Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
und schritt geradewegs auf den Thron zu. Ängstlich wichen die Umstehenden vor ihm zurück – sogar der Thron gab einen furchtsamen Laut von sich. Nur Gargon und Rufino traten ihm in den Weg und bauten sich schützend vor Suus auf. Sie fühlte sich gleich viel sicherer, eine tiefe Zuneigung und Dankbarkeit für die beiden erfasste sie.
Der Schwarze Schlächter musterte die beiden von oben bis unten.
»Sei gegrüßt, Gargon«, hüstelte er. »Loyal und ergeben wie eh und je. Aber dir kommt vor lauter Dummheit ohnehin nichts anderes in den Sinn. Aber was sehe ich? Ein Edler Ritter? Welch eine Überraschung! Seit Jahrtausenden hat niemand von deiner Sorte diesen Turm betreten – wenn man diejenigen, die zeitweilig unten in den Verliesen des Grauens wohnten, nicht mitzählt.« Der Schwarze Schlächter stieß ein gespenstisches öliges Lachen aus.
»Keinen Schritt weiter«, warnte Rufino, eine Hand auf seinem Schwert. »Wir kennen dich zur Genüge, Schlächter. Wir kennen deinen Ehrgeiz, deine Gier, deinen Hunger nach Blut und Macht!«
»Was willst du, Schlächter?«, fragte Gargon.
Suus betrachtete den Schwarzen Schlächter mit wachsender Sorge. Er klang nicht nur unheimlich, er sah auch so aus. Gargon und Rufino mochten ihn offensichtlich überhaupt nicht und alle anderen schienen vor ihm zu erzittern.
»Ich habe gehört, es gibt eine neue Macht in diesem Land, eine Königin der Dunkelheit. Davon wollte ich mich selbst überzeugen«, zischte der Schwarze Schlächter. »Und ihr meine Dienste anbieten, sollte sie sich würdig erweisen.« Er richtete seinen stechenden Blick auf sie und Suus fühlte sich wie ein Käfer unter dem Mikroskop.
»Aber ich sehe hier nur ein kleines Mädchen«, sagte er nach einer Weile. »Ein kleines Menschling-Mädchen.«
Suus wich das Blut aus dem Gesicht – der Typ würde ihr Ärger machen, so viel war sicher!
»Königin Suus ist ein Menschling und sie ist jung, das ist wahr, aber …«, begann Gargon.
»Aber sie führt den Großen Ring«, beendete Rufino den Satz, »und sie weiß ihn zu benutzen, das kann ich bezeugen.«
»Ja, davon habe ich gehört«, sagte der Schwarze Schlächter. »Deshalb bin ich gekommen.«
Agrasch lugte hinter seiner Säule hervor. »Und sie ist die Angetraute unseres Dunklen Lords!«
Der Schwarze Schlächter pfiff erstaunt durch die Zähne. »Nein, wir sind nicht …«, wollte Suus schon sagen, doch dann besann sie sich eines Besseren. »Ich meine, ja doch, wir sind verlobt. Und er hat mir seinen Großen Ring gegeben, damit ich ihn trage.« Sie hielt ihn ins Licht, damit der Schwarze Schlächter die Blutrunen der Macht darauf leuchten sehen konnte.
Doch der lachte nur. »Hah, ihr Narren! Sie ist doch nur ein Kind. Ein Kind, das irgendwie in Besitz des Ringes gekommen ist, mehr nicht. Seht sie euch doch an, sie kann unmöglich während der Abwesenheit unseres Lords die Turmherrin, die Hüterin der Dunkelheit sein!«
»Und wer sollte dann den Turm bewachen, solange unser Herr nicht da ist? Ja, wer wohl?«, fragte Rufino.
Der Schlächter gab ein heiseres, sarkastisches Lachen von sich. »Du bist äußerst scharfsinnig, das muss ich dir lassen, Edler Ritter«, sagte er. »Aber jetzt, wo du es erwähnst – ja, selbstverständlich sollte es jemand sein, der dieser Aufgabe würdig ist, jemand wie ich, der wirklich zur dunklen Seite gehört. Das ist klar!«
»Aber Suus ist seine Verlobte«, meldete sich Agrasch hinter der Säule wieder zu Wort. »Wenn der Herr zurückkehrt, werden sie heiraten, dann wird sie unsere Königin sein!«
Der Schwarze Schlächter verstummte. Dann griff er mit einer schnellen Bewegung nach dem Schwert auf seinem Rücken…
»Hände weg vom Seelenräuber!«, fuhr Rufino dazwischen, die Hand auf dem Knauf seines Schwerts, bereit, sich auf den Schlächter zu stürzen. Gargon duckte sich zum Kampf und knurrte angriffslustig.
Der Schlächter erstarrte in der Bewegung. Er schien sich in Gedanken seine Chancen auszurechnen.
Dann ließ er die Hand sinken.
»Pah! Ihr Tölpel und Narren! Seht ihr denn nicht, dass das kleine Mädchen euch alle getäuscht hat?! Sie hat irgendwie den Ring an sich gerissen und euch diese Lügen von Heirat und Freundschaft aufgetischt! Der Dunkle Lord würde niemals heiraten! Er liebt nicht! Ich sollte derjenige sein, der den Ring führt. Ich sollte regieren, solange er nicht hier ist!«
Suus überlief es heiß und kalt – sie war durchschaut, sie war erledigt, gleich würde ihnen aufgehen, dass alles,
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