Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
was der Schlächter behauptet hatte, der Wahrheit entsprach. Sie war nichts weiter als ein kleines Mädchen, Dirk war nicht ihr Verlobter und den Ring hatte sie eher zufällig bekommen. Gleich hätte sie all diese Kreaturen der Dunkelheit gegen sich, sie würden sie in Stücke reißen. Noch schlimmer war jedoch ein anderer Gedanke: Konnte es wahr sein? War Dirk wirklich nicht fähig zu lieben?
Eine kleine Träne erschien in ihrem Augenwinkel. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein lautes Schluchzen. Sie war nur ein Schulmädchen; es war alles zu viel für sie. Vielleicht sollte sie anfangen, um Gnade zu bitten. Vielleicht würden sie sie am Leben lassen, wenn sie sich freiwillig für die Sklavengruben meldete, und vielleicht, möglicherweise, ließ der Schlächter sie gehen, wenn sie ihm einfach nur den Ring gab! Entschlossen fasste sie zu ihrem Finger, um ihn abzuziehen.
Doch Gargon hielt sie zurück. »Niemals! NIEMALS! Gargon hat der Herrin Treue geschworen! Gargon wird zuerst sterben!«
Agrasch trat hinter der Säule hervor. »Ja, auch die Wichtel haben ihr Treue gelobt.« Als ihm klar wurde, was er da gesagt hatte, erblasste er. »Nun ja, vielleicht werden wir nicht als Erste sterben, so wie Gargon, aber niemals werden wir dir dienen, Schlächter, nie und nimmer!«
Auch Krätze trat vor. »Die Orks stehen auf Agraschs Seite. Wir dienen Suus, unserer Herrin. Sie ist gut zu uns gewesen. Den Orks wird es unter der Herrschaft der Mondkönigin wohlergehen, so viel steht fest.«
»Du stehst auf verlorenem Posten, Schlächter. Selbst ich, Rufino, ein Edler Ritter, bin gern bereit, mich der Mondkönigin zu unterwerfen, denn trotz ihrer Jugend ist sie eine weise und gerechte Regentin. Überleg doch mal. Orks, Wichtel und Menschen arbeiten zusammen. Dagegen kannst du nichts ausrichten.«
Ein breites Lächeln zog sich über Suus’ Gesicht, vor Freude und Aufregung hüpfte sie ein paarmal auf ihrem Thron auf und ab. Kaum zu fassen! Alle waren auf ihrer Seite, sogar bereit, für sie zu sterben! Zumindest ein paar von ihnen. Ihr Herz schwoll an vor lauter Stolz und Glück. Wahrscheinlich war das hier der glücklichste Moment ihres Lebens.
Erhobenen Hauptes verkündete sie – ganz Regierungschefin: »Ich, Mondkönigin Suus, Dunkle Herrin des Turms, verbanne dich hiermit aus meinem Reich, Schwarzer Schlächter!« Länger hielt sie den majestätischen Tonfall nicht durch. »Also los, verpiss dich, du Missgeburt!«
Wie um ihre Macht und Autorität zu unterstreichen, leuchtete bei diesen Worten der Ring blutrot auf und verlieh ihr die düstere Ausstrahlung einer wahren Schreckenskönigin und mächtigen Herrin der Dunkelheit.
Der Schlächter geriet ins Wanken und wich geduckt einen Schritt zurück. »So sei es«, zischte er. »Ich habe Euch wohl unterschätzt, Königin Suus.«
Er trat den Rückzug an. Bevor er die Große Halle verließ, drehte er sich noch einmal um: »Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!«
Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Saal.
In diesem Moment ertönte ein seltsames Geräusch hinter Suus’ Rücken, eine undeutliche, leicht blecherne Melodie. Alle drehten sich nach ihr um. Genauer gesagt kam es aus ihrem Rucksack, den sie immer noch unter dem schwarzsilbernen Umhang trug, und es handelte sich um die ersten Takte von I Take My Coffee Black And Bitter Like My Heart , dem Nummer-eins-Hit der Gothic-Band Engelgalle .
Suuz erstarrte vor Schreck und Überraschung. Das war ihr Handy. Ihr Handy klingelte! Wie konnte es sein, dass ihr Handy klingelte?
DAS GESPRÄCH
»Oh… mein… G- «, war alles, was sie herausbrachte. Sie hüpfte von ihrem Thron und verschwand, so schnell sie konnte, in ihrem Allerheiligsten, während sie versuchte, den Namen des Anrufers auf dem Display zu entziffern. Wesen der Nacht las sie. Eigenartig!
Suus drückte auf die Antwort-Taste und hielt ihr Handy ans Ohr. »Hallo«, meldete sie sich zögernd, ahnungslos, wer oder was sie am anderen Ende erwartete, während eine leise Hoffnung in ihr aufkeimte.
»Suus, bist du das?«, fragte eine Stimme, nach der sie sich gesehnt hatte, seit sie in den Darklands gelandet war.
»Dirk! Dirk, Gott sei Dank, du bist es wirklich! Es tut so gut, deine Stimme zu hören!«, rief sie überglücklich.
»Suus! Geht es dir gut? Bist du am Leben? Es tut mir so leid, dass es so kommen musste!«, antwortete Dirk, mindestens ebenso bewegt wie sie, obwohl er sich eher die Zunge abgebissen als so etwas freiwillig zugegeben
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