Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
wortlos den Schlüsselbund aus der Jackentasche.
Der Hauseingang lag etwas zurückgesetzt zwischen den beiden Geschäften. In der Wäscherei brannte Licht, doch es war niemand zu sehen. Im anderen Geschäft ordnete ein alter Asiat die Schaufensterauslage. Es kostete Dashiell einige Mühe, ihm zu suggerieren, dass er dringend den Raum hinter dem Verkaufstresen ausfegen wollte. Endlich gehorchte der Mann und unterbrach seine Tätigkeit.
Bei Devon sah alles spielerisch einfach aus. Ein Blick, ein Wort und die Menschen gehorchten. Bevor Dashiell jemanden mit einem Fingerschnippen dazu bringen konnte, aus dem Fenster zu springen, würden einige Jahrzehnte ins Land gehen. Er vergewisserte sich, dass sie unbeobachtet waren und bedeutete Peta, ihm zu folgen. Im Hauseingang überflog er die Firmenschilder am Klingelbrett. Das Büro des verblichenen Mr. Channing lag im ersten Stock.
Das Treppenhaus roch nach abgestandener Luft, chemischen Reinigungsmitteln und feuchter Pappe. Vermischt mit dem Müllhaldengeruch, den er selbst verströmte, ein wahres Fest für eine empfindliche Vampirnase.
Im ersten Stock wies lediglich ein schmales Metallschild auf das Büro des Detektivs hin. Dashiell klingelte, wartete einige Sekunden und klingelte erneut.
Niemand öffnete.
„Keine Fingerabdrücke hinterlassen.“ Er wischte den Klingelknopf ab. „Sonst steht morgen die Polizei bei Ihnen vor der Tür.“
Peta Shawcross schob demonstrativ die Hände in die Jackentaschen. Sobald er die Tür aufgeschlossen hatte, drängte sie sich an ihm vorbei.
Die Leuchtreklame der Wäscherei erhellte schwach ein schlicht eingerichtetes Büro. Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch mit Computer, an der rechten Wand ein verschließbarer Aktenschrank und links ein Bücherregal.
Eine Tür führte zu einem Badezimmer und einer Küche.
„Übernehmen Sie den Computer.“ Dashiell ging zum Aktenschrank. Die Schubladen waren alphabetisch eingeteilt, A-K zuoberst und darunter die restlichen Buchstaben. Er zog den Jackenärmel über die Hand und versuchte, die obere Schublade zu öffnen. Der Schrank war verschlossen. Dashiell zog erneut, diesmal kräftiger. Die Metallverriegelung brach und begleitet von einem Knirschen öffnete sich die Schublade.
Er überflog die Beschriftungen der Hängeordner und fand Richard Geoffreys Akte. Abgesehen von einem Deckblatt war der Ordner leer. Dashiell unterdrückte einen Fluch und überflog den Zettel. Es handelte sich um einen Computerausdruck, auf dem Angaben zu Richards Person vermerkt waren: Name, Adresse, Telefonnummer. Uninteressanter Kram. Unten stand in einem Feld der Grund für den Auftrag - Sammlung von Informationen, und daneben, handschriftlich vermerkt, die Notiz: Anzeige wegen häuslicher Gewalt/ alleiniges Sorgerecht für Ex-Frau - 23.08.06
Richard hatte es echt versaut.
„Der Computer ist passwortgeschützt“, meldete sich Peta vom Schreibtisch.
War ja klar. „Ich habe nichts.“ Dashiell schob frustriert die Schublade zu. „Keinerlei Hinweis auf die Ex-Frau oder den Aufenthaltsort der Familie. Falls es weitere Unterlagen gibt, sind sie entweder auf dem Computer gespeichert oder Channing bewahrt sie irgendwo anders auf.“ Sie würden ewig brauchen, um die Hängeordner im Aktenschrank zu durchsuchen. Vielleicht gab es einen Tresor. Sie überprüften alle möglichen und unmöglichen Stellen in Büro, Küche und Badezimmer, konnten jedoch nichts finden.
„Und jetzt?“, fragte Peta hinterher resigniert.
„Der Sicherheitsdienst kann die Akten und den Computer mitnehmen. Vielleicht finden die was.“
„Das dauert ewig! Wer weiß, was in der Zwischenzeit passiert.“
„Dann müssen wir sie anders finden.“ Dashiell schaute sich suchend um, ohne Recht zu wissen, wonach. Wie spürte man jemanden auf, von dem man weder die Adresse noch den vollständigen Namen kannte? Gut, es gab Fotos, die man mit Datenbanken vergleichen konnte, aber dafür benötigte man einen Spezialisten.
Fotos. Plötzlich hatte Dashiell einen Geistesblitz.
„Kommen Sie.“ Er ging zur Tür.
„Was ist?“ Peta folgte ihm im Laufschritt.
Zurück im Wagen holte Dashiell den Umschlag mit den Fotos aus dem Handschuhfach und gab ihn Peta.
„Suchen Sie das Melbourne-Foto heraus.“
Sie runzelte irritiert die Stirn, kam der Bitte jedoch nach.
„Halten Sie es hoch.“ Er nahm ihr die anderen Fotos ab, blätterte sie durch und warf dabei immer wieder einen Blick auf das Bild mit den drei Metallmännchen im Hintergrund.
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