Dark Inside (German Edition)
mehr da. Was sind das nur für Ungeheuer, die so etwas tun?« In ihren Augen glitzerten Tränen.
Die Kamera schwenkte nach links und holte einen Polizisten ins Bild. Sein angespanntes Gesicht wurde in Großaufnahme gezeigt. »Wenn Sie oder Bekannte von Ihnen Kinder an dieser Schule haben: Kommen Sie bitte nicht her! Ich wiederhole: Kommen Sie nicht her! Sie können uns hier nicht helfen, aber es gibt eine Telefonnummer, bei der Sie anrufen können.« Auf dem Bildschirm wurden lokale Telefonnummern eingeblendet. »Ich wiederhole: Kommen Sie nicht her! Die Rettungskräfte haben zu tun und können sich nicht um Sie kümmern.«
Die Kamera schwenkte auf den Parkplatz mit Hunderten Autos, deren Besitzer nicht mehr kommen würden. Neben einem zerschmetterten Ford Pick-up, der mit Trümmern übersät war, entdeckte Mason seinen Toyota Corolla. Es war merkwürdig, aber sein Auto sah völlig unbeschädigt aus. Es schien nicht einmal einen Kratzer zu haben.
»Das ist meine Schule«, sagte er noch einmal.
»Mason?« Der Arzt legte Mason eine Hand auf die Schulter. »Du solltest jetzt besser nach Hause gehen.«
»Ja, in Ordnung.« Mason hatte das Gefühl, als würde das gesamte Gewicht des Krankenhauses auf seinen Schultern lasten. Er musste hier raus und einige Anrufe machen. Er musste herausfinden, was passiert war.
»Ich werde jemanden holen, der dich nach Hause fährt.« Der Arzt sah sich im Wartezimmer um. »Warte hier. Ich werde nachsehen, wer jetzt mit dem Dienst aufhört. In zwanzig Minuten bin ich wieder da.«
»Nein, lassen Sie. Ich schaff das schon alleine.« Mason zog den Reißverschluss seines Kapuzenpullovers hoch. Wenn er sich beeilte, könnte er in knapp einer halben Stunde bei der Schule sein.
»Ich glaube nicht …«
»Schon in Ordnung.« Mason ging einige Schritte rückwärts. »Es ist nicht so weit. Ich muss jetzt los. In ein paar Stunden bin ich wieder da. Ich werde … ähm … ich werde was essen. So wie Sie gesagt haben. Mich ausruhen. Duschen.«
Der Arzt lächelte. »Also gut. Wir sehen uns dann heute Abend. Deine Mutter kann froh sein, dass sie dich hat.«
Draußen war es immer noch hell und warm. Sonnig. Schön. Sollte es nicht dunkler sein? Mason stolperte über den Bordstein und wäre um ein Haar vor einen einfahrenden Rettungswagen gestürzt. Er wich zurück, als das Rot der Warnlichter auf ihn fiel und das Fahrzeug vorbeiraste. Sein Mobiltelefon rutschte aus der Tasche seines Kapuzenpullovers, doch er konnte es gerade noch auffangen, bevor es auf den Boden fiel. Als er es einschaltete, fiel ihm ein, dass vorhin jemand angerufen hatte. Er hatte eine neue Nachricht.
»Hey, Alter!« Die Stimme auf der Mailbox gehörte seinem Freund Tom. »Ich hab das mit deiner Mom gehört. Tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es geht ihr gut. Ich ruf dich sofort an, wenn die Stunde vorbei ist. Sag mir, ob du noch im Krankenhaus bist, dann komm ich hin. Ich muss aufhören. Der Trainer lässt mich sonst wieder ein paar Runden zusätzlich drehen, wenn ich schon wieder zu spät komme.«
Ein Piepton ertönte und eine Stimme fragte ihn, ob er die Nachricht beantworten, speichern oder löschen wolle.
Runden drehen. Sporthalle.
Sprengstoff.
Tom war in der Sporthalle gewesen, zusammen mit den anderen. Leute, mit denen er aufgewachsen war. Alle Freunde, die sein Leben teilten. Er hätte auch in der Sporthalle sein sollen. Er wäre dort gewesen, wenn diese furchtbaren fünf Worte nicht gewesen wären. Hatte ihm seine Mutter das Leben gerettet?
Er scrollte durch sein Handy, bis er Toms Nummer hatte. Dann tippte er auf den Button und hielt das Telefon ans Ohr. Wartete darauf, dass es läutete. Nichts passierte. Der Anruf wurde nicht zur Mailbox geleitet. Es gab nicht einmal eine Ansage, die ihm mitteilte, er solle es später noch einmal versuchen.
Mason brach den Versuch ab und sah die Liste mit Telefoneinträgen durch. Dutzende Nummern, alles Freunde, und jeder Einzelne von ihnen war in der Schule gewesen. Wenn er eine dieser Nummern anrief, würde er dann wieder nur Rauschen hören? Er hatte nicht den Mut, es auszuprobieren.
Nachdem er ein Taxi angehalten hatte, stieg er ein und bat den Fahrer, ihn zu dem Seven-Eleven zu fahren, der einen Häuserblock von der Schule entfernt war. Den Rest wollte er zu Fuß gehen. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durch sein zerzaustes braunes Haar und versuchte, sich abzulenken; alles nur, um nicht auf dem Rücksitz um sich zu treten und zu schreien.
Er musste es selbst
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