Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
würde.
„Äh, wissen Sie, ich denke, ich muss jetzt wirklich aufbrechen. Lassen
Sie uns später noch einmal über die ganze Angelegenheit sprechen. Mein
Verlobter wartet bestimmt schon auf mich.“
Die drei reagierten gar nicht, steckten die Köpfe zusammen und
tuschelten leise miteinander. Als ich mich der Tür näherte, merkte ich sofort,
dass Guarda sie mit einem Bann versehen hatte, damit niemand gegen ihren Willen
das Büro verlassen konnte, aber ich probierte es trotzdem. Die drei beachteten
mich überhaupt nicht, als ich versuchte, die unsichtbare Mauer zu durchbrechen,
die mir den Weg versperrte.
„Verdammt noch mal“, knurrte ich und trat einen Schritt zurück, um
mich zu sammeln. Man konnte einen Bann brechen, wenn man ihn genau studierte
und feststellte, wie er zusammengesetzt war. Jeder, der Banne ausbrachte, ging
von einem Grundkonzept aus, das er dann persönlich gestaltete, indem er hier
ein Wort und da eine Geste hinzufügte. Durch die individuelle Ausformung war
jeder Bann einzigartig und ließ sich nur brechen, wenn man genug Zeit und Muße
hatte, ihn genau unter die Lupe zu nehmen. Die magische Wirkung ging eigentlich
nicht von dem Bann selbst aus, sondern vielmehr von dem Glauben, den die
Person, die ihn ausbrachte, in ihre Fähigkeiten hatte. Daran lag es auch, dass
sich Banne, wenn jemand sie nur selten verwendete, nach kurzer Zeit wieder
auflösten - wie der Bann, den ich bei Joy gegen Christian ausgebracht hatte.
Ich praktizierte diese Methode einfach nicht häufig genug, um absolutes
Vertrauen in meine Bannfähigkeiten zu haben.
Aber wie auch immer, Guardas Bann glitzerte jedenfalls silbrig, als
ich mich gegen die Tür warf, und sein Muster war so kompliziert, dass ich
Stunden brauchen würde, um es zu knacken.
Allegra! hallte es laut durch meinen Kopf. Die Stimme war
fordernd und gebieterisch, und ihr fehlte die samtige Klangfarbe, die ich so
gut kannte.
Gegen meinen Willen drehte ich mich langsam um. Meine vier Banne
glitzerten golden in der Luft, aber ich nahm sie nur verschwommen wahr, denn
der Anblick, der sich mir bot, ließ mich erstarren. Guarda und Phillippa
standen regungslos nebeneinander und stierten mich mit leeren Augen an, die
aussahen, als hätten sie den Blick nach innen gerichtet. Eduarde saß hinter den
beiden auf dem Schreibtisch. Er hatte den Kopf nach hinten geneigt, die Augen
geschlossen und den Frauen die Hände in den Nacken gelegt. Mit angehaltenem
Atem versuchte ich zurückzuweichen, aber es gelang mir nicht. Ich stand wie
angewurzelt da und war unfähig, meine Beine zu bewegen. Entsetzt starrte ich
die drei an.
Sie hatten ein Triumvirat gebildet, die mächtigste Formation, die bis
dato in meiner Branche bekannt war.
Und sie hatten meine Bewusstseinsbarrieren durchbrochen.
12
Du wirst nicht mehr gegen uns ankämpfen!
Ich versuchte tief Luft zu holen, aber ich hatte mich Schutz suchend
auf den Boden gekauert, als das Triumvirat mit vereinter Energie in mein
Bewusstsein eindrang, und in dieser Haltung war tiefes Atmen überhaupt nicht
möglich.
Du wirst erkennen, dass wir stärker sind!
Ich machte also viele kleine Atemzüge und konzentrierte mich nach
Leibeskräften auf etwas Belangloses; auf etwas Harmloses, das nicht gegen mich
verwendet werden konnte. Außerdem galt es zu verhindern, dass durch die Macht,
die mein Bewusstsein eroberte, etwas Wichtiges Schaden nahm.
Du wirst uns sagen, was du mit den Geistern gemacht hast, die sich
in deinem Besitz befinden.
Die Scherben der Blütenschale zersprangen in Tausende kleine Splitter.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf meine Schuhe. Die Spitzen waren
schon leicht abgewetzt, und ich fragte mich, wie das überhaupt möglich war, wo
man doch eigentlich nur mit den Sohlen den Boden berührte.
Ein kleines blassgrünes Kissen, das auf dem Sofa unter dem Glasbild
lag, explodierte, und es regnete zahllose Schaumstoffflocken.
Die Energie des Triumvirats wurde immer stärker und breitete sich in
einzelnen Strömen im ganzen Büro aus.
Ich fegte die Schaumstoffstückchen mit dem Fuß beiseite.
Wirklich seltsam: Obwohl ich nicht die schlechte Angewohnheit hatte,
ständig irgendwo gegen zu treten, waren die Spitzen meiner Schuhe abgewetzt.
Allegra Telford!
Namen haben Macht. Schmerz durchzuckte meinen Körper, als ich mich
dagegen wehrte, den stummen Befehl zu befolgen, und ich nahm den Kopf zwischen
die Knie und betete, dass die versprochene Hilfe rasch eintraf. Ich wusste
nicht, wie lange ich der
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