Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
die sie im Theater
beschworen haben.“
Verflixt, wieso wusste sie über Jem und Alis Bescheid? „Äh...“
„Eduardo und Steven haben das Theater vom Dachspeicher bis zum Keller
abgesucht. Sie fanden nur Hinweise auf den einen Geist, der dort verblieben
ist. Also müssen die Geister, die Sie beschworen haben, entweder befreit worden
sein - aber dazu hatten Sie gar nicht die Zeit - oder...“
Sie sah mich mit ihren kalten blauen Augen durchdringend an, um mir
die Wahrheit abzuringen. Obendrein versetzte sie mir auch noch einen mentalen
Schubs, was mich unglaublich ärgerte. Ich hasse es, wenn Leute mit
übersinnlichen Fähigkeiten aufdringlich werden.
„Oder was?“, fragte ich und gab mich gelangweilt.
„Oder Sie haben die Geister an Hüter gebunden, als ich einen Moment
abgelenkt war, und sie aus dem Theater geschmuggelt, nachdem Sie einen
Ohnmachtsanfall vorgetäuscht haben. Da mir das die logischste Erklärung zu sein
scheint, musste ich leider zu dem Schluss kommen, dass Ihr Handeln nicht im
Geiste unserer Gemeinschaft und unvereinbar mit der Lehre ist, für die wir
eintreten.“
Ich ignorierte das Kribbeln, das ich im Nacken verspürte, und setzte
ein Lächeln auf. „Nun, wenn Sie das so sehen wollen ...“
„Haben Sie eine andere Erklärung, die Sie mir gern vortragen möchten?“
Ich bemühte mich, genauso lässig und elegant die Achseln zu zucken,
wie Christian es immer tat, aber es gelang mir nur unzureichend. „Ich glaube
nicht, dass ich Ihnen irgendeine Erklärung schuldig bin, Mrs. White. Ich habe
Ihnen versprochen, über einen Beitritt zu Ihrer Organisation nachzudenken, aber
wie Sie wissen, habe ich bereits eine Anstellung. Ich müsste mich von meinem
Arbeitgeber freistellen lassen, um hier bei Ihnen aktiv werden zu können. Wenn
meine kleine Notlüge in Bezug auf Christian dazu geführt hat, dass Sie an
meinen Absichten zweifeln, dann bedaure ich das, aber ich kann Ihnen versichern,
dass die Mehrung des Wissens über Geister und andere paranormale Phänomene für
mich höchste Priorität hat. Ich halte Geister nicht gegen ihren Willen fest.
Ich pflege meinem Arbeitgeber keine Informationen vorzuenthalten. Und ich
garantiere Ihnen, dass ich keine Geister an Hüter gebunden habe.“
Guarda drückte den Summer auf ihrem Schreibtisch, was völlig
überflüssig war, da ich sehr wohl wusste, dass Eduardo das Gespräch verfolgt
hatte. „Ich bin bereit, zur Förderung eines guten Arbeitsverhältnisses über
diese Sache hinwegzusehen. Dessen ungeachtet ist es natürlich meine Aufgabe,
wertvolle Ressourcen zu schützen. Aus diesem Grund habe ich Ihre Unterbringung
in unserem Haus in der Stadt veranlasst, in dem auch die anderen Mitglieder des
Expertenteams einquartiert wurden. Sie werden sich dort bestimmt sehr
wohlfühlen - das Personal liest den Gästen jeden Wunsch von den Augen ab. Wir
werden Ihre Sachen natürlich bei Ihrem Bekannten abholen und in Ihre neue
Unterkunft bringen lassen. Ah, Eduardo, da sind Sie ja! Miss Telford und ich
sprachen gerade über die Zukunft.“
„Tatsächlich? Dann hat sich die Sache mit den verschwundenen Geistern
also aufgeklärt?“ Er schenkte mir ein falsches Zahnpastalächeln, doch hinter
seinen grauen Augen verbargen sich nur finstere Gedanken.
Ich erwiderte sein Lächeln und wünschte ihm insgeheim, dass ihm seine
viel zu weißen Zähne möglichst bald ausfielen. Er wusste nur zu gut, dass die
Geisterfrage noch nicht geklärt war. „Nun, ich denke schon! Da Sie und Mr. Rick
die Anwesenheit der Geister anscheinend nicht spüren konnten, versuchen Sie am
besten, jemanden zu finden, der etwas sensibler ist.“
Der Seitenhieb traf voll ins Schwarze, doch meine Torheit sollte mich
teuer zu stehen kommen.
„Und was die Unterkunft angeht, Mrs. White“, fuhr ich fort, „ich weiß
Ihr Angebot zu schätzen, aber da, wo ich bin, fühle ich mich als
Frischverliebte ganz wohl.“
„Ich fürchte, was diesen Punkt angeht, muss ich eisern bleiben“,
entgegnete Guarda in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Es ist doch
nur zu Ihrem Besten!“
Für Befehle war ich noch nie empfänglich gewesen. Jedenfalls seit
meiner Wiedergeburt als eigenständige, selbstbewusste Frau. Ich lächelte
bedauernd. „Leider muss ich genauso eisern bleiben. Der Umzug würde mir ganz
sicher nicht gut bekommen, möglicherweise würde er meine Fähigkeiten sogar so
stark beeinträchtigen, dass ich Ihnen gar nicht mehr zu Diensten stehen kann.“
Subtilität war nicht gerade
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