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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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Nase ein.
    Vom feuchten Gehweg stiegen intensive Düfte auf; Tabak, menschlicher Speichel, Kaugummi, Urin, verschimmelte Milch, ein nasser Hund, der kurz zuvor vorbeigekommen sein musste. Aber das Blut überlagerte alles. Menschenblut. Eine Menge davon. Ganz in der Nähe.
    Das Ziehen in Devons Eingeweiden wurde stärker.
    Er überquerte die Straße und folgte dem Geruch bis zum Palace . Am Rand des gut gefüllten Parkplatzes blieb er stehen. Andere Gerüche waren dazugekommen: Exkremente, Alkohol, Schweiß, Lust und Angst. Todesangst.
    Sein Blick glitt über die Viertürer und Pick-Ups.
    Nein.
    Etwas abseits stand ein dunkler Van.
    Dort.
    Devon schaute sich unauffällig um. Im Zeitalter von Überwachungskameras, DNA-Tests und computervernetzten Sicherheitsbehörden war äußerste Vorsicht geboten.
    Doch auf dem Parkplatz gab es keine Kameras.
    Er horchte.
    Keine Herzschläge in der näheren Umgebung.
    Noch bevor er das Fahrzeug erreicht hatte, nahm er unter all den anderen Gerüchen die unverwechselbare Note eines Artgenossen wahr. Und, nahezu überdeckt von allem anderen, Parfüm. Eine süßliche, leichte Note, die der Regen bald weggewaschen haben würde. Eine Frau. Aber es war nicht ihr Blut, dessen Aroma ihm auf der Zunge prickelte.
    Er schmeckte Testosteron. Das Opfer war männlich. Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, zog er den Ärmel seiner Lederjacke über die Hand. Nach einem prüfenden Blick über die Schulter umfasste er den Griff der Seitentür. Sie war nicht vollständig geschlossen. Er zog sie halb auf und wurde in eine Wolke von Gestank gehüllt. Menschliche Ausscheidungen. Gleichzeitig leuchtete die Innenbeleuchtung auf. Zwischen zerwühlter Bettwäsche, Kleidung und leeren Pizzakartons lag ein halbnackter Mann. Anfang zwanzig, blond, schlank und tot. Sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Reste von dunkelrotem Lippenstift leuchteten auf blutleeren Lippen. Hellblaue Augen starrten vor Entsetzen geweitet ins Leere. Am Hals des jungen Mannes klafften zwei tiefe Löcher mit ausgefransten, weißen Rändern. Kurz vor seinem Tod war er unter Menschen gewesen. Ihre vielfachen Gerüche hafteten an ihm.
    Der Geruch der Vampirin war am intensivsten. Sie war die Letzte gewesen, die ihn berührt hatte. Devon betrachtete die Hände des Toten. Unter den Fingernägeln klebten Blut und Hautfetzen. Sie würde weitere Spuren hinterlassen haben. Fingerabdrücke, Haare, Speichel.
    Dumm und verantwortungslos!
    Kein Vampir bei klarem Verstand lässt sein Opfer in einem unverschlossenen Fahrzeug auf einem öffentlichen Parkplatz zurück. Es ist ein Verstoß gegen die wichtigste aller Regeln: Gefährde niemals die Tarnung.
    War seine Artgenossin gestört worden? War sie unerfahren und durch die unerwarteten Begleitumstände des Todes verschreckt worden? Devon streckte die Hand aus und hielt sie über den Bauch des Toten. Er spürte Körperwärme. Es konnte nicht allzu lange her sein. Vielleicht war sie in der Nähe und wartete auf eine Gelegenheit, die Schlamperei zu beseitigen. Devon konzentrierte sich. Suchte unter all den Geräuschen und Gerüchen nach dem unverwechselbaren Verwesungsgeruch, dem feinen Prickeln auf der Haut, das ihm die Gegenwart eines Artgenossen verriet. Nichts.
    Mehrstimmiges Gelächter ließ ihn den Kopf wenden.
    Vom Palace her näherte sich eine Gruppe Jugendlicher.
    Ein Gedanke von Devon genügte, um die angeheiterten Jungen und Mädchen in die andere Richtung sehen zulassen. Sie gingen an ihm vorüber, als würde weder der Van noch er existieren. Leichte Beute, auf dem Silbertablett serviert. Wie einfach es wäre …
    Nach einem letzten Blick auf die Jugendlichen widmete er sich wichtigeren Angelegenheiten. Die Leiche und das Fahrzeug mussten verschwinden. Schnell und unauffällig. Doch in Melbourne konnte man niemanden mehr bei Nacht und Nebel vergraben oder in den Fluss werfen. Diese Zeiten waren lange vorbei.
    Sebastians Sicherheitsdienst , kam es ihm in den Sinn. Natürlich. Das neuste Projekt des Herrschers der Stadt. Eine Metropole wie Melbourne, in der Vampire und Menschen auf engstem Raum Seite an Seite existierten, benötigte ein Sicherheitsnetz. Um Vorfälle wie diesen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Vor einigen Monaten hatte Sebastian eine ausgesuchte Gruppe von Vampiren damit beauftragt, die Spuren unachtsamer Artgenossen zu beseitigen. Wo es möglich war, wurden die Verantwortlichen aufgespürt und in Gewahrsam genommen. Notfalls mit Gewalt. Vampire, die Jagd auf

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