Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
wollten, musste mir selbst gegenüber dann allerdings beschämt
eingestehen, dass ich es liebte, wenn sein Körper diese Machonummer mit mir
abzog. Ich seufzte in seinen Mund und gestattete ihm, nach Herzenslust zu
rauben und zu plündern.
„Wenn er
dich zum Abschied immer so küsst, dann muss man sich schon fragen, wie er ...“
„Das reicht
jetzt!“ Ich entzog mich Raphael und starrte Roxy wütend an, die auf dem
Beifahrersitz von Christians Wagen Platz genommen hatte. Sie grinste zurück.
„Jetzt
verstehe ich, was du meintest, als du gesagt hast, dass Subtilität eine seiner
Stärken wäre“, erklärte Christian ziemlich kurz angebunden. „Wenn ihr dann
fertig seid ...“ Er hielt mir die hintere Wagentür auf.
Raphael warf
mir einen Blick zu, der mich ermahnte, mich zu benehmen. Ich antwortete mit
einem Blick, der ihn darüber informierte, dass ich mich immer und überall
benahm und dass er sich lieber keine Ausrede einfallen lassen sollte, um ins
Hotel zurückzukehren und noch ein Bier zu trinken, jedenfalls nicht, solange
dort dieses mannstolle Weibsstück Teresa lauerte. Ansonsten würde ihm am Ende
noch ein gewisser Teil seiner Anatomie mithilfe eines stumpfen Buttermessers und
zweier rostiger Löffel abgetrennt werden.
Er verdrehte
die Augen.
Der Kerker
im Drahaner Schloss war nicht so, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte mir
vorgestellt, dass alte Verliese grundsätzlich düster und feucht sein müssten,
angefüllt mit der Erinnerung an Leiden und Grauen. In meiner Fantasie lagen
zerbrochene Folterinstrumente vergessen in einer Ecke und rosteten vor sich hin
und die Luft war vom Rascheln der Ratten erfüllt, die sich in dunkle Ecken
flüchteten.
Christian
war, wie ich gerade erst zu begreifen begann, ein Mann voller Überraschungen,
und sein Kerker sah dementsprechend aus. Die Stufen, die in die untersten
Ebenen des Schlosses führten, waren aus uraltem Gestein, wurden aber vom
elektrischen Licht an den Wänden beleuchtet. Als wir das Ende der Treppe
erreicht hatten, war ich auf Schmutz und Ratten gefasst.
Christian
drückte auf einen Schalter. Ich muss ziemlich verblüfft dreingeschaut haben,
als eine ganze Reihe von Lampen, die in die niedrige Steindecke eingelassen
waren, mit einem Summen angingen und eine lange Reihe von Marmorstatuen
erleuchteten, jede auf einem passenden Marmorsockel.
„Statuen?“,
fragte Roxy. Sie drängte sich an mir vorbei, um das nächstgelegene Standbild
näher in Augenschein zu nehmen. „Du bewahrst in deinem Kerker Statuen auf?“
„Kannst du
dir einen besseren Ort für sie vorstellen?“, fragte Christian. Er ging an ihr
vorbei und schaltete einen Scheinwerfer an, der die Statue ausleuchtete, die
sie gerade betrachtete.
„Sie sind
wunderschön“, sagte ich. Sanft strich ich über das steinerne Bein einer nahezu
unbekleideten Frau. Es waren wirklich beeindruckende Kunstwerke.
Museumsqualität, nahm ich an. Die Gesichtszüge der Frau waren bis ins letzte
exquisite Detail wiedergegeben, fast ebenso realistisch wie der Schwung im Stoff
ihres Gewandes, das ihr über die Schulter glitt. Ich konnte einfach nicht
anders, ich musste die steinernen Falten mit den Fingern nachfahren, voll
tiefer Bewunderung für die Begabung des Bildhauers.
„Wo sind
denn die ganzen Folterinstrumente? Wo ist deine Streckbank?“, fragte Roxy, die
die Reihe der Statuen entlangging. Aus jedem ihrer Worte sprach tiefe
Enttäuschung.
„Dies hier
ist Venus“, erklärte Christian mir, als er das Licht für die Figur anschaltete,
vor der ich gerade stand. Seine Stimme war genauso sanft wie der polierte Stein
unter meinen Fingern.
„Ich habe
noch nie etwas Vergleichbares gesehen“, sagte ich.
Er stand
neben mir, seine ruhigen Augen spiegelten seine Genugtuung wider, als er die
Statue betrachtete. Die Frau stand gegen eine Säule gelehnt da, einen
verführerischen Ausdruck auf dem Gesicht, und spielte mit den Falten des
Stoffs, der sie teilweise bedeckte. „Ich habe hier ein oder zwei italienische
Stücke, aber der Rest besteht aus Schutzheiligen der Tschechischen Republik.“
„Wo sind die
Wände, die mit dem Blut Tausender Männer befleckt sind, die im Laufe der
Jahrhunderte hier gefoltert wurden? Wo sind deine Skelette, die in
Metallkäfigen von der Decke hängen? Ich war mir ganz sicher, dass hier Skelette
sein würden!“ Roxys jammernde Stimme hallte durch den lang gestreckten Raum.
„Sie ist
wunderschön, nicht wahr?“ Christian strich mit einem Finger über die
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