Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
griechische Nudelsalat war doch gar nicht übel.“
„Der Wein hat mir geschmeckt.“
„Aber die Kichererbsenpaste war nicht nach deinem Geschmack.“ Ich
schob die Paste mit Paprika und Oliven auf meine Seite des Tischs. Ich war
nicht annähernd so wählerisch wie Christian. Aber ich hatte auch nicht erst mit
neunhundert Jahren Essen gelernt. Unter den gegebenen Umständen stand es ihm
wohl zu, klare Vorlieben zu haben.
„Der Wein war sehr gut.“
„Und das Rindfleisch Kantonesisch und das Hühnchen mit
Chili-Schoko-Sauce sind aus dem Rennen. Die Rippchen auch.“
„ Wirklich lecker, der Wein“
„Aber du hast den gebratenen Reis noch nicht versucht. Hier, probier
mal!“
„Ich glaube, ich kann ruhig noch etwas Wein trinken, ohne dass es
negative Auswirkungen hat“, meinte Christian, als ich versuchte, ihm den Löffel
zwischen die Lippen zu schieben, um wenigstens ein paar Reiskörner in ihn
hineinzubekommen.
Seufzend ließ ich den Löffel sinken. „Du hast gesagt, du könntest am
Anfang nur kleine Mengen von allem zu dir nehmen, Christian. Es war nicht die
Rede davon, dass du eine rote Nase bekommst.“
Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Eine rote Nase?“
„Die kriegt man, wenn man zu viel Wein trinkt.“
Er warf einen Blick auf das kleine Sherryglas, in dem ich ihm winzige
Schlucke von verschiedenen Weinen zu probieren gab, damit er testen konnte,
welcher ihm schmeckte und welcher nicht.
„Ich glaube, von ,zu viel' bin ich bei den ein, zwei Teelöffelchen
Wein, die du mir gnädigerweise gegeben hast, noch sehr weit entfernt.“
„Alkoholisierte Vampire haben der Welt gerade noch gefehlt. Und jetzt
probier den Reis, dann bekommst du auch noch ein Schlückchen von dem
Gewürztraminer.“
Er pickte sich ein einzelnes Reiskorn heraus und kaute vorsichtig
darauf herum. „Annehmbar.“
Ich schenkte ihm einen Schluck Wein ein.
„Okay, dann hätten wir da noch die Spaghetti, die dir wohl nicht
schmecken werden, weil in der Sauce tote Kuh drin ist, und die Bratkartoffeln
mit Salbei, die ich persönlich sehr lecker finde und die...“
„Warum drückst du dich eigentlich vor dem Unvermeidlichen?“, fragte
Christian und drehte das Sherryglas zwischen seinen eleganten Fingern.
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich keine Hilfe beim Baden
brauche.“
„Du bist verletzt. Ich spüre deine Schmerzen, wenn du dich bewegst.
Warum lässt du sie mich nicht bei einem heißen, genüsslichen Bad lindern?“
„Weil man beim Baden nackt ist. Und ich kenne dich! Dann willst du nur
wieder mit mir schlafen, und das ist gar keine gute Idee. Gut war allerdings,
dass Joy uns vorhin unterbrochen hat. Bevor ich nämlich nicht ein paar Dinge
für mich geklärt habe, wirst du mich nicht anfassen, und das bedeutet: kein
gemeinsames Bad.“
Er lächelte.
„Es ist mir ernst, Christian.“
Sein Lächeln wurde breiter.
„Schlag dir aus dem Kopf, was du gerade denkst!“ Ich drohte ihm mit
meiner Gabel.
„Wenn du wünscht corrrazón rrreiße ich ihm das Herrrz aus dem Leib und
tanze darrrauf herrrum“, ließ sich unvermittelt eine geisterhafte Stimme
vernehmen.
Ich verzog das Gesicht, als die durchsichtige Gestalt eines notgeilen
elisabethanischen Höflings auf der Bildfläche erschien. „Ich dachte, ihr guckt
einen Film?“
„Die anderrren wollten ihn nicht sehen.“
„Ach ja?“ Ich runzelte die Stirn. Esme hatte herausgefunden, dass sie,
wenn sie sich konzentrierte, die Knöpfe auf der Fernbedienung drücken konnte.
Die neu gewonnene Freiheit, hemmungslos durch die Programme zappen zu können,
hatte sie und Jem in kürzester Zeit zu Fernsehjunkies gemacht. „Warum?“
Er winkte ab. „Sie hatten etwas gegen den Film.“
„Wie hieß er denn?“
Antonio schürzte die Lippen und sah mich wieder mit diesem Dackelblick
an. „Das weiß ich nicht mehrrr genau. Ich glaube, es ging um einen Entdeckern;
der einen Orrrt namens Dallas errrkundet hat.“
„Dallas erkundet?“
„Debbie Does Dallas oder so ähnlich lautete derrr Titel. Der
Film schien ganz unterhaltsam zu sein, aber Esme sagte, errr sei nichts fürrr
ihrrre Katze. Pah!“
Ich verschluckte mich an dem Wein, den ich gerade im Mund hatte, und
hustete und prustete eine ganze Weile, während Christian mir fürsorglich auf
den Rücken klopfte, bis ich wieder einigermaßen Luft bekam. Antonio nahm
offenbar daran Anstoß, denn er marschierte mit geschwellter Brust auf Christian
zu.
„Oh nein, nicht schon wieder“, stöhnte ich. Als
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