Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Armen und blickte sich danach hektisch um. In den umliegenden Häusern waren die Lichter eingeschaltet worden. Gardinen bewegten sich und Türen wurden geöffnet. Jake lag auf der Straße, die Hände an den Hals gepresst. Blut strömte zwischen seinen Fingern hervor. Sein Kollege stand mit offenem Mund da und regte sich nicht. Das war’s! Ende! Die Vampire dieser Welt waren enttarnt!
Dashiell hörte Motorengeräusche näherkommen. Ein grauer Lieferwagen schoss mit quietschenden Reifen um die Ecke. Noch bevor das Fahrzeug neben ihnen hielt, flogen die Hecktüren auf. Zwei Vampire sprangen heraus. Sie drängten an Dashiell vorbei, packten Jake und den anderen Mann und stießen sie in den Lieferwagen. Nora und ihr Eingreiftrupp.
In all dem Chaos bemerkte Dashiell erst jetzt die Leiche, die im offenen Kofferraum lag. Lieblos hineingestopft, wie eine lebensgroße Puppe, der man überdrüssig geworden war. Das Licht der Kofferraumbeleuchtung glänzte auf gebrochenen braunen Augen, getrocknetem Blut und dem seidigen Stoff einer schwarzen ‚All Blacks’-Jacke. Verdammt! Dashiell drückte einem der anderen Vampire den reglosen Jungen in den Arm und zerrte den Toten aus dem Kofferraum. Unter das Jaulen der Autoalarmanlage mischte sich das Heulen von Sirenen. Außer Dashiell und der Leiche befanden sich inzwischen alle im Lieferwagen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils fällte er eine Entscheidung.
„Haut ab!“ Er warf seinen Artgenossen den Toten regelrecht vor die Füße. Bevor jemand etwas erwidern konnte, hatte er die Türen des Lieferwagens von außen zugeschlagen. Sofort raste das Fahrzeug davon.
Bei Nora und den anderen zu bleiben, erschien Dashiell zu riskant. Sie würden Fragen stellen, die er nicht beantworten wollte. Im schlimmsten Fall brachten sie ihn vor den Herrscher der Stadt, um ihn zu zwingen, alles zu verraten.
Sebastian würde ihn wie eine Fliege zerquetschen.
Hinter Dashiell bogen zwei Streifenwagen in die Straße ein. Er rannte los. Zwischen zwei Grundstücken hindurch und eine dunkle Straße entlang. Erinnerungen an Marseille blitzten in seinem Gedächtnis auf und ließen ihn noch schneller rennen.
Devon stand am Fenster in der dunklen Küche und schaute in die Nacht hinaus. Er hatte sich zurückgezogen, um Mia in Ruhe arbeiten zu lassen. Aus dem Schlafzimmer hörte er leise Geräusche und die Herzschläge zweier Menschen. Er konzentrierte sich auf den langsameren Herzschlag, horchte auf jedes Pochen.
Er ist ein Mensch , wiederholte eine Stimme in seinem Kopf. Du kannst ihn nicht vor deiner Welt beschützen. Du bringst euch beide in Gefahr. Beende es!
Ein Geräusch ließ Devon aufhorchen. Mia kam aus dem Schlafzimmer. Er ging ihr entgegen und sie trafen sich im Flur.
„Er hat ein kräftiges Herz“, war das Erste, was Mia sagte. „Das hat ihn vermutlich gerettet. Abgesehen von der Bisswunde konnte ich keine schlimmen Verletzungen finden. Was nicht bedeutet, dass sie nicht da sind. Ich bin keine Ärztin.“
„Aber eine sehr gute Krankenschwester.“
Mia lächelte verlegen. Sie trug Jeans und einen Pullover und hatte die Haare zu einem unordentlichen Zopf gebunden. Im fahlen Flurlicht und ohne Make-up waren ihr die Zweiundvierzig deutlich anzusehen.
„Er ist leicht unterkühlt“, fuhr Mia fort. „Ich habe ihm ein Antibiotikum gespritzt, um sein Immunsystem zu unterstützen. Solange er kein Fieber bekommt und die Wunde sich nicht infiziert, sollte er sich bald erholen.“
Sie ging zurück ins Schlafzimmer. Devon folgte ihr.
Der kleine Raum hatte sich in ein provisorisches Krankenzimmer verwandelt. Der Kleiderständer stand jetzt neben dem Bett. An einem der Metallarme hing ein Beutel mit klarer Flüssigkeit, von dem ein dünner Schlauch zu einem Zugang in Jesses rechter Armbeuge führte. Die Infusion war mit demselben Klebeband am Kleiderständer befestigt, das sie für den Verband um seinen Hals und das linke Handgelenk verwendet hatte. Ein Handkoffer lag aufgeklappt auf dem Hocker. Darin befanden sich Verbandsmaterialien, mehrere Lederetuis und eine Papiertüte. Unter dem Hocker stand eine Kühltasche.
„Sein Handgelenk ist geschwollen. Es könnte verstaucht sein oder sogar gebrochen. Sobald er kräftig genug ist, sollte er zu mir ins Krankenhaus kommen, um es röntgen zu lassen.“ Sie warf Devon einen raschen Seitenblick zu und schaute zurück zu ihrem Patienten. Äußerlich wirkte sie unbeteiligt, doch er spürte ihre Anspannung. „Ich bin nie zuvor jemandem begegnet, der
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