Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
an. Anton Melrose heißt er, nicht wahr?
Geben Sie mir die Nummer, dann können Sie das mit ihm klären.“
Die Gefahr, die von Guarda ausging, rief bei mir Übelkeit hervor. Ich
schwankte leicht und wich langsam zurück, bis ich den Stuhl zwischen mich und
den Schreibtisch gebracht hatte.
„Nein, das ist... äh... heute ist doch Mittwoch! Anton geht mittwochs
immer mit dem Erzbischof von... äh... Fresno golfen. Er ist heute gar nicht im
Büro!“
Eduardo knurrte mich regelrecht an, und ich wich abermals zurück.
„Dann kündigen Sie eben auf der Stelle! Wir werden für eine großzügige
finanzielle Entschädigung sorgen.“
„Oh, das könnte ich niemals tun!“, log ich, wich noch einen Schritt
zurück und betete, dass meine Banne hielten und die beiden die Lüge nicht
erkennen konnten. „Ich habe Anton so viel zu verdanken. Da kann ich doch nicht
einfach so alles hinschmeißen. Das geht wirklich nicht!“
Ich spürte eine Bewegung hinter mir, fuhr ruckartig herum und starrte
verblüfft die Frau an, die den Raum betrat.
„Gibt es ein Problem?“, fragte Phillippa, die Eremitin, und machte
einen großen Bogen um mich. „Ich konnte deinen Zorn bis nach unten in den
Korridor spüren, Guarda. Was ist los?“
Sie blieb neben Eduardo stehen, und dann nahmen sie mich zu dritt ins
Visier. Ich brauchte einen Moment, um mich von der Überraschung zu erholen, und
überlegte fieberhaft. Da Phillippa hier in diesem Büro war und offensichtlich
mit Guarda auf freundschaftlichem Fuß stand, gehörte sie auch zu diesem Verein.
Und daraus folgte wiederum, dass Guarda höchstwahrscheinlich Bescheid wusste über
Esme und ihren Schnuckel und mein Unvermögen, die beiden zu befreien.
Und das bedeutete summa summarum, dass Allegra die Beschwörerin in
gewaltigen Schwierigkeiten steckte.
Geliebte?
Christians verschlafene, aber unendlich beruhigende Stimme erreichte mein
Bewusstsein. Ich war nicht allein!
Du hast Angst?
Und wie , entgegnete ich und fummelte nervös an meiner Tasche
herum.
Ich habe etwas Blödes getan.
Ich spürte seinen Seufzer, bevor seine Worte mein Bewusstsein
streichelten.
Etwas Törichtes vielleicht, aber niemals etwas Blödes, Geliebte.
„Ah, Phillippa, was für eine Überraschung! Ich hatte nicht erwartet,
Sie hier anzutreffen.“
Ich bin in Guardas Büro. Mit Eduardo und der Eremitin, von der ich
dir erzählt habe. Ich glaube, sie wollen mich zwingen, in ihr Stadthaus
einzuziehen. Sie werden mich hier nicht weglassen, Christian.
Sein Schweigen war fast so laut wie sein zweiter Seufzer.
Ich glaube, ich ziehe meinen Einwand gegen das „Blöde“ zurück.
„Sagen Sie bloß!“ Die Eremitin sah Guarda an. „Sie kommuniziert mit
jemandem, der ein ganzes Stück von hier entfernt ist. Mit wem hat sie Kontakt
gehabt?“
Ich riss die Augen auf. Woher wusste sie, dass ich mit Christian
sprach? Und wusste sie auch, wer er war? Mein Bedürfnis, ihn zu beschützen, war
plötzlich so stark, dass ich mein Bewusstsein vor ihm abschottete.
Ich habe verstanden, Allegra. Aber es ist noch hell draußen. Ich
kann nicht kommen, um dich zu retten.
Ich schluckte. Christian kam mir mittlerweile so normal vor, weshalb
ich ganz vergessen hatte, dass er tagsüber nicht das Haus verlassen konnte.
Ich schicke Hilfe.
Der Kontakt seines Bewusstseins mit meinem genügte, um mir in
Erinnerung zu rufen, dass ich kein Opfer war - ich war eine Frau, die ihr Leben
im Griff hatte. Ich reckte das Kinn in die Höhe und sah Phillippa von oben
herab an.
„Tatsächlich? Das ist ja interessant.“ Guarda musterte mich
nachdenklich, dann erhob sie sich und kam auf mich zu. Ich wich zurück, bis sie
ungefähr einen Meter vor mir stehen blieb. Die Bannsymbole, die ich in die Luft
gezeichnet hatte, leuchteten plötzlich auf und schimmerten golden im trüben
Licht des verregneten Novembernachmittags.
„Banne!“, zischte Guarda und bedachte mich mit einem hasserfüllten
Blick, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Phillippa ging im Kreis um mich herum, und sobald sie in die Nähe
eines Banns kam, leuchtete er auf und verblasste wieder, wenn sie außerhalb
seiner Reichweite war.
„Sie hat sich geschützt“, bestätigte sie. „Aber vielleicht gelingt es
uns trotzdem.“
Oh, oh, das hörte sich gar nicht gut an. Ich konnte nur hoffen, dass
Christian die Feuerwehr oder den Katastrophenschutz alarmierte, denn mich
beschlich das ungute Gefühl, dass das, was Phillippa im Schilde führte, alles
andere als lustig sein
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