gleichgültig, welche Entscheidung er getroffen hätte. Wie sonst sollte er sich ihre zweite Begegnung im Stadion erklären? W ie hatte Jesse ihn dort finden können? Unter all diesen Menschen. War es Zufall gewesen? Schicksal? Göttliche Fügung? Der letzte Gedanke ließ ihn schmunzeln. Nach beinah vierhundert Jahren auf dieser Welt zweifelte Devon ernsthaft an der
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