Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
Überraschungsangriff erholt hatte
und zum Vergeltungsschlag übergegangen war. Ich schickte ein Stoßgebet zum
Himmel und hielt mein Handgelenk über Christians Lippen. Ich betete für die
Seelen meiner Geisterfreunde, für Christian und mich und hoffte, dass er
endlich den Mund öffnete.
Ein rubinroter Blutstropfen trat aus der Wunde aus, wippte im Rhythmus
meines Pulsschlags und schwoll an, bis er schließlich hinunterfiel.
In diesem Moment öffneten sich Christians Lippen, und der Blutstropfen
verschwand in seinem Mund.
Eine Sekunde später wurde das Sofa fortgerissen, flog quer durch den
Raum und explodierte zu einer Wolke aus Lederfetzen und Holzsplittern. Asmodeus
stand in seiner wahren, ganz und gar abscheulichen Gestalt vor uns. Sein
entstellter Körper, der nur noch entfernt an ein menschliches Wesen erinnerte,
bot einen grauenhaften Anblick: Was früher Fleisch und Knochen gewesen waren,
bestand nur noch aus Elend und Hass, und eine Krone aus Gemeinheit und
Hinterlist saß auf seinen langen grauen Locken, die sich wie eigenständige
Wesen um seinen verwachsenen Leib schlängelten.
„Jetzt wird sich dein Schicksal erfüllen!“, schrie der Dämonenfürst
und packte mich. Das Amulett leuchtete auf, dann zersprang es und fiel zu
Boden. Er zog mich hoch und bleckte seine langen Zähne, die schwarz vor Sünde
waren. Ich griff nach der Hand, die mich zu erwürgen drohte, aber ich hatte
nicht annähernd genug Kraft, um seine grauenerregenden Finger von meinem Hals
zu lösen.
Du findest offenbar Vergnügen an dramatischen Szenen , meldete
sich eine warme, samtige Stimme in den Trümmern meines Bewusstseins zu Wort.
Auch darüber werden wir reden müssen.
„In der Badewanne?“ , fragte ich und hätte vor Freude am liebsten
geheult.
Wie du wünschst.
Als Christian aufstand, drehte Asmodeus sich ruckartig zu ihm um.
Hätte er mich nicht am Hals festgehalten, sodass meine Beine in der Luft
baumelten, wäre ich in Jubel ausgebrochen, so gut sah Christian aus. Seine
Augen leuchteten in einem herrlichen Mahagoniton mit goldenen Sprenkeln, als er
mit einer Eleganz und Anmut auf uns zukam, die mein Herz schneller schlagen
ließ. Sein Bewusstsein verschmolz mit meinem, und plötzlich hatte ich genug
Kraft, um mich von Asmodeus loszureißen. Mein Körper unser Körper - wurde von
einer Macht erfüllt, die offenbar von unseren eins gewordenen Seelen herrührte.
Obwohl Asmodeus meinen Hals noch fester zu umklammern versucht hatte, befreite
ich mich mühelos aus seinem Griff. Dabei rutschte, wie ich zu meiner
Überraschung feststellte, ein Ring von seinem Finger in meine Hand. Es war ein
herrliches Gefühl, von unserer Macht durchströmt zu werden, die mir die Kraft
gab, den Dämonenfürsten zur Seite zu stoßen.
Christian lächelte, als ich an seine Seite trat, und zog sich
widerstrebend aus meinem Bewusstsein zurück.
„Ich habe dir doch gesagt, sie ist zu stark für dich“, sagte er zu
Asmodeus, nahm meine Hand und warf einen erstaunten Blick in Tiranas Richtung.
„Mehr habe ich nicht zustande gebracht“, erklärte ich ihm, als Eduardo
den kleinen Dämonen in die Luft schleuderte. Die Locken flogen ihm um den Kopf
und zogen sich immer mehr in die Länge, als wollten sie nach Eduardo greifen.
Phillippa lag zu Guardas Füßen. Ob sie tot oder nur bewusstlos war, wusste ich
nicht. Guarda stand mit ausgestreckten Händen und leerem Blick da und versorgte
Eduardo mit Energie. Ich war den beiden gegenüber nun fast milde gestimmt, denn
die Macht, die uns die Vereinigung verliehen hatte, gab mir Sicherheit. Es
sollte uns nicht schwer fallen, sie zu besiegen.
„Du überschätzt die Frau und auch dich“, zischte der Dämonenfürst
durch seine kaputten Zähne. „Besser gesagt, du unterschätzt meine Macht!“
Mit einem grausigen Gesichtsausdruck, der wohl ein Lächeln sein
sollte, verschwand er. Er ging einfach in Bauch auf und war weg. Christian
atmete tief durch und schloss die Flügeltür. Dann nahm er eins der
Breitschwerter von der Wand und schob es durch die Griffe unter den beiden
Türknäufen.
„Warum machst du das?“
„Er hat seine Legionen gerufen.“
Ich drehte mich zu dem zerschlagenen Triumvirat um. Tirana hatte sich
wieder auf Eduardo gestürzt und kämpfte mit ihm. Guardas Kräfte schwanden
zusehends, denn sie gab alle ihre Energie an Eduardo ab.
Christian nahm das andere Breitschwert von der Wand und wog es in
seiner Hand. „Kannst du dich um die drei kümmern?“
Ich stutzte. „Klar,
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