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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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gemacht wie unter einer Schwertklinge.
    Jetzt musste sie dringend hier raus.
    Mit einem gezischten »Verdammt!« riss sie die Tür zu ihrem Spindauf. Die drei Frauen, die sich als Einzige im Backstagebereich aufhielten, kümmerten sich nicht weiter um sie. Mickey war mal wieder high, und Ramona und die Neue, die Jessie noch kaum kannte, waren viel zu fertig, um mehr zustande zu bringen, als ihr halbherzig zuzuwinken.
    Jessie schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln und warf sich ihren schweren, schwarzen Rucksack über die Schulter. »Nacht dann!«, rief sie. Sie zwang sich, ohne sichtbare Eile in Richtung Duschen und Toiletten zu gehen. Schicht zu Ende, Zeit, nach Hause zu gehen, keine große Sache.
    Jessie war nicht unerfahren in solchen Situationen. Nur kurzzeitig dumm wie Bohnenstroh, wie es schien.
    Sie schlüpfte ins Klo, verriegelte die Tür hinter sich und gab augenblicklich Gas. Mit zitternden Händen riss sie sich die dunkelhaarige Perücke vom Kopf und stopfte sie in den Rucksack. Mach langsam!, ermahnte sie sich selbst. Angst und Adrenalin führten zu Fehlern. Jessie konnte es sich nicht leisten, jetzt alles zu versauen. Atme! Denk nach, verdammt!
    Sie musste hier raus. Unbedingt.
    Bedauern schnürte ihr die Kehle zu, als sie sich aus der Samtkorsage und den dazu passenden knappen Goldshorts schälte. Sie hätte schon vor zwei Wochen machen sollen, dass sie hier wegkam, und sie hatte es gewusst. Sie wurde allmählich träge, denkfaul. Selbstgefällig.
    Sie hatte Freunde gefunden.
    Jessie blinzelte die plötzlich aufsteigenden Tränen weg, hatte schon eine verblichene Jeans aus dem Rucksack gezogen und stieg nun hinein. »Sei nicht albern!«, sagte sie laut bei dem Versuch, ihr Gleichgewicht und ihre Fassung zu wahren. Sie wusste es doch ganz genau, besser als jeder andere. Die ordentliche Bezahlung und ein paar Leute, die nett zu ihr waren, würden sie nicht am Leben erhalten.
    Abzuhauen aber würde es. Nur so bliebe sie den dreimal verfluchten Hexenjägern einen Schritt und dem Rest der Welt drei Schritte voraus. Das war der einzige Weg, um am Leben zu bleiben. Unterhalb des Radars bleiben, nicht ins System geraten.
    Wenn man nicht mehr konnte, rannte man eben atemlos und mit Seitenstechen weiter. Ganz schön paranoid. Und wofür das Ganze? Sicher für nichts, das Ähnlichkeit mit Ruhe und Frieden hatte.
    Jessie streifte sich ein graues Tank-Top über und warf sich in eine mattschwarze Neoprenjacke. Den Reißverschluss zog sie hoch bis unters Kinn. Ebeneneinwärts in den Mittel- und Unterebenen New Seattles, in den schlechteren Wohngegenden also, fiele sie in diesem Outfit nicht weiter auf. Es dauerte nur einige Sekunden, die rote, strubbelige Kurzhaarperücke herauszufischen und überzustülpen.
    Rasch wischte Jessie jegliche Spur von Make-up aus ihrem Gesicht, spülte die feuchten Tücher die gelb verfärbte Toilette hinunter und stopfte die Stöckelschuhe in ihren Rucksack. Kaum hatte sie ihre Füße in schlichte schwarze Stiefel mit dicker Sohle gezwängt, schaute sie auf die Plastikuhr an ihrem Handgelenk und runzelte die Stirn.
    Für all das hatte sie weniger als fünf Minuten gebraucht. Sie war verdammt noch mal zu gut darin geworden.
    Die Tür quietschte, als Jessie sie vorsichtig öffnete, um einen Blick in den Gang dahinter zu werfen. Niemand zu sehen. Sie schlüpfte aus dem Toilettenraum und brauchte nicht lange, um den Alarm am Notausgang auszuschalten. Zwei Sekunden später war sie schon so gut wie auf der Zielgeraden.
    In der schmalen Gasse warf die Neonreklame von oben ein diffuses violettes und pinkfarbenes Licht: Girls, girls, girls. »Jetzt eins weniger«, murmelte Jessie und schloss leise die Tür hinter sich. Das Schloss klickte mit einer Endgültigkeit, die Jessie einen Stich versetzte.
    Das war einfach nicht fair.
    Dann schoss Jessie durch den Kopf, dass das Leben nicht mehr fair gewesen war, seit Mutter Natur völlig aus dem Ruder gelaufen war und Untergang und Zerstörung über den größten Teil des Planeten gebracht hatte. Jessie war noch nicht einmal geboren, als sich der San-Andreas-Graben aufgetan und ganz Seattle verschlungen hatte. Aber das zählte nicht viel in einer Welt voller schreckensstarrer, ums Überleben kämpfender Menschen.
    Vor dem Großen Beben hatten Hexen und Hexer, Magiebegabte, am Rand der Gesellschaft existieren können. Niemand hatte sich auch nur einen Deut um sie geschert. Sie hatten sich nicht verstecken müssen. Nicht immer und nicht überall waren sie

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