Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
nicht auf Bücher dieser Art.“
Die Frau kniff die Augen zusammen. „Was soll das heißen dieser Art?“
Sie hielt mir ihre drei Bücher hin. „Das sind ganz wunderbare Werke,
sehr schön geschrieben und mit starken, düsteren Helden, die von Frauen
gerettet werden!“
„Und der Sex ist auch klasse“, merkte eine andere Frau an.
Die Frau hinter mir nickte energisch. „Einfach hinreißend, die
Liebesszenen, sehr fantasievoll und so heiß, dass einem der Schlüpfer
verbrennt. Hier!“ Sie drückte mir ein Buch in die Hand. „Nehmen Sie das. Und
lesen Sie es! Dann sind Sie im Handumdrehen auch ein Fan. Dante hat nämlich
eine Begabung zum Schreiben ... die ist schon beinahe übernatürlich “
Ich schob meine Brille gerade so weit hoch, dass sie meine Augen sehen
konnte. „Glauben Sie mir, ich brauche kein Buch, um zu wissen, was
übernatürlich ist.“
Sie schnappte nach Luft und senkte rasch den Blick. Ich rückte meine
Brille zurecht, gab ihr das Buch zurück, das sie mir hatte aufdrängen wollen,
und schaute wieder nach vorn. Derart auf mich aufmerksam zu machen war mir sehr
unangenehm - mit meinem Hinken fiel ich schon genug auf-, aber wenn ich eins
nicht leiden kann, dann sind es fanatische Fans.
Ich hing meinen Gedanken nach, bis die Schlange so weit entlang den
Bücherregalen vorgerückt war, dass ich die Leute sehen konnte, die sich um
einen Tisch in der Mitte des Ladenlokals scharten. Gelangweilt stand ich
inmitten des bunten Gedränges und versah mich in Gedanken mit einem Schutzbann,
um mich vor übereifrigen Leserinnen zu schützen, bis sich mir plötzlich
sämtliche Härchen auf den Armen sträubten. Die Frau, die direkt vor dem Tisch
stand, an dem es die begehrten Autogramme gab, trat ein Stück zur Seite, und
ich konnte den Mann sehen, der einen großen Bücherstapel vor sich hatte und
gerade ein Exemplar signierte.
Sein schulterlanges schwarzes Haar hatte er zu einem Zopf gebunden,
aber eine lose Strähne, die ihm ins Gesicht gefallen war, reichte bis zu seinem
markanten Kinn, das mir irgendwie bekannt vorkam. Dann sah der Mann auf und
lächelte die Frau an, für die er das Buch signiert hatte. Ich geriet ins
Taumeln, als hätte mir jemand einen Schlag in den Magen versetzt, und hatte das
Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Es war der Mann, den ich zuerst im Traum und danach in dem alten
Gasthaus gesehen hatte - der Verrückte, der seinen ausgesprochen knackigen
Körper mit Schnitten verunstaltet hatte und dann verschwunden war... Oder waren
das alles nur Hirngespinste gewesen, Fantastereien meines übermüdeten Geistes?
Ich rieb mir verwirrt die Stirn. Hatte ich mir die Geschichte nun eingebildet
oder nicht? Ich konnte mir die ganze Sache einfach nicht erklären. In den zehn
Minuten, die ich weg gewesen war, hätte kein Mensch den Kellerraum säubern und
den Tisch hinaustragen können! Wirklich, kein Mensch...
C.J. Dante, der berühmte Verfasser von Vampirromanen, war der Mann,
der mir im Traum erschienen war und mich um Hilfe gebeten hatte. Ein gequälter
Mann, dessen Schmerz ich hatte spüren können, ohne mich ihm innerlich zu
öffnen. Ein Mann, der seinen Körper aufgeschnitten hatte wie einen Laib Brot
und dann ziemlich unfreundlich reagiert hatte, als ich ihm helfen wollte.
„Wer... oder besser gesagt was ist er eigentlich?“, murmelte
ich verstört.
Die Antwort auf diese Frage kannte ich leider nicht.
3
Wie ich die Sache sah, hatte ich zwei Möglichkeiten. Ich musste
entweder akzeptieren, dass meine Begegnung mit dem Geistesgestörten, der sich
auf schreckliche Weise selbst verstümmelte, nicht real gewesen war und mein
Gehirn sie aus irgendeinem Grund erfunden hatte, oder ich musste Dante auf der
Stelle den schwarzen Pullover von seinem maskulinen Körper reißen, um nach
verheilenden Schnittwunden zu suchen, und dabei laut nach der Polizei und den
netten Jungs mit den weißen Kitteln rufen.
Ich beschloss, es darauf ankommen zu lassen, wie der Mann reagierte.
Wenn er mich wieder erkannte, wusste ich, dass die Geschichte wahr war.
Erkannte er mich nicht wieder, dann folgte daraus, dass ich eine unglaublich
lebendige, realistische Vision gehabt hatte, von der sogar rote Fingerabdrücke
auf meinem Notizbuch zurückgeblieben waren.
Während sich die Schlange langsam vorwärtsbewegte, versteckte ich mich
hinter der stämmigen Frau vor mir, damit Dante mich nicht entdeckte, bevor ich
ihm gegenüberstand. Eine Angestellte führte die Autogrammjägerinnen eine nach
der
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