Dark Love
dass ich nicht mehr aufhören konnte zu schluchzen.
Das war zu viel des Ganzen gewesen. Ich hatte das alles gar nicht wissen wollen. Allein der Gedanke daran, meine Mutter und meinen Großvater auch noch zu verlieren, war kaum auszuhalten. Ich wollte mir ein Leben für immer ohne sie nicht vorstellen. Sie waren meine einzige Familie. Ich hatte doch sonst niemanden mehr auf der Welt. Sie durften mich einfach nicht verlassen. Das würde ich nicht verkraften können.
Ich hatte mich so sehr in Ares geirrt. Ein winziger Teil in mir hatte Nadjas Worten wirklich geglaubt. Ich hatte aus tiefster Seele gehofft, dass er sich bald wieder ändern würde, aber dieser Funken löste sich jetzt in Luft auf.
Ares war ein Monster. Er besaß keine Gefühle mehr. Er hasste mich über alles und das war nur meines Vaters Schuld. Nur wegen ihm wollte dieser Vampir uns alle töten. Warum zog Ares meine Mutter, meinen Großvater und mich da hinein? Mein Vater war bereits tot. Weshalb ließ er die Sache nicht ruhen? Hatte mein Vater ihm etwas Wichtiges genommen, das ihn so sehr verletzt hat? War er daran Schuld, dass seine Eltern entführt wurden? Wieso ließ Ares seine Frust an mir aus? Ich konnte mich nicht erinnern, ihm jemals irgendetwas Furchtbares angetan zu haben. Hatte ich bei dem Autounfall etwa meine Erinnerungen an die Vergangenheit verloren? Wenn ja, warum hatte mich dann bisher noch niemand aufgeklärt? Alle wusste über die Geschehnisse Bescheid - sogar meine Mutter und mein Großvater! Das wurde mir erst jetzt klar. Warum hatten sie mich nie aufgeklärt? Dachten sie, ich würde Ares nie wiedersehen? Wie hatten sie sich das alles vorstellen können?
Ich wollte glauben, dass unsere erste Begegnung auf dem Friedhof kein Zufall gewesen war, aber das würde keinen Sinn ergeben, denn Ares hätte sonst nicht so schockiert reagiert, als er erfuhr, wer ich wirklich bin. Er hätte mich entweder sofort oder nachdem er ein paar Informationen bekommen hatte, getötet und mir nicht das Gefühl gegeben, endlich wieder glücklich sein zu können. Er hätte mir niemals helfen wollen, wenn das der Fall gewesen wäre.
Was hat mein Vater getan? fragte ich verzweifelt, als er zwei Schritte zurücktrat, und fiel hinunter auf die Knie. Was habe
ich
dir angetan? Warum muss ich büßen?
Er schloss seine Augen und drehte sich schnell um, aber mir war nicht entgangen, wie schmerzerfüllt sein Blick gewesen ist.
Langsam stellte ich mich wieder aufrecht hin und wischte meine Wangen einigermaßen mit meinem Handrücken trocken. Ares, wieso antwortest du mir nicht?
Seine Hände begannen zu zittern.
Ares. Ich trat einen Schritt vor und neigte meinen Kopf zur Seite. Antworte mi-
Nein! unterbrach er mich sauer, ohne sich zu bewegen. Noch nicht, Makayla. Alles kommt mit der Zeit.
Kopfschüttelnd stellte ich mich direkt hinter ihn und versuchte seine Nähe und die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, zu genießen, doch aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht. Ich hatte das Gefühl, mein Herz wäre nicht mehr da - keine Gefühle wären mehr da. Jedenfalls fühlte sich mein Körper im Moment wie taub an. Ich verspürte dennoch den Drang meine Hand auf seine Schulter zu legen, doch noch bevor ich sie überhaupt hatte heben können, da klingelte es auf einmal an der Tür.
Ares und ich fuhren daraufhin gleichzeitig zusammen.
Es war erst vier Uhr Nachmittag, also glaubte ich nicht, dass es Emilio war. Ares hatte behauptet, dass sein bester Freund immer auf die Sekunde pünktlich war.
Dieser Dummkopf wollte doch bis zum Abend mit ihr wegbleiben! zischte er auf einmal, hob das Paket hoch und drückte es mir in die Hände, ehe ich von ihm hinaus auf den Flur gezerrt wurde. Geh und mach dich fertig, Makayla.
Mit diesen Worten schubste er mich in das Badezimmer und machte die Tür zu, während ich ihn bloß mit offenem Mund anstarrte. Vor ein paar Tagen hatte er Nadja Schlaftabletten in ihr Glas getan, damit sie nicht mitbekam, dass er mich in der Küche genommen hat und heute Morgen war er also nur so früh wach gewesen, um Deimos zu überreden, mit seiner Verlobten den ganzen Tag auszugehen. Das war einfach nicht zu fassen. Ich hätte Deimos am liebsten die ganze Wahrheit erzählt, damit dieser mich befreite. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht tatenlos dastehen und Ares weitermachen lassen würde. Er besaß ein viel zu gutes Herz. Deimos sah seinem Bruder sehr ähnlich, aber ihre Charakter ähnelten sich kein bisschen. Ares war das genaue
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