Dark Kiss
elektrischen Schlag verpasst.“
„Das ist unmöglich.“
„Ich habe mir das nicht eingebildet.“ Kraven fing sich wieder und musterte mich mit diesem ekelhaften amüsierten Blick. „Du wirst immer mysteriöser.“
Ich musste an die Vision denken, die mich überfallen hatte, als ich Bishop zum ersten Mal berührt hatte. Bei Kraven eben hatte es sich ganz anders angefühlt. Wie ein plötzlicher, heftiger Schmerz. Meine Haut prickelte immer noch von dem elektrischen Schlag, den ich ihm versetzt hatte, so als würde sie sich vom Griff in eine Steckdose erholen.
„Ignorier ihn einfach“, riet Bishop mir und bedachte den Dämon mit einem verächtlichen Blick. „Samantha, ich musste dich wiederfinden. Nach dem, was du gestern für mich getan hast … deine Kräfte … Wir brauchen deine Hilfe.“
„Ihr braucht meine Hilfe? Ihr nehmt mich auf den Arm, oder? Ich will nichts mit euch zu tun haben.“
Bishops Blick verdunkelte sich. „Du bist anders als die übrigen Grays. Ich habe keine Ahnung, inwiefern und warum, aberdu bist es. So wie du Kraven letzte Nacht aufgespürt hast … Es gibt noch andere. Ich benötige dich, um sie zu finden, sonst sind sie alle verloren.“
Mein Pferdeschwanz hatte sich gelöst, und ich band ihn wieder zusammen. Ich mochte Bishops Stimme. Sie war warm, tief und ließ mich innerlich erzittern. Und ich hasste es gleichzeitig, dass mir überhaupt etwas an ihm gefiel, nach allem, was ich inzwischen über ihn wusste. „Lasst mich gefälligst alle beide in Ruhe.“
„Du bist durcheinander, das verstehe ich ja, doch das hier ist wichtig.“
Mir schnürte es die Kehle zu, und ich konnte nur mühsam sprechen. „Wenn hier irgendjemand durcheinander ist, dann ja wohl du. Außerdem ist es mir völlig egal, was du für wichtig hältst. Ich hasse dich, was oder wer auch immer du bist. Bleib weg von mir.“
Bishop presste die Finger gegen seine Schläfen und erschien mir richtig verzweifelt. „Ich habe keinen Schimmer, was ich noch sagen soll.“
Mein Herz zog sich zusammen. Verdammt. Ich spürte sofort wieder den Drang, ihn zu berühren, ihm zu helfen, denn mir war klar, dass ich seinen Schmerz vertreiben konnte. Allerdings hielt ich mich zurück.
„Hau einfach ab. Letzte Nacht wolltest du mich doch auch nur noch loswerden.“
„Hey, Samantha!“, rief Carly. „Was machst du denn hier draußen?“
Ich drehte mich abrupt um. Kravens Zauber wirkte wohl nicht mehr. Als ich noch etwas zu ihm und Bishop sagen wollte, waren die beiden fort. Spurlos verschwunden, genau wie in der Nacht zuvor.
„Halloooohoooo? Erde an Samantha!“
Ich stellte den Gurt meiner Tasche enger. Dann lief ich zuCarly hinüber und versuchte einen möglichst ruhigen und normalen Eindruck zu machen.
„Was ich hier tue? Nichts, warum?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich will noch mal ins Crave.“
Carly verschränkte die Arme. „Warum das denn?“ „Um mit Stephen zu reden.“
Sie musterte mich vorsichtig. „Bist du dir da ganz sicher?“ „Ja, absolut.“
„Ich dachte nur … Nach dieser Nacht …“ Sie runzelte die Stirn. „Du bist doch nicht mehr an ihm interessiert, oder doch?“
Ich knirschte mit den Zähnen. „Oh doch, ich bin interessiert.“
Und zwar daran, was mit mir geschehen war und wie ich das Problem so schnell wie möglich beheben konnte. Ich konnte Stephen nur raten, besser ein paar Antworten für mich parat zu haben.
6. KAPITEL
I ch hatte es kaum erwarten können, Stephen im Crave zur Rede zu stellen, aber jetzt, wo ich einmal da war, bekam ich Zweifel. Dennoch hielt ich an meinem schwachen Plan fest, wenn auch nur, um nicht darüber nachdenken zu müssen, was da in der Schule mit Bishop und Kraven abgegangen war.
Ich war noch immer nicht davon überzeugt, dass ich mich wirklich in ein seelenfressendes Monster verwandelt hatte. Nein, völlig unmöglich. Ich war weiterhin ich selbst, und daran hatte sich nichts geändert. Doch irgendetwas lief falsch. So richtig falsch. Und ich musste das unbedingt wieder alles auf die Reihe bringen.
„Bist du überhaupt sicher, dass der Versager hier ist?“ Carly hielt auf der Tanzfläche nach ihm Ausschau.
„Er meinte, dass er im Moment jeden Tag hier ist – auch in der Woche. Er hat ein Freisemester und ist darum momentan in der Stadt.“
„Wohnt er nicht in deiner Nähe?“ „Zwei Häuser weiter.“
„Dann hätten wir es doch dort versuchen können.“
„Das habe ich schon. Seine Eltern wissen nicht mal, dass er wieder
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