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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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aus?
    Doch er bekam die Erinnerung nicht zu packen. Schließlich gab Jesse frustriert auf. Es würde ihm einfallen. Wenn er nicht mehr daran dachte, würde alles zurückkommen.
Er aß die zweite Samosa, verabschiedete sich von Ritesh und verließ den Imbiss. Tief in Gedanken versunken, ging er zur nächsten Ampel. Von wegen, er hätte sich alles eingebildet! Der Mann war dagewesen. Aber warum konnte Mandy sich nicht an ihn erinnern?
    Im Strom der Passanten überquerte Jesse die Straße. Was war los mit ihm? Es gab keine logische Erklärung für einen Gedächtnisverlust. Er hatte weder exzessiv getrunken noch harte Drogen genommen. Oder war es eine Spätfolge von Bondi Beach? Der Arzt hatte nichts dergleichen erwähnt. Kein Wort über Giftstoffe, die erst Monate später freigesetzt wurden.
    Gehirntumor! , durchzuckte es Jesse, und für einige Sekunden konnte er keinen klaren Gedanken fassen.
    Seine Füße trugen ihn scheinbar selbständig weiter, während Curry und Samosas in seinem Magen rumorten.
    Gehirntumor, lächerlich! Totaler, absoluter Schwachsinn!
    Mandy erinnerte sich nicht an den Mann. Dafür musste es eine plausible Erklärung geben.
    Warum klopfte sein Herz dann so schnell?
    Von rechts ertönte lautes Bimmeln und Jesse schrak zurück. Eine Straßenbahn ratterte im Abstand von wenigen Zentimetern an ihm vorbei. Ohne es bemerkt zu haben, war er bis zur nächsten Ampel gegangen und wäre fast überfahren worden. Reiß dich zusammen! Es ist alles in Ordnung! Er überquerte Straße und Gleise und steuerte auf einen Supermarkt zu. Sein Kühlschrank war fast leer. Er musste einkaufen.
    Zuerst lief Jesse ziellos durch die Regalreihen des Supermarktes. Sein Kopf war gleichzeitig zum Bersten voll mit Gedanken und komplett leer. Schließlich ging er zurück zum Eingang, holte einen Einkaufskorb und fing von vorne an. In einer halben Stunde musste er zur Arbeit. Er hatte keine Zeit für diesen Blödsinn!
     
    Zurück in der Wohnung verstaute er die Lebensmittel im Kühlschrank und räumte den Trockner im Wäscheraum aus. Einige der Sachen mussten gebügelt werden. Falls er irgendwann die Zeit dazu fand. Anschließend zog er sich für die Arbeit um und ging über die Metalltreppe runter in den Innenhof. Wie auf den Laubengängen hatten die Mieter im Erdgeschoss allerlei Krempel entlang der Hauswände deponiert; ausrangierte Möbel, Fahrräder, Müllsäcke.
    Zwischen struppigen Büschen und Inseln von verdorrtem Gras standen zwei rostige Wäschespinnen, auf denen Kleidung zum Trocknen hing. Jesse öffnete die Beifahrertür seines verbeulten Pick-Ups, dessen Lack fast exakt die Farbe der zahlreichen Rostflecken hatte, stellte den Rucksack in den Fußraum und schlug die Tür danach schwungvoll zu, damit sie wirklich geschlossen blieb. Der Motor brauchte einige Anläufe, bevor er ansprang. Die Batterie machte ständig Probleme. Der Auspuff musste ebenfalls ausgetauscht werden, aber für beides fehlte ihm das Geld. Jesse setzte zurück und lenkte den Pick-Up vorsichtig aus dem Innenhof.
     
    Heute war die Fahrt zur Arbeit angenehm. Bis nach Altona dauerte es keine vierzig Minuten. Zur Rushhour war der West Gate Freeway gewöhnlich dicht und es konnte über eine Stunde dauern. Jesse verließ schließlich den Freeway, lenkte den Pick-Up durch einen Kreisverkehr und bog einige Hundert Meter später auf das Gelände seines Hauptarbeitgebers ein. HyTec handelte weltweit mit Ersatzteilen für hydraulische Maschinen und Automationsanlagen. Die Handelsabteilung und die Buchhaltung waren nur am Tage zu den üblichen Arbeitszeiten besetzte, doch im Lager wurde an sieben Tagen in der Woche in zwei Schichten gearbeitet. Auf diese Weise wollte die Geschäftsleitung auch den ausländischen Kunden den bestmöglichen Service bieten.
    Jesse rollte im Schritttempo an der Lagerhalle und dem angrenzenden einstöckigen Bürogebäude vorbei und stellte den Pick-Up in einer Parklücke im hinteren Bereich des Fuhrparks ab. Der Job im Lager war als Zwischenlösung gedacht gewesen. Bis er eine besser bezahlte Stelle in Melbourne gefunden hätte. Die lange Anfahrt nervte manchmal schon sehr. Jetzt, neun Monate später, arbeitete er noch immer hier und hatte keinerlei Ambitionen mehr, sich etwas anderes zu suchen. Natürlich gab es besser bezahlte Jobs direkt in Melbourne, aber die Arbeit hier machte ihm Spaß und er mochte die Kollegen. Das war wichtiger, als ein gutes Gehalt. Vom Kunsttischler zum Geschichtsstudenten und Kaufhausangestellten zum

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