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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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wich. Der letzte Schluck schmeckte zuckersüß und jagte ein heißes Kribbeln durch ihre Adern. Es füllte sie aus. Raubte ihr die Sinne. Vertrieb die Kälte. Sie hielt mit geschlossenen Augen inne.
    Lebendig. Sie fühlte sich endlich wieder lebendig! Unbesiegbar, strotzend vor Kraft. Sie wollte das Gefühl festhalten, es nie mehr loslassen. Aber es verschwand viel zu schnell und ließ sie allein in der Dunkelheit. Die Wärme hielt noch vor, doch sie spürte bereits die Kälte zurückkehren.
    Was hast du getan?
    Sie starrte auf den Körper in ihren Armen, dessen ehemals hell lodernde Aura zu einem schwarzen Nichts zusammengeschrumpft war. Während ein Rest von Euphorie in ihr kribbelte, kam der Ekel. Übermächtig, wie zuvor der Durst. Ekel vor ihrem Opfer. Ekel vor sich selbst. Ihrer Gier, ihrer Maßlosigkeit. Sie war ein Monster, eine Perversion der Natur! Sie stieß den Toten von sich und ergriff die Flucht.

 
    Es gab schönere Nächte für einen Spaziergang.
    Devon warf einen Blick in den Himmel, aus dem ein stetiger Nieselregen auf ihn niederging. Die Wassertropfen glitzerten wie winzige Diamanten. Hinter ihm ragte der St. Kilda-Pier auf das schwarze Wasser hinaus. Ein leuchtender Finger in der Dunkelheit. Seine Schuhe versanken bei jedem Schritt im weichen Sand. Einige der feinen Körnchen hatten einen Weg in seine Socken gefunden und scheuerten auf der überempfindlichen Haut. Es störte ihn ebenso wenig wie die Kälte. Er mochte den Strand, gleichgültig, bei welchem Wetter. Das beruhigende Rauschen der Wellen und den Geruch von Salz, Seetang und Weite. In unzähligen Nächten war er hier entlang gegangen. Hatte sich das Haar vom Wind zerzausen lassen und dem Herzschlag der Stadt gelauscht. Jedes Mal klang er anders; stärker, schwächer, hektisch oder ruhig. Feine Nuancen, die zu unterscheiden es Jahre oder sogar Jahrzehnte brauchen würde. Er hatte diese Zeit. Er hatte Zeit für jede Nuance.
    Ein Husten und Rascheln ließ ihn den Kopf wenden. Es kam von dem Grünstreifen, der parallel zwischen dem Strand und dem höher gelegenen Jacka Boulevard verlief. Unter den Bänken, Bäumen und Büschen schliefen nachts die Obdachlosen. Sie verströmten einen beißenden Gestank von Alkohol, Erbrochenem, Exkrementen und Urin.
    Es raschelte erneut. Diesmal nahm Devon eine Bewegung wahr und blieb stehen. Durch die grünlich schimmernden Blätter und Zweige eines Busches erkannte er die stärker leuchtenden Umrisse zweier Körper. Ein Mensch und ein Hund. Er horchte. Leises Schnarchen. Zwei Herzschläge, einer langsam und unregelmäßig, der andere schneller. Hecheln und verhaltenes Knurren. Noch war der Hund nur aufmerksam. Wenn er ihm zu nahe kam, würde das Tier anschlagen. Vielleicht sogar angreifen, um seinen Besitzer zu beschützen. Devon hatte diese Wirkung auf viele Tiere.
    Es war der für Menschen nicht wahrnehmbare Geruch nach Verwesung und altem Blut, der sie irritierte und ängstigte. Gleichgültig, wie häufig er duschte oder die Kleidung wechselte, seine wahre Natur konnte er nicht verbergen. Tiere witterten den Vampir hinter jedem Aftershave.
    Devon konzentrierte sich auf den Geist des Hundes und beruhigte ihn. Das Knurren verstummte.
    Menschen ließen sich leichter täuschen als Tiere. Ihre Sinne waren verkümmert. Sie trauten ihrem Instinkt nicht mehr. Alles Ungewöhnliche wurde rationalisiert oder als Einbildung, Halluzination, Traum abgetan.
    Vor Devon huschte eine Ratte über den Sand. Das Letzte, was er sah, bevor sie in einem Loch verschwand, war die fluoreszierende Schwanzspitze. Für ihn war die Nacht nie dunkel. Menschen, Tiere, Pflanzen, alles Lebende war von einem Schimmern umgeben. Wenn er lange nicht getrunken hatte, flammten die Auren der Menschen auf wie Leuchtfeuer.
    In seinen Eingeweiden regte sich ein leichtes Ziehen.
    Es wurde allmählich Zeit. Er ging die flache Böschung zum Jacka Boulevard hinauf und machte sich auf den Rückweg. Bald tauchte auf der anderen Straßenseite eine hoch aufragende Holzkonstruktion auf. Der Luna Park. Die weiße, von bunt bemalten Türmen flankierte Clownsfratze am Eingang des Freizeitparks war von dieser Seite nicht zu sehen. Sie hatte etwas Diabolisches an sich.
    Zu dieser Stunde war der Luna Park geschlossen, doch aus dem Palace, weiter die Straße runter, waren dumpfe Bässe zu hören. Devon hatte die Konzerthalle fast erreicht, als ihm der Geruch in die Nase stieg.
    Blut.
    Schlagartig verstummte die Welt.
    Er schloss die Augen und sog Luft durch die

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