Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
der Schulter fasste.
„Es kommt Ihnen wahrscheinlich ein bisschen merkwürdig vor aber hätten
Sie wohl ein paar Minuten Zeit für mich?“ Ich sah die Frau verdutzt an. Sie war
ein paar Zentimeter größer als ich und hatte freundliche Augen und eine warme
Aura, die ich wahrnahm, ohne mich ihr innerlich öffnen zu müssen. „Äh...“,
machte ich, weil ich immer noch reichlich verwirrt war doch dann nahm ich meine
fünf Sinne beisammen. Beschwörer hatten die Lage schließlich immer im Griff.
Die Dinge nicht unter Kontrolle zu haben war gefährlich für sie, denn das
öffnete unangenehmen, schrecklichen Geschehnissen Tür und Tor. Ich durfte mich
nicht von solchen Lappalien wie der Begegnung mit... Mein Blick wanderte wieder
zu Dante. Er beobachtete mich, obwohl die Frau, die nun vor ihm am Tisch stand,
ununterbrochen auf ihn einredete und ein ums andere Mal bekräftigte, wie sehr
sie seine Bücher liebte. Ich atmete tief durch und wandte mich wieder der Frau
zu, die mich ebenso eingehend musterte wie ihre Begleiterin zuvor. Da ich
mindestens tausend Fragen hatte, was Dante anging, kamen mir seine Groupies
gerade recht. „Sicher, ein paar Minuten kann ich erübrigen.“
Die Frau lächelte, und die Wärme und Herzlichkeit, die sie
ausstrahlte, umgaben sie wie ein Heiligenschein. „Sehr gut. Rox?“ „Bin schon
da“, sagte die kleinere Frau und nahm mich am Ann.
„Gehen wir doch an die Espressobar. Ich weiß ja nicht, wie es euch
geht, aber ich könnte auf jeden Fall einen Milchkaffee gebrauchen. Ganz schön
anstrengend, diese Fahndung nach der Auserwählten.“
Ich taxierte sie verstohlen aus den Augenwinkeln, doch sie schien es
zu merken, denn sie fing an zu grinsen. Dann eskortierten die beiden mich durch
den Laden, und ich kam mir beinahe vor wie ein Häftling, der in seine Zelle
abgeführt wird. Nach ein paar Metern blieb die größere Frau jedoch stehen und
schaute auf mein Bein. „Entschuldigung, ich sollte langsamer gehen.“
Ich zuckte nur mit den Schultern und hinkte weiter. „Ist schon okay.
Mein Bein mag es nur nicht, wenn ich zu lange stehe.“ „Und was ist mit der
Sonnenbrille?“, fragte die kleinere Frau.
„Haben Sie ein Problem mit den Augen, oder machen Sie nur einen auf
cool?“
„Roxy! Sei nicht so unhöflich! Sie müssen ihr das verzeihen“ sagte die
Schwangere, als wir an der Espressobar ankamen. „Sie ist als Baby auf den Kopf
gefallen. Mehrmals, um genau zu sein...
Zwei große fettarme Milchkaffee bitte und... Was möchten Sie?“ „Einen
Americano“, sagte ich, während ich mich im Stillen darüber wunderte, was für
ein Typ von Mann wohl derartig merkwürdige Groupies anzog. Und war es etwa sein
Baby, das die Größere austrug? Aber was noch wichtiger war: Warum wünschte ich
mir, dass es nicht seins war?
Die Frau bestellte für mich, dann fügte sie hinzu: „Ich nehme noch
einen Zitronenmuffin und dieses Teilchen da mit den Kirschen und... äh... einen
Mokka-Brownie.“ Sie drehte sich um.
„Möchte sonst noch jemand was?“
„Wenn du das alles aufisst, dann platzt du“, bemerkte die kleinere Frau
und wies stirnrunzelnd auf den dicken Bauch ihrer Begleiterin. Ich schüttelte
den Kopf und ließ mich von den beiden an einen kleinen Tisch führen.
„Ich nehme an, jetzt sind Sie ganz schön neugierig“, sagte die
Schwangere mit einem Lächeln. „Aber zuerst sollten wir uns mal miteinander
bekannt machen. Ich bin Joy, das ist meine Freundin Roxy, und Sie sind...?“
„Allie. Allegra Telford.“
„Wollen wir uns nicht duzen? Du bist doch auch Amerikanerin oder?“
„Ja.“ Ich rutschte etwas unruhig auf meinem Stuhl herum, weil ich aus
irgendeinem Grund zurück zu Dante wollte, um ihn noch ein bisschen anzustarren.
„Cool“, sagte Roxy. „Aber die große Frage ist natürlich: Glaubst du an
Vampire?“
„ Roxy! “
Sie sah ihre Freundin an. „Was denn? Das ist wichtig!“ „Ja, aber man
fällt doch nicht einfach so mit der Tür ins Haus!
Man muss sich ganz vorsichtig und behutsam an diese Dinge herantasten.
Die meisten Leute regieren ziemlich verstört, wenn man mit Vampiren und Dunklen
und so weiter anfängt. Das ist ein heikles Thema. Tut mir leid, Allie. Sie hat
weder Feingefühl noch Takt.“
Feingefühl? Mir gegenüber? Wenn es um das Übernatürliche ging? Ich
musste unwillkürlich lachen. Es platzte aus mir heraus und ich wieherte, bis
mir die Tränen kamen und ich zu einer Serviette greifen musste, um mir die
Wangen abzutupfen. Die beiden
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