Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
herrschte Schweigen in der Leitung.
„Du hast sie in die Sache mit reingezogen?“ Dashiells Stimme klang eisig.
„Jesse brauchte medizinische Versorgung.“
„Wenn Mia deinetwegen ein einziges Haar gekrümmt wird, sind wir geschiedene Leute!“
Es klickte und die Leitung war unterbrochen.
Während draußen die Sonne aufging, trank Devon die erste der Blutkonserven. Um sich von der Müdigkeit abzulenken, schaute er sich in der Wohnung um. Viel gab es nicht zu sehen. Die Zimmer waren klein und dunkel und die Einrichtung bescheiden. Kein Vergleich mit seiner eigenen Wohnung. Würde sie Jesse gefallen? Oder würde ihre Größe und die Lage ihn zurückschrecken lassen? Würde er sich für seine eigene Wohnung und für seine bescheidenen Lebensverhältnisse schämen und sich zurückziehen?
Neue und ungewohnte Gedanken.
Im Wohnzimmer blieb Devon vor einem niedrigen Bücherregal stehen. Drei der vier Regalreihen waren locker mit DVDs und CDs gefüllt. Auf der obersten Reihe standen dicht gedrängt Reiseliteratur, historische Romane, ein Geschichtsatlas und eine Handvoll Krimis, die in Edinburgh spielten. Er lächelte. Wie sehr Jesse ihn an Schottland erinnerte. Sein charmanter, leicht kantiger Akzent erweckte Bilder und Geräusche, ja selbst Gerüche zu neuem Leben. Devon könnte ihm Stunden lang zuhören, ohne dieser Stimme müde zu werden.
Er strich gedankenverloren über einen der Buchrücken und entdeckte dann an einer Wand drei gerahmte Fotografien. Ein Bild zeigte eine junge Frau in einem geblümten Sommerkleid, die auf der Terrasse eines Holzhauses stand. Sie hielt einen kleinen Jungen auf dem Arm und lachte in die Kamera. Ihre langen kupferroten Locken leuchteten mit ihren dunkelblauen Augen um die Wette. Der Junge hatte schwarzes Haar, doch seine Augen strahlten genauso blau wie die seiner Mutter. Daneben hing ein Foto von einem jungen Mann in Motorradmontur, der grinsend an einer Motocrossmaschine lehnte. Den Helm hatte er unter den Arm geklemmt und im Wust seiner schwarzen Locken steckte eine Sonnenbrille. Im Hintergrund waren braune Berge zu sehen und schotterbedeckte Einöde. Devon musste zweimal hinschauen, bevor er Jesse erkannte. Die längeren Haare ließen ihn sehr jung wirken und verliehen seinem Gesicht weichere Züge.
Die kurzen Haare gefielen Devon besser. Obwohl sie zumindest ein bisschen länger sein könnten.
Das letzte Bild zeigte wieder die Frau. Diesmal lag sie in einem dunkelblauen Kleid auf einer Strandliege. Sie war älter und dünner, fast mager. Ihre roten Locken waren verschwunden, dafür trug sie ein buntes Tuch fest um den Kopf gebunden. Ihr Gesicht war blass und die Wangen eingefallen. Doch ihr Lächeln strahlte noch immer.
Ein Geräusch aus dem Schlafzimmer ließ Devon aufhorchen.
Jesses Herzschlag beschleunigte sich. Er wachte auf.
Devon kam gerade rechtzeitig ins Schlafzimmer, um zu sehen, wie Jesse versuchte, mit der rechten Hand nach dem Verband an seinem Hals zu greifen. Ehe er sich den Infusionsschlauch herausreißen konnte, griff Devon nach seinem Arm und hielt ihn sanft fest.
Jesse sah ihn aus großen Augen an. Erkennen und tiefe Verwirrung spiegelte sich in seinem Blick wider. Er versuchte, etwas zu sagen, aber es kam nur ein Krächzen.
„Es ist alles in Ordnung.“ Devon griff nach einer Plastikflasche, die neben dem Bett stand. Fruchtsaft hatte er keinen gefunden, aber in einem der Küchenschränke einen Vorrat grellbunter Getränke. Nach den Informationen auf den Etiketten zu urteilen, enthielten sie genau die Spurenelemente, die Jesse jetzt dringend brauchte.
Devon zog den Verschluss auf, hob Jesses Kopf leicht an und setzte ihm die Flasche an die Lippen.
„Trink.“
Jesse sah ihn zuerst verständnislos an, dann gehorchte er. Die ersten Züge tat er zögernd und unter sichtlichen Schmerzen. Doch sein Körper wusste, was gut für ihn war. Jesses Züge wurden tiefer und gieriger. Er trank wie ein neugeborener Vampir, der das erste Blut schmeckte.
Devon drängte das Bild beiseite.
„Das reicht.“ Er zog die halbleere Flasche zurück und legte Jesses Kopf behutsam zurück auf das Kissen.
„Schlaf.“
Eine Weile kämpfte Jesse gegen die Müdigkeit an. Obwohl ihm die Augenlider ständig zufielen, weigerte er sich, einzuschlafen. Zäh und stur. Devon strich ihm beruhigend über die Wange.
„Schlaf“, flüsterte er. „Ich werde hier sein, wenn du aufwachst.“ Diesmal gab Jesse nach.
Kapitel 18
Soony drückte zaghaft die Klinke herunter. Das
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