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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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war es nicht ganz sicher, wie viele Engel und Dämonen gerade in der Stadt unterwegs waren. Wenn es noch einen weiteren gab, konnten sich sehr gut auch noch mehr hier aufhalten. Die Möglichkeit, meine Seele wiederzubekommen, war heute Nacht gestorben, egal, was der Engel mir als Nächstes versprechen würde. Die Frage war, ob er für mich die alleinige Schuld daran trug, was er mich hatte glauben lassen. Hätte ich in seiner Lage genau das Gleiche getan, wenn ich gewusst hätte, was auf dem Spiel steht, falls ich die anderen nicht finden würde? Verdammt, wahrscheinlich hätte ich das.
    Deswegen war es nicht in Ordnung, wie er gehandelt hatte, und minderte auch nicht die Wut und den Vertrauensbruch, die ich ihm gegenüber empfand, trotzdem konnte ein Teil von mir es verstehen. Er wollte mir helfen. Er war sich nur nicht sicher, ob er es konnte. Wenn er das so klar gesagt hätte, hätte ich ihm möglicherweise gar nicht erst meine Hilfe zugesichert. Ich atmete kräftig aus. „Das war es dann, Bishop. Das ist definitiv das letzte Mal, dass ich dir helfe.“
    Wir konnten beide ganz gut lügen. Natalie wollte den Dolch, damit sie mit meiner Unterstützung die Stadt verlassen konnte. Dafür war ich noch nicht bereit. Mir blutete das Herz wegen der Dinge, die sie mir über meine Eltern erzählt hatte, dennoch konnte ich das, was sie von mir verlangte, nicht tun. Noch nicht, jedenfalls. Allerdings konnte ich Bishop genau so wenig zu der Quelle bringen und meine Tante ermorden lassen – die einzige Verbindung, die ich zu meinem leiblichen Vater hatte. Es sah so aus, als steckte ich immer noch mittendrin – nicht gerade der beste Ort, an dem man sich aufhalten konnte.
    Inzwischen war es schon beinahe Routine, der Lichtsäule zu folgen, die uns zu einem Engel oder einem Dämon leiten würde. Ich hielt einige Schritte Abstand zwischen Bishop und mir, damit ich mich nicht so zu ihm hingezogen fühlte wie sonst. Es half nicht besonders. Obwohl ich noch immer verletztwar, weil er mich betrogen und belogen hatte, war seine Anziehungskraft stärker als je zuvor. Auf dem Weg konnte ich seine glühenden Blicke spüren. Es war so verdammt unfair.
    Das Licht führte uns nicht allzu weit von der verlassenen Kirche fort. Die Straßen waren hier beinahe menschenleer im Gegensatz zu dem bevölkerten Einkaufsviertel, in dem wir Roth entdeckt hatten. Verlassen, leer und einsam – ziemlich deprimierend. Ein großer Teil von Trinity war heute so, als wäre alles Leben, das hier vorher existiert hatte, ausgelöscht und hätte eine Geisterstadt zurückgelassen.
    Das Licht leitete uns zu einem weiteren Jungen – nicht dass ich wegen seines Geschlechts überrascht war. Er war etwas kleiner als Bishop, was immer noch bedeutete, dass er etwa einen Meter achtzig groß war, mit dunkler Haut und dunklen Augen. Natürlich war er attraktiv – auch das erstaunte mich wenig. Er trug eine schlecht sitzende Kakihose und einen grünen Pullover mit Knopfleiste. Sein schwarzes Haar war millimeterkurz geschnitten, und er sah beinahe kahl rasiert aus. Er hatte die Arme vor dem Körper verschränkt und stapfte den Gehweg entlang Richtung Innenstadt.
    „Ist er das?“, fragte Bishop.
    Der Klang seiner tiefen sanften Stimme durchdrang mich und ließ mich zittern. Ich wollte ihm verzeihen, auch wenn die Erinnerung an seinen Betrug noch schmerzte. Doch meine zwiespältigen Gefühle im Bezug auf Bishop waren jetzt nicht gerade hilfreich. Sie lenkten mich nur ab.
    „Ja“, antwortete ich schließlich. „Aber ich verstehe es nicht. Warum sollten sie Kraven erzählen, dass ihr zu viert seid, und dann gibt es noch jemanden?“
    „Keine Ahnung.“ Er schien nicht sehr glücklich darüber.
    Ich dachte daran, was bei Roth geschehen war, und an unsere Sorge, dass wir einen Fehler gemacht und einen unschuldigen Jungen getötet hatten. „Kontrolliere ihn doch diesmal vorher.
    Also … tu es nicht einfach.“
    „Das mache ich. Du kannst jetzt gehen.“ Er machte eine Pause. „Wenn du es möchtest.“ Ich beobachtete ihn von der Seite, als wir weitergingen, und schlang meinen Mantel gegen die Kälte fester um mich. Da wir nicht gerade Händchen hielten, spürte ich die eisige Luft deutlich. „Und die ganze Aufregung verpassen?“
    Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Jungen. „Ich weiß, dass du diesen Teil nicht magst.“
    „Bishop, dem Tag, an dem ich gern beobachte, wie jemand einen Dolch ins Herz gestoßen bekommt, sehe ich nicht gerade mit Freude

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