Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
diejenigen, die mit dem Feuer spielen, damit rechnen
sollten, von den Flammen verschlungen zu werden.“
„Verschlungen
vom Feuer der Leidenschaft.“ Ich grinste Miranda an und fingerte die letzten
Eisstückchen aus meinem Glas. „Das klingt ja wie aus einem Buch von Dante! Es
gibt Schlimmeres, würde ich sagen.“
Davide
bedachte mich erneut mit einem kaum hörbaren Fauchen.
2
„Glaubst du,
sie ist sauer auf uns?“
Roxy
verdrehte die Augen und schaltete in den dritten Gang. Ihr alter MG bretterte
in die Lücke zwischen zwei Sattelschleppern, die für meinen Geschmack viel zu
klein war.
Als ich
aufhörte zu schreien und die Hände wieder von meinen Augen nahm, sah ich sie
wütend an.
„Nein, ich
glaube nicht, dass Miranda sauer auf uns ist“, antwortete sie.
„Oh, gut.“
Wenn es eine Regel gab, die in meinem Leben galt, dann die, dass man niemals
den Zorn einer Hexe auf sich ziehen sollte.
„Ich glaube,
sie ist sauer auf dich.
„Ist sie
nicht!“, entgegnete ich empört und versuchte, meine Beine in eine bequemere
Position zu bringen. In ihrem winzigen Auto hatte ich die Knie praktisch direkt
unter dem Kinn. Meiner Erfahrung nach gehörten Leute, die eins achtzig groß und
stämmig gebaut waren, eigentlich nicht in kleine Sportwagen. „Du hast doch
die ganze Zeit davon geschwafelt, dass du an Vampire glaubst!“
„Nun, das
tue ich eben. Aber du auch!“
„Stimmt ja
gar nicht!“
„Ha! Erst
letzte Woche, als du Book of Secrets XII fertig gelesen hattest,
hast du gesagt, dass Xavier der schärfste Vampir in ganz Mähren ist und dass er
sich niemals der Entscheidung hätte stellen müssen, wenn du dabei gewesen
wärst, weil du ihn gerettet hättest, bevor er in diese verzweifelte Lage
geriet. Na los, sag schon, dass du das nicht behauptet hast! Sag mir, dass du nicht
Anspruch auf ihn erhoben hast, bevor ich es tun konnte!“
„Pah! Ich
glaube nicht an diesen ganzen Hokuspokus und das weißt du.“
„Wenn du
nicht daran glaubst, warum machst du dann Runendeutungen für andere Leute
durch, hmmmm?“
Ich lächelte
müde. „Weil die Steine so hübsch sind. Du weißt ganz genau, dass das nur ein
Partygag ist, nicht mehr.“
„Ha! Ein
Partygag! Das erklärt aber nicht ...“
„Vorsicht! Verdammt, Roxy, pass doch auf, wo du hinfährst!“
Sie hupte
und winkte dem Fahrer des Lasters zu, an dem wir nach ihrem Ausweichmanöver
vorbeibrausten, bevor es auf dem Highway in die nächsten Kurven ging, die für
die Straßen im ländlichen Oregon so charakteristisch waren. Ich las Roxy wegen
ihrer leichtsinnigen Fahrweise, mit der sie uns fast umgebracht hätte, tüchtig
die Leviten, worauf sie mit einem beleidigten Schweigen reagierte. Ich nutzte
die Stille, um über den Abend bei Miranda nachzudenken. Roxy tat offenbar das
Gleiche.
„Joy?“
„Was?“
Sie druckste
noch eine Weile herum, bevor sie schließlich sagte: „Weißt du, du musst nicht
mit mir in die Tschechoslowakei fahren.“
„Heute heißt
das Tschechische Republik.“
„Oh.“
Eine Eule
geriet einen kurzen Moment in den Bann des Fernlichts und ich sah aus dem
Augenwinkel geisterhaft einen weißen Flügel aufblitzen, bevor sie in der
Dunkelheit verschwand.
„Ganz egal,
wie das heute heißt, ich weiß dein Angebot, mich zu begleiten, wirklich zu
schätzen, aber angesichts dessen, was Miranda sagte ...“
Ich
schluckte und kaute auf meiner Unterlippe herum, während ich mir einmal mehr in
Erinnerung rief, dass ich nicht an die Dinge glaubte, von denen Miranda
behauptete, sie tun, sehen oder beschwören zu können.
Meistens
handelte es sich um Zufälle, um Ereignisse, die ohnehin eingetroffen wären, ob
sie nun vorher ein höheres Wesen zu Rate zog oder nicht. Ich war ein
vernünftiger, kluger Mensch. Ich glaubte nicht an Bigfoot, Geister und Vampire,
und auch nicht an die Macht weißer Hexen.
„Also ... du
sollst nur wissen, dass ich dich nicht auf dein Angebot festnageln werde. Mich
nach der Buchmesse vor Schwierigkeiten zu bewahren, meine ich. Du kannst in
deinen zwei Urlaubswochen Europa unsicher machen und Paris besuchen, wie du
ursprünglich geplant hattest. Ich komme auch ohne dich klar und kann alleine in
die Tschechische Republik reisen.“
Roxy grinste
müde.
Krampfhaft
verzog ich meine Lippen und hoffte, dass meine Grimasse in etwa wie ein Lächeln
aussah. Dann starrte ich wieder aus dem Fenster und versuchte, mir die
Gänsehaut von den Armen zu reiben.
Bei unserer
nächsten Sitzung mit Miranda lief es
Weitere Kostenlose Bücher